Spielbeurteilung

Brawl Stars

11.05.2020
Nach ihren bisherigen Erfolgen Clash Royal und Clash of Clans geht das Entwicklerteam
von Supercell mit ihrem aktuellen Titel Brawl Stars in die nächste Runde. Die nach wie vor anhaltende Beliebtheit dieses mobilen Echtzeit-Strategiespiels ist schnell erklärt: Brawl Stars besticht durch einen einfachen Einstieg und durch kurze, schnell aufeinander folgende Spielrunden. Die dabei leicht zu erringenden Erfolge halten die Motivation aufrecht.

Mit der Einstiegs-Brawlerin Shelly begeben wir uns in die Welt von Brawl Stars.

Eine Registrierung ist nicht notwendig, stattdessen starten wir direkt mit einem Tutorial, um die Steuerung und grundlegenden Spielmechanismen kennenzulernen. Diese sind recht überschaubar, mit dem linken Daumen wird die Spielfigur, der sogenannte Brawler, gesteuert, mit dem rechten Daumen wird die jeweilige Waffe abgefeuert. Außerdem verfügt jede Figur über eine individuelle Spezialattacke, die ebenfalls gelegentlich zum Einsatz kommen kann. Ein Ladebalken signalisiert uns, ab wann die Attacke erneut bereit ist.

Spielmodi (Auswahl)


Nach Abschluss des Tutorials geben wir uns erst einmal einen Namen, um danach an der ersten Runde Juwelenjagd teilzunehmen. Gemeinsam mit zwei weiteren Mitspieler_innen, treten wir als Team Blau gegen das ebenfalls dreiköpfige Team Rot an. Ziel der Spielrunden ist es, jeweils zehn Juwelen einzusammeln und diese bis zum Ende zu behalten. Sterben wir, verlieren wir die Steine wieder und müssen erneut beginnen zu sammeln. Für diejenigen, die zu Anfang vielleicht noch etwas behutsamer vorangehen, gibt es in der Mitte es Spielfelds eine Mine, die in regelmäßigen Abständen einzelne Juwelen ausspuckt. Bevor also die Gefahr droht leer auszugehen, können dort zumindest einzelne Juwelen eingesammelt werden. Wer durch eine gegnerische Waffe getroffen wurde, kann sich in hohe Gräser zurückziehen, um dort in Sicherheit verlorene Lebenspunkte zu regenerieren.

Alleine oder gemeinsam treten wir gegen Menschen aus der ganzen Welt an.

Nach einigen gewonnenen Runden können Belohnungen wie zum Beispiel neue Spielfiguren, Ränge oder Ausrüstung freigeschaltet werden. Auch der Spielmodus „Brawlball“ muss erst erspielt werden. Dieser ähnelt einem Fußballspiel: Es gibt zwei Mannschaften und der Ball muss ins jeweils gegnerische Tor. Gerät eine Spielfigur in Ballbesitz, kann sie sich mit dem Ball über das Feld bewegen und ihn schießen. Während dieser Zeit ist es nicht möglich, andere zu attackieren. Im Fall eines Unentschiedens gibt es eine einminütige Verlängerung. Das erste Tor ist hierbei entscheidend, danach wird sofort abgepfiffen.

Das Ziel von „Tresorraub“ hingegen ist es, den jeweils gegnerischen Tresor zu zerstören. Das Spielprinzip dahinter heißt Capture The Flag und erfreut sich seit mindestens zwanzig Jahren reger Beliebtheit. Brawl Stars adaptiert also bekannte Spielprinzipien, um eine höhere Vielfalt an Spielweisen anzubieten.
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Pädagogische Beurteilung:

Verführerische Anreize


Schnell wird deutlich, dass neben dem eigentlichen Spielspaß, die Aufwertung, Ausrüstung sowie das Sammeln weiterer Brawler im Vordergrund stehen.

Für den schnelleren Aufstieg können Kristalle im Shop gegen bare Münze erstanden werden.

Die Bezahl-, Tausch und Auszeichnungssysteme sind überaus komplex. Bei den vielen verschiedenen Systemen, die gleichzeitig zum Tragen kommen, ist es schwierig herauszulesen, was davon nun mit echtem Geld gekauft werden kann. Tatsächlich sind lediglich „Kristalle“ mit echter Münze zu erstehen, diese lassen sich innerhalb des Spiels wiederum in Boxen eintauschen. Doch es ist wie bei der Panini-Stickertüte: Man weiß vorher nie, was man für sein Geld bekommt. Die Preise für diese Kristalle sind hoch. Das Risiko beim In-App-Kauf macht einen Teil des Reizes aus. Das Freispielen von Inhalten ohne dafür echtes Geld zu investieren, dauert sehr lange und wirkt sich ab einem gewissen Zeitpunkt auf den eigentlichen Spielspaß aus. Weil es einfach keinen Spaß macht zu sehen, wie andere spürbar schneller vorankommen als man selbst.

Freunde einladen und Clubs gründen


Da es seitens Supercell nicht nur gewünscht ist fleißig zu spielen, sondern gleichermaßen Neulinge an Brawl Stars heranzuführen, ist es auf sehr unkomplizierte Weise möglich, sich mit den Freund_innen oder Klassenkamerad_innen zu verbinden und gemeinsam zu spielen. Da alle über eine eigene Spieler-ID verfügen, können diese im Freundeskreis ausgetauscht werden, um sich anschließend innerhalb des Spiels schnell und unkompliziert zusammenzufinden.

Mithilfe der Spieler-ID können Freund_innen und Mitschüler_innen schneller gefunden werden.

Wer gerne und regelmäßig zusammen spielt, kann einen eigenen Brawl Stars Club gründen oder einem bestehenden Club beitreten. Hierbei besteht nicht nur die Möglichkeit des gemeinsamen Spielvergnügens. Es ist auch möglich, über ein entsprechendes Chatfenster miteinander zu kommunizieren und sich während der Spielrunde besser zu koordinieren. Laden Neulinge, die von uns angeworben und eingeladen wurden, ihr Konto mit echtem Geld auf, erhalten wir eine Belohnung. Hierbei besteht innerhalb des Freundeskreises die Gefahr, dass Druck untereinander ausgeübt wird, endlich Kristalle im Shop zu kaufen, damit man selbst eine weitere Brawlbox erhält. Eltern sollten daher, das mitunter heimtückische Bezahl- und Belohnungssystem mit ihren Kindern thematisieren und verbindliche Absprachen darüber treffen, ob In-App-Käufe getätigt werden dürfen oder nicht. Eltern können diese meist im jeweiligen Appstore sperren und/oder darauf achten, dass dort keine Zahlungsmethoden (wie zum Beispiel Kreditkartendaten) hinterlegt sind. Gegebenenfalls empfiehlt es sich auch, im Fall eines fest bestehenden Freundeskreises, den Kontakt zu den anderen Eltern zu suchen, um eine gemeinschaftliche Haltung zu finden.

Wer kein Teil eines bestehenden Clubs ist, der wird wild mit anderen zusammengewürfelt. Auch hierbei kann über das Chatfenster miteinander geschrieben werden, wobei auf diese Weise natürlich nicht nachvollzogen werden kann, um wen es sich auf der anderen Seite handelt. So wie auch wir unsere Existenz im Schatten unseres Brawlers Shelly verschleiern, genau so gilt das auch für alle anderen. Die Vorzüge dieser anonymen und spielbasierten Kommunikationsform hat, wie auch im Fall der Messengerdienste, mitunter zur Folge, dass Kinder und Jugendliche gelegentlich auch mit Erwachsenen in Kontakt geraten können, die vorgeben, ebenfalls minderjährig zu sein. Wenn diese Herangehensweise pädosexuell motiviert ist, spricht man hierbei von „Cyber-Grooming“. Weitere Informationen zu diesem Thema werden auf Plattformen wie klicksafe.de, handysektor.de oder beim Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs angeboten.

Da es sich sowohl bei den Minispielen als auch beim Sammeln und Optimieren von Brawlern um permanente Wettstreit-Szenarien handelt, kann es zu Spannungen und Leistungsdruck kommen. Und da nichts so sehr eint wie ein gemeinsamer Feind, können Phänomene wie Hate Speech und Cyber Mobbing die Folgen sein. Ein entsprechender Chat-Filter wurde leider versäumt oder war während der Testphase nicht ersichtlich.

Ein Ründchen in Ehren


Die kurzen und schnellen Spielrunden sind mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Sicherlich fällt es nach kurzen Abschnitten leichter, einen zufrieden stellenden Ausstieg aus dem Spiel zu gewährleisten. Im Vergleich zu komplexen Action-Adventures, bei denen Missionen sich auch mal über einen Zeitraum von mehr als einer Stunde ziehen können, sollte es Eltern hierbei deutlich leichter fallen, einen gütlichen Abschluss der Spielphase auszuhandeln. Doch gilt es auch hierbei zu beachten: Die vielen kurzen und beliebigen Runden schaffen es gleichermaßen, das Gefühl für Raum und Zeit zu verlieren und sich schlichtweg dem Flow-Erlebnis hinzugeben. Unter Berücksichtigung des komplexen Belohnungs- und Bezahlungssystems ist es bereits nach kurzer Spielzeit nicht mehr ohne Weiteres möglich zu sagen, wie lange man eigentlich gespielt hat.

Belohnungs- und Bezahlsystem


In Brawl Stars geht es um weitaus mehr als bloß Runde für Runde mit Freunden eine einfache und stimmungsvolle Mini-Spiel-Sammlung zu spielen. Da das Spielprinzip endlos ist, geht es vielmehr darum, eine Sammlung von Brawlern zusammenzustellen und diese möglichst schnell zu optimieren. Sei es durch eine entsprechende Ausstattung, individuelles Aussehen (Skins) oder das Optimieren der jeweiligen Fähigkeiten. Da das Sammeln und Optimieren ohne entsprechende Vergleichsmöglichkeit sinnlos erscheint, bedarf es einer entsprechenden Community, die genauso verfährt. Mit ihr befindet man sich im ewigen Wettstreit. Bei den Spielmodi handelt es sich vor allem um Spielweisen, die bereits aus anderen Kontexten bekannt sind. Teils sind es Klassiker der virtuellen Spielwelten. Das Sammeln und Tauschen von Sammelkartenspielen sowie die Optimierung des eigenen Kartendecks und das Herausfordern anderer fand auch schon vor Brawl Stars, vor der Erfindung von Smartphones und Apps und sogar vor der Erfindung des Internets statt und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.

Bei Brawl Stars handelt es sich also um eine Sammlung und Zusammenstellung alt bewährter und erfolgreicher Spielmodi und -prinzipien. Das Spiel macht sich dabei jedoch komplexe und mannigfaltige Belohnungs- und Bezahlsysteme zu eigen. Diese Inhalte und Mechanismen zielen darauf ab, den Spieler_innen Geld zu entlocken, und ähneln dem klassischen Glücksspiel.

Fazit:

Kinder und Eltern sollten sich nicht von der Cartoon-artigen Aufmachung täuschen lassen. Brawl Stars ist erst ab 14 Jahren geeignet, da Glücksspielmechanismen in Kinderzimmern nichts zu suchen haben. Es bedarf eines gewissen Entwicklungsstandes, damit Kinder und Jugendlichen die Tücken des Belohnungs- und Bezahlsystems erkennen.
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Siehe auch

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Bildnachweise

[1]Brawl Stars / Supercell / Pressematerial[2]Brawl Stars / Supercell / Screenshot by spielbar.de[3]Brawl Stars / Supercell / Screenshot by spielbar.de[4]Brawl Stars / Supercell / Screenshot by spielbar.de[5]Brawl Stars / Supercell / Screenshot by spielbar.de[6]Nintendo[7]Roblox / Roblox Corporation / Screenshot by spielbar.de