Spielbeurteilung

Subnautica

07.01.2019
Die unbekannten Tiefen des Meeres haben eine anziehende und zugleich beängstigende Wirkung auf uns Menschen. Subnautica schickt uns auf eine Entdeckungsreise in eine außerirdische Unterwasserwelt voller Herausforderungen. Dazu gehört vor allem, sich eigenen Ängsten zu stellen.
Nach einem Raumschiffabsturz auf einem fremden Wasserplaneten schlüpft man in die Haut des Überlebenden Riley Robinson, der sich mit einer Rettungskapsel in Sicherheit bringen konnte. Auf sich allein gestellt gilt es nun, das eigene Überleben in dieser fremden Umgebung zu sichern und den Gründen für den Absturz nachzugehen. Um an diese Informationen zu gelangen muss man sprichwörtlich auf den Grund gehen – genauer gesagt tauchen – und Wrackteile, Rettungskapseln sowie verlassene Unterwasser-Stützpunkte untersuchen.

Die Besatzung dieser Rettungskapsel hatte offensichtlich nicht so viel Glück wie wir. Im Inneren finden wir Informationen über deren letzten Momente auf diesem Planeten.

So viel kann verraten werden: Wir sind nicht die ersten Gestrandeten auf diesem Planeten und die Geschehnisse hängen mit einer intelligenten außerirdischen Spezies zusammen, deren Schicksal es im Laufe des Spiels zu ergründen gilt. Bevor Riley jedoch in tiefere Gewässer aufbrechen kann, benötigt er ausreichend Nahrung und geeignete Ausrüstung. Diese müssen zum großen Teil selbst hergestellt werden, wofür bestimmte Ressourcen – Pflanzen, Tieren und Mineralien – notwendig sind.

Mit dem “Krebs” lassen sich selbst große Mineralvorkommen, wie hier das häufig verwendete Titan, schnell abbauen.

Bereits der erste Sprung ins kühle Nass macht Eines deutlich: Die Entwickler haben ihr Augenmerk auf die Erschaffung einer grafisch aufwendigen und lebendigen Unterwasserlandschaft gelegt, die mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna eine dichte und glaubwürdige Atmosphäre schafft. Viele unterschiedliche Biome – von bunten Korallenriffen und grasbewachsenen Unterwassergärten über riesige Pilzwälder bis hin zu von Lava durchzogenen Höhlensystemen – wollen entdeckt und erkundet werden. Sie beherbergen eine Vielzahl unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten, die sogar einem natürlichen Verhalten nachgehen. So häuft eine Spezies Metallschrott an, den sie akribisch verteidigt, während eine andere uns attackiert, wenn wir Lichtquellen nutzen. Tag- und Nachtwechsel haben nicht nur Auswirkungen auf die Sichtweite, auch das Leben unter Wasser verändert sich, wenn viele Lebewesen aufgrund ihrer fluoreszierenden Eigenschaften die Umgebung in ein lebhaftes Lichtspektakel verwandeln.

Viele Einträge der Wissensdatenbank nützen uns im Spiel technisch nichts, tragen aber zur Atmosphäre bei.

Der PDA (Personal Digital Assistant) gibt uns Auskunft über das Inventar, Blaupausen und Informationen über Umwelt und Geschehnisse, die bisher der Datenbank hinzugefügt worden sind. Eine Übersichtskarte suchen wir aber vergeblich und müssen uns mittels Kompass zurechtfinden. Mit dem Handscanner können wir Wissen über Flora und Fauna in der Datenbank zusammentragen sowie neue Baupläne freischalten. Mit den richtigen “Zutaten” im Inventar, lassen sich Ausrüstungsgegenstände, Geräte und Basiselemente samt Inneneinrichtung bauen und modifizieren. Dazu gehören auch Vehikel wie die “Seemotte” (ein Ein-Personen-U-Boot), der “Krebs” (eine Art Roboter-Anzug) und der “Zyklop” (ein größeres U-Boot, das als mobile Basis genutzt werden kann).
Die Basenbau folgt physikalischen Prinzipien: Ein hohes Fensterglas eröffnet zwar den Blick nach draußen, destabilisiert aber die Struktur, weshalb ausgleichend Wandverstärkungen oder Fundamente errichtet werden müssen.

Diese Basis wurde inmitten riesiger fluoreszierender Rochen errichtet, die sich um einen leuchtenden Baum tummeln – eine Oase umgeben von Gefahren.

Sauerstoffzufuhr, Licht und Geräte verbrauchen Strom, weshalb Energie gewonnen werden muss. Im schlimmsten Fall bilden sich Risse in den Wänden, sodass Wasser eintritt oder Licht und Sauerstoffzufuhr werden abgeschaltet. Um dies zu vermeiden, sollte man planerisch vorgehen und Ressourcen mit Bedacht einsetzen.

Wenn die Taschenlampe kaum für ausreichend Licht sorgt, kann einem manchmal sehr unbehaglich zumute werden.

In Subnautica geht es fortwährend um das Überleben. Wir müssen stets Bedürfnisse wie Hunger und Durst befriedigen, wofür Nahrungsmittel beschafft oder hergestellt werden müssen. Unter Wasser kommt noch die sinkende Sauerstoffanzeige hinzu. Je tiefer wir reisen, desto dunkler wird es um uns und es gibt Orte, die in vielerlei Hinsicht gruselig wirken. Subnautica versteht es, auf subtile Weise mit unseren Ängsten zu spielen. Doch in der Tiefe lauern auch konkrete Bedrohungen. Situationen, in denen die entspannend wirkende Hintergrundmusik ausklingt, ein lauter Schrei die unangenehme Stille erfüllt und sich im trüben Wasser der Leib eines riesigen Ungetüms abzeichnet, bilden einen starken Gegensatz zu den sonst eher ruhigen Momenten, in wir ohne Eile agieren können, ohne sich ständig umblicken müssen, um nicht Opfer eines hinterhältigen Angriffs zu werden. Zu Anfang bleibt meist nur die Flucht, da wir nur ein Messer bei uns tragen, doch im Laufe des Spiels können wir uns auch mit Torpedos oder Gravitationswaffen erwehren, die zumindest eine abschreckende Wirkung haben oder uns die Flucht erleichtern.

Dieser furchterregende Jäger kann beim ersten Aufeinandertreffen Angst einjagen.

Wer nicht um sein virtuelles Leben bangen möchte, dem stehen alternative Spielmöglichkeiten zur Auswahl. Neben dem Überlebensmodus gibt es noch weitere Modi, wie das “Freie Spiel” (kein Hunger oder Durst) und “Kreativ” (freies Erkunden und Bauen ohne Ressourcen, Baupläne und Survival-Elemente). Wer aber eine besondere Herausforderung sucht, wird beim “Hardcore-Modus” fündig, wo das Spiel beendet wird, sobald Riley Robinson der Tod ereilt.
Jörg Friedel
Dieses Spiel wurde getestet von:

Pädagogische Beurteilung:

Zu den grundlegenden Spielaufgaben gehören das Erkunden, Sammeln und Bauen. Die Herausforderungen bestehen darin, sich in der dreidimensionalen Umgebung zurechtzufinden, Sachverhalte wie Fundorte oder benötigte Zutaten für ein Produkt im Gedächtnis zu behalten, Gefahren zu trotzen und Risiken einzugehen sowie planvoll zu denken und zu handeln. Die Spielhandlung zu verstehen setzt eine grundlegende Lesefähigkeit voraus. Dazu gesellen sich einige Punkte, die dagegen sprechen, das Spiel jüngeren Kindern zugänglich zu machen bzw. sie ohne Begleitung spielen zu lassen:

Stress und Handlungsdruck
Bereits kurz nach Spielbeginn werden Spielende mit einer Bedrohungssituation konfrontiert, in der sie einen Brand in der Rettungskapsel löschen müssen. Eben noch entspannte Situationen können schnell umschlagen, wenn bspw. der Sauerstoff zu Neige geht, während Spielende in den Winkeln eines Wracks umhertauchen, sie schnellstens die Flucht vor akuter Gefahr antreten müssen oder die Basis undicht ist und sich zunehmend mit Wasser füllt. Gleichwohl wird der Tod der Hauptfigur zurückhaltend dargestellt, wenn eine Vignette den Bildschirm langsam ins Schwarz färbt und die Soundkulisse immer leiser wird.

Überleben und soziale Isolation
Als einzige Überlebende müssen Spielende sich ganz allein in einer fremden Welt zurechtfinden, für Nahrung sorgen und dabei allerlei Gefahren trotzen, um zu überleben. Mit der Entdeckung neuer Technologien und der Errichtung einer Basis sind sie zwar zunehmend für das (Über-)Leben gerüstet, finden ihre Bauwerke jedoch stets leer vor. Im Laufe des Spiels wird deutlich, dass niemand anders den Absturz überlebt hat. In einer Spielszene müssen Spielende sogar hilflos mitansehen, wie die komplette Besatzung eines Rettungsschiffs zu Tode kommt – was jedoch nicht explizit dargestellt wird. Da Riley selbst nie handelnd oder reagierend als Persönlichkeit in Erscheinung tritt und Spielende ständig durch dessen Augen blicken und ihn bewegen, entsteht womöglich ein starkes Gefühl der Immersion in das Spielgeschehen, wozu die dichte und glaubwürdige Atmosphäre beiträgt.

Grusel- und Schreckmomente
Auf der einen Seite hält Subnautica viele ruhige und entspannende Spielmomente bereit, in denen Ressourcen gesammelt, Objekte gebaut oder schöne Momente genossen werden. Auf der anderen Seite, werden Spielende mit allerlei Bedrohungsszenarien konfrontiert. Obgleich man mit wachsendem Spielfortschritt immer weiter in die fremde Welt vordringt, bleibt ein Bewusstsein der Ohnmacht doch beständig. Auf offene Gewässer, unheimliche Umgebungen oder Gefahrensituationen könnten Jüngere mit Angst reagieren. Momente, in denen sich plötzlich eine Kreatur nähert und angreift, können Schrecken auslösen, dessen Bestand über die Spielerfahrung hinaus nicht auszuschließen ist. Solche Situationen können durch Dunkelheit oder trübe Sicht in Verbindung mit der Soundkulisse noch verstärkt werden. Die alternativen Spielmodi vermögen diese Eindrücke nur bedingt zu entkräften.

Fazit:

Subnautica entlässt Spielende in eine weitläufige und detailreiche Unterwasserlandschaft, in der es allein zu überleben gilt. Zwar geht es vordergründig um das Erkunden, Sammeln und Bauen, doch werden Spielende in den Tiefen auch mit allerlei Bedrohungen konfrontiert, die im Hinblick auf die atmosphärische Dichte zu Stresssituationen führen können, denen Kinder unter 12 Jahren nur unter Begleitung ausgesetzt werden sollten.
Jörg Friedel
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Bildnachweise

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