Valheim
- Genre:
- Herausgeber:Iron Gate AB / Coffee Stain Publishing
- Plattform:
- Erscheinungsdatum:Februar 2021 (Early Access)
- USK:nicht geprüft
- spielbar:
Der Einstieg, oder: Die Geschichte von Odin und den Walküren
Zu Beginn entwerfen wir einen Helden oder eine Heldin, um nach Valheim zu reisen. Sobald wir im Hauptmenü des Spiels ein neues Spiel beginnen, gelangen wir umgehend zum Charakter-Editor. Neben Geschlecht, Hautfarbe, Haar- sowie Bartstil können wir noch einen Namen vergeben. Sobald alle Einstellungen vorgenommen wurden, startet das Spiel und wir begeben uns nach Valheim.
Wie auch andere Open World Games hat Valheim eine sehr offene und grobe Rahmenhandlung. Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog: Der Gottvater Odin schickte seine Walküren aus, um die Schlachtfelder Midgards (der Welt der Menschen in der nordischen Mythologie) nach den tapfersten und stärksten Kriegerinnen und Kriegern abzusuchen und ihre Seelen nach Valheim zu bringen. Quasi als kleiner Zwischenstopp auf unserem Weg nach Valhalla, wo wir gemeinsam mit den göttlichen Asen sowie allen im Kampf Gefallenen auf ewig kämpfen und zechen. Doch wird unsere Seele nicht von einer Walküre nach Valheim geleitet, sondern von einem Raben. Dieser heißt Hugin, so wie die zwei Raben Odins ‚Kunin‘ und ‚Hugin‘. Valheim gilt als die geheime zehnte Welt des Weltenbaums Yggdrasil, welcher gemäß der Edda tatsächlich aus neun Welten besteht: Asgard, Vanaheim, Ljosalfheim, Midgard, Jötunheim, Niflheim, Muspelheim, Svartalfheim und Helheim. In Valheim gilt es somit sich würdig zu erweisen, indem wir insgesamt fünf mächtige Wächter besiegen, deren Köpfe in einem Steinkreis platzieren und uns so unseren Platz in den Hallen der Götter verdienen.
Das Spielprinzip
Wie in ähnlichen Survival-Spielen beginnen wir nahezu nackt irgendwo in der Wildnis, sammeln Lebensmittel und Rohstoffe, stellen erste Werkzeuge und Waffen her, bauen eine einfache Unterkunft, optimieren die Prozesse und erschließen uns nach und nach die Spielwelt. Hunger, Kälte, Nässe sowie Erschöpfung stellen permanente Begleiterscheinungen dar. Ebenfalls begleitet werden wir dabei von Hugin, der in regelmäßigen Abständen erscheint, um uns mit neuen Hinweisen zum Spielverlauf zu versorgen. Auf diese Weise entfernen wir uns zunehmend vom Ausgangspunkt des Spiels, ein Steinkreis auf einer Waldlichtung, und erschließen uns allmählich die Wälder des Graslandes.
Doch genreuntypisch ist unser Leben nicht fortlaufend bedroht, und das Geschehen stellt keinen Wettlauf gegen die Zeit dar. Stattdessen gibt es ein Belohnungssystem, welches nach dem Prinzip ‚Learning by doing‘ funktioniert. Möchten wir effizienter Rohstoffe sammeln, müssen wir dieser Tätigkeit grundsätzlich länger nachgehen. So steigern wir im Laufe der Spielzeit unsere Fähigkeiten und werden dabei immer effektiver und effizienter. Neu entdeckte Rohstoffe setzen dabei neue Optionen im Bau- und Crafting-Menü frei, was die Neugier und den Entdeckergeist natürlich noch einmal befeuert. Mit jedem besiegten Wächter schalten wir zusätzliche Möglichkeiten frei und erhalten wertvolle Boni. Gleichzeitig werden die Monster des Waldes immer stärker.
Das Bausystem
Bereits zu Spielbeginn ist es möglich erste primitive Werkzeuge, wie beispielsweise eine Steinaxt oder einen Hammer, herzustellen. Dafür müssen wir jedoch zuerst mehrere Äste und Steine aufsammeln, die allerdings überall auf dem Waldboden zu finden sind. Sobald sich der erste Rohstoff in unserem Inventar befindet, werden neue Optionen und Gegenstände freigeschaltet, die es im Verlauf des Spiels ebenfalls zu produzieren gilt. Sobald wir einen Hammer besitzen, steht uns das modulare Bausystem zur Verfügung, mit dem sich Wände, Böden, Dächer, Möbel sowie einige Weitere Gegenstände herstellen lassen. Darüber hinaus können beschädigte Werkzeuge, Waffen und Rüstungsteile repariert oder verbessert werden. Das Sammeln weiterer neuer Rohstoffe setzt hier im Laufe der Spielzeit neue Optionen frei, die uns den Alltag erleichtern und weitere Fortschritte ermöglichen.
Während des Baus unserer ersten Unterkunft ist festzustellen, dass die einzelnen Bauelemente sich gelegentlich noch nicht richtig miteinander verbinden lassen. Falsch oder ungenau platzierte Elemente lassen sich jedoch rückstandslos abreißen, die zuvor investierten Rohstoffe werden uns dabei wieder gutgeschrieben. Hinzu kommt, dass eine detaillierte Planung sowie eine gut durchdachte Statik notwendig sind, um den Bau neuer Gebäude nicht zu gefährden. Ein Gebäude ohne Fundament sackt ab, ein Dachstuhl ohne Gebälk bricht zusammen. Diese und weitere Feinheiten gilt es zu berücksichtigen, wenn unser Langhaus eines Tages nicht über uns zusammenbrechen soll.
Da es anfangs noch recht mühselig ist, die vielen benötigten Rohstoffe zu sammeln, muss der Bau dieses Langhauses noch ein wenig auf sich warten lassen. Vorerst werden wir uns mit einer weitaus kleineren Behausung zufriedengeben müssen. Ein Bett stellt nach der Aktivierung unseren neuen Spawn-Punkt dar, eine Truhe ermöglicht es uns, die gesammelten und erstellten Gegenstände zu verstauen. Sobald genügend Lederreste vorhanden sind, können wir damit Kleidungsstücke sowie Rüstungsteile anfertigen.
Eine Welt, die entdeckt werden möchte
Zu Beginn unseres Abenteuers, sind wir noch relativ viel zu Fuß unterwegs. Mit der Zeit wird es jedoch möglich, Boote zu bauen und einen Karren für den schnellen Abtransport unserer Rohstoffe. Auf unseren Streifzügen durch die dichten Wälder des Graslandes begegnen wir Wildschweinen und Hirschen, plündern verlassene Ruinen und stellen uns den verschiedenen Gegnern. Hierbei handelt es sich anfangs vor allem um Nixen und Graulinge, kleine Waldschrate, die mit ihren leuchtenden Augen durchs Dickicht sehen und uns gelegentlich angreifen.
Die stets zufällig generierte Welt von Valheim ist unterteilt in verschiedene Biome. Neben weiten Graslandschaften, Fjorden, dunklen Wäldern, Gebirgen und einem Sumpfgebiet sorgen Dungeons für zusätzliche Abwechslung. Doch während vor den Toren unserer kleinen Siedlung das große Abenteuer auf uns wartet, gibt es auch daheim immer noch Vieles zu entdecken. Sobald der erste Wächter besiegt wurde, haben wir Zugriff auf Erze, die uns wiederum bessere Rüstungen und Waffen ermöglichen. Doch müssen diese nicht nur abgebaut, sondern auch eingeschmolzen und verarbeitet werden. Gleichzeitig gilt es, die Versorgungssituation zu optimieren, indem wir Karottenfelder anlegen, Wildschweine züchten oder Met brauen.
Pädagogische Beurteilung:
Eine bekannte Spielformel mit neuen AnsätzenDie Faszination um Open World Survival Games dauert nun schon fast ein Jahrzehnt an, in dieser Zeit erschienen unzählige Titel dieses Genres. Sicherlich ist der anfängliche Erfolg unter anderem damit zu begründen, dass namenhafte Let’s Player wie Gronkh einige der bekanntesten Titel wie The Forest, Rust, Day Z oder Strandet Deep zeigten und ein Teil der Gaming Community so erst von der Existenz dieser Spiele erfuhr. So auch im Fall von Valheim. Doch wäre es zu einfach, den Erfolg eines neuen Spiels ausschließlich damit zu begründen, dass ein bekannter Let’s Player ein neues Spiel seiner Fangemeinde vorstellt. Auf den ersten Blick unterscheidet sich Valheim tatsächlich nicht wesentlich von anderen Titeln dieses Genres. Auf den zweiten Blick lassen sich jedoch interessante Unterschiede feststellen, welche im folgenden Teil etwas näher beleuchtet werden sollen.
„Belohnung statt Strafe“ verführt zu langen Spielphasen
Das fortwährende Erkunden, Sammeln, Jagen, Kämpfen, Herstellen und Optimieren bereitet nicht nur unglaublichen Spaß, es lässt die Zeit auch wie im Fluge vergehen. Grund dafür ist das raffinierte Belohnungssystem, welches sich im Laufe der Spielzeit auf vielfache Weise bemerkbar macht. In anderen Spielen des Genres gibt es einen stetigen Wettlauf gegen die Zeit, es herrscht ein permanenter Überlebenskampf. Wer die allgemeinen Spielroutinen nicht verinnerlicht oder versteht, wird immer wieder scheitern. Valheim verzichtet auf all dies und setzt stattdessen auf das Prinzip „Belohnung anstatt Strafe“ und das wiederum beflügelt unseren Entdeckergeist! Rohstoffe sind überall zu finden, man muss sich sprichwörtlich nur bücken. Mit jedem neuen Rohstoff in unserem Inventar werden sogleich neue Gegenstände freigeschaltet. Sobald die ersten Waffen und Werkzeuge hergestellt wurden, stehen uns vielseitige Baumöglichkeiten zur Verfügung. Jeder Sprint durch den Wald steigert die Lauffähigkeiten, jede Jagd die Jagdfähigkeiten. Ein zufällig gefundener Dungeon birgt neue Gegenstände und wertvolle Schätze. So vergeht die Zeit wie im Flug.
Die langen Entdeckungstouren sowie das Prinzip „Learning by Doing“ lassen bereits von Beginn an eine Art Sog entstehen, dem man sich nur schwer entziehen kann. Alles in Valheim erscheint so einfach und logisch, dennoch unterfordert es nicht und wird nicht langweilig. Wenn wir besser und effizienter werden wollen, müssen wir einfach nur konsequent weiterspielen. Das Ressourcen-Management ist leicht zu bewältigen. Eine durch und durch vergnügliche Spielzeit, die ewig so weitergehen könnte. Und gehen wir weiter, gibts Neues zu entdecken! Diese und weitere Anreize (ver)führen zu tendenziell hohen Spielzeiten. Daher empfiehlt es sich insbesondere mit jüngeren Spielenden feste Spielzeiten zu vereinbaren, um diesem Flow Erlebnis von Beginn an Grenzen zu setzen.
Viel zu entdecken, wenig Hilfe
Da auch erfahrenere Gamer und Gamerinnen sich erst einmal in der Welt von Valheim zurechtfinden müssen, gilt es zu Anfang viel zu lernen. Bis wir den ersten Wächter erfolgreich besiegt haben, wird uns der Rabe Hugin zur Seite stehen. Danach sind wir auf uns alleine gestellt. Einzelne Informationen lassen sich bereits jetzt dem Herstellungshandbuch entnehmen, hier besteht jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch erheblicher Steigerungsbedarf. Die vorhandenen Informationen sind knapp formuliert, darüber hinaus sind derzeit noch einige Übersetzungsfehler festzustellen. Wer also Dinge nachlesen oder sich generell einlesen möchte, muss andere Valheim-Fans fragen oder sich mühselig durch lange Forenbeiträge arbeiten.
Server-Wahl mit Frust-Potenzial
Valheim lässt sich mit bis zu neun weiteren Personen auf einem privaten Server spielen, der von jeder Spielinstallation aus gestartet werden kann. Wenn wir nicht nur mit, sondern auch gegen andere im PvP Modus spielen wollen, müssen alle Teilnehmenden zustimmen. Eine gute Voraussetzung für friedliche Spielrunden. Darüber hinaus stehen auch öffentliche Server zur Verfügung, wo wir mit Fremden in Kontakt treten können. Eine potenzielle Chance für Informationsaustausch, Handel und gemeinsame Abenteuer. Jedoch sollte darauf geachtet werden, ob der Server PvP zulässt. Dort können wir angegriffen und im schlimmsten Fall sogar getötet und ausgeraubt werden.
Laufende Weiterentwicklung
Anderthalb Monate nach Veröffentlichung als „Early Access“-Spiel (eine unfertige Spielversion) liegt der Preis für Valheim bei etwa siebzehn Euro. Nun gab es in letzten Jahren immer wieder Early-Access-Spiele, die anfangs unglaublich interessant und vielversprechend erschienen, mittel- und langfristig aber den Ansprüchen der Community nicht standhalten konnten. Ist es daher vernünftig ein Spiel zu kaufen, dass damit wirbt, noch nicht fertig entwickelt worden zu sein?
Lange Zeit war es ausschließlich großen und vermögenden Entwicklerteams und -studios vorbehalten, neue und spektakuläre Spielwelten zu erschaffen und diese auch groß zu bewerben. Mit Beginn der Early-Access-Idee war es aufstrebenden Entwicklerteams nun ebenfalls möglich, ihre Projektideen einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Mit über fünf Millionen verkauften Spielen wurde das nur fünf Personen umfassende Team von Iron Gate nicht nur in kürzester Zeit reich, die Fangemeinde stellte ihnen mit den Käufen das notwendige Budget zur Verfügung, um Valheim inhaltlich weiterzuentwickeln und das Team personell aufzustocken. Gleichzeitig stehen jene Teams in regem Austausch mit ihrer Fangemeinde, die wiederum großen Wert darauf legt, dass Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge in die Weiterentwicklung eines Spiels mit einfließen.
Der bereits veröffentlichte Entwicklungsplan für 2021 lässt bereits erahnen, dass noch spannende Neuerungen anstehen und der anfängliche Trend von bislang fünf Millionen Spielen wohl weiter anhalten wird.
Fazit:
Mit einem raffiniert integrierten Belohnungssystem entfacht Valheim den Abenteurer- und Entdeckergeist. Jede Handlung bedeutet Fortschritt, jeder neue Gegenstand bedeutet neue Optionen. Der Weg ist das Ziel, und dieser führt uns durch abwechslungsreiche Landschaften, die entdeckt und erschlossen werden wollen. Gleichzeitig gilt es eine erste Behausung und im weiteren Spielverlauf eine ganze Siedlung zu errichten, deren Inhalte ebenfalls sowohl unseren Alltag als auch unser Vorankommen in Valheim begünstigen. All das und Vieles mehr ist so fesselnd, dass man gar nicht mitbekommt, wie schnell eigentlich die Zeit dabei vergeht.Siehe auch
Assassin‘s Creed: Valhalla
Im Action-Rollenspiel stürmen wir mit unseren Wikingern von einer blutigen Schlacht in die nächste. Zum realistischen Spielerlebnis gehört auch die Gewalt. Sie wird in unverblümter Art und Weise dargestellt – nur für Erwachsene.
Minecraft
Minecraft ist ein Phänomen. Ohne Story und mit einfachster 3D-Klötzchen-Grafik begeistert der als Download verfügbare virtuelle „Sandkasten“ Spielende weltweit. Die Spielinhalte entstammen der eigenen Phantasie und Kreativität. Lang anhaltender Spielspaß für alle Altersgruppen.
Ark: Survival Evolved
Ark: Survival Evolved ist derzeit in aller Munde – dabei ist das Spiel offiziell noch gar nicht erschienen. Der Überlebenskampf in einer großen Onlinewelt fasziniert, insbesondere dank zähmbarer Dinos. Chatfunktionen und nicht klar definierte Regeln bergen dagegen Gefährdungspotentiale.
Bildnachweise
2 Kommentare
Auch wenn ich das Spiel bisher noch nicht selbst gespielt habe und nur aus Erzählungen, Videos und Beschreibungen kenne, hallte ich die angegebene Altersempfehlung hier definitiv für zu niedrig. Nachdem vergleichbare Spiele wie No Man’s Sky ab 12 Jahren und Ark: Survival Evolved ab 14 Jahren deutlich höhere Altersempfehlungen aufweisen kann können die hier angegeben 8 Jahre nur ein Fehler sein. Schon in der Steam Beschreibung wird das Spiel als "Ein brutales 1-10 Spieler Multiplayer-Erkundungs- und Survivalspiel..." beworben. Ich hätte hier mindestens 12 Jahre eher 14 oder sogar 16 Jahre erwartet. Bitte prüfen Sie diese Angabe unbedingt nochmal.
04.11.2022 um 22:17Lieber Michael, vielen Dank für deinen Hinweis. Tatsächlich hatte sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Unsere Empfehlung lautet jetzt richtig "spielbar ab 12 Jahre". Die Unannehmlichkeiten bitten wir zu entschuldigen!
16.11.2022 um 09:30