Spielbeurteilung

Call of Duty: Black Ops Cold War

18.11.2020
Die Jagd auf den russischen Terroristen Perseus führt „Bell“ und seine CIA-Gefährten rund um den Globus. In Gefechten, Schleichmissionen und Rätseln rettet die Spezialeinheit die Menschheit. Im Spiel wird der Kalte Krieg hautnah erlebbar.
Der Egoshooter „Call of Duty: Black Ops Cold War“ bringt unsere Protagonisten in Feuergefechte an Schauplätzen des Kalten Krieges. Dabei müssen wir uns nicht mit reiner Feuergewalt durch die Missionen kämpfen, sondern können einige Teile der Story auch im Verborgenen absolvieren, indem wir uns aus dem Blickfeld der feindlichen Kräfte heraushalten oder gegnerische Soldaten heimlich ausschalten.

Häufig im Spiel haben wir die Wahl, zwischen Leben und Tod unserer Gegner zu entscheiden.

Zu Beginn unseres Abenteuers müssen wir zwei Einstiegsmissionen erfüllen, in denen zwei russische KGB-Agenten in Berlin und auf einem türkischen Flughafen ausgeschaltet werden müssen. Hierbei haben wir die Wahl, ob wir die Agenten gefangen nehmen oder exekutieren. Danach starten wir in unsere Rolle als CIA-Agent*in Bell. Seine Herkunft, seinen vollen Namen, seine Hautfarbe, sein Geschlecht und seine grundlegenden Charakteristika können wir selbst bestimmen. Letzteres hat Auswirkungen auf den Spielstil. Definieren wir Bell als „gelassen“, ist unser Alter Ego vor Kugeltreffern besser geschützt und zuckt weniger zusammen. Wählen wir als Charakteristik „aggressiv“, teilt Bell mehr Schaden durch Feuerwaffen aus.

Mit Bell kämpfen wir uns im Folgenden durch den vietnamesischen Dschungel und die vietnamesische Stadt Da Nang, um im Rahmen des Projektes „Fracture Jaw“ eine Atomwaffe ins Land einzuschleusen und Informationen über unseren Rivalen „Perseus“ zu erhalten. Den Befehl hierfür bekommen wir von niemand Geringerem als dem damaligen 40. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Ronald Reagan.

Im weiteren Verlauf kämpfen wir in Ostberlin, um den nächsten Gehilfen von Perseus aufzuspüren. Die Missionen führen uns danach über einen russischen Gulag hin zu einer Radarstation im Uralgebirge. Den Höhepunkt der Kampagne bildet der Besuch des KGB-Hauptquartiers Lubjanka in Moskau. In geschäftiger, aber gefährlicher Atmosphäre versucht unser russischer KGB-Kontaktmann, die CIA-Agenten ins Gebäude zu schleusen, um dort wichtige Informationen über Perseus und dessen Schläferzellen zu erhalten. In dieser Mission bietet uns das Spiel mehrere Wahlmöglichkeiten, um einen wichtigen Schlüssel zum Bunker unterhalb des Gebäudes zu beschaffen.

Bei der abschließenden Jagd auf Perseus selbst, finden wir heraus, dass CIA-Agent „Bell“ selbst einmal für Perseus gearbeitet hat, aber nach einer der Einführungsmissionen von der CIA rekrutiert und durch einen medizinischen Eingriff umprogrammiert worden ist. Schlussendlich haben wir die Wahl, uns gegen unsere CIA-Peiniger zu stellen oder Perseus zu Fall zu bringen.

Im Hauptquartier untersuchen wir Beweise und sammeln Informationen, die uns später bei der Mission helfen. Hier bereiten wir uns auf die Infiltration des KGB-Hauptquartiers in Moskau vor.


Spielmechanik


Den Kern von „Call of Duty: Black Ops Cold War“ bilden gescriptete Ereignisse, welche wir in der Regel auch nicht beeinflussen können. Wellen von Gegnern erscheinen, nachdem wir einen bestimmten Bereich betreten und kämpfen mit uns um die Vormachtstellung in dem jeweiligen Gebiet.

Schon zu Beginn überfallen wir ein Haus mit verdächtigen Personen und schießen, ohne Fragen zu stellen, die virtuellen Feinde über den Haufen. es entbrennt eines der zahlreichreichen Feuergefechte von Black Ops Cold War.


Black Ops Cold War bringt allerdings auch andere Elemente zur Geltung: So sind die Spielenden angehalten, die Umgebung nach Beweisen abzusuchen. Finden sie diese nicht, können einige Nebenmissionen nicht bewältigt werden. Auch die Art der Beweise und die Rückschlüsse daraus sind variabel und verändern sich von Spieldurchlauf zu Spieldurchlauf. So müssen wir im Rahmen eines Zahlenreihenrätsels einen Dechiffriercode für eine Diskette ermitteln. Dieses Zahlenreihenrätsel ändert sich aber bei jedem Spieldurchlauf und muss daher immer wieder neu gelöst werden. Dies erhöht den Wiederspielwert der Kampagne.

Hauptsächlich geht es jedoch um das zielgerichtete Ausschalten feindlicher Streitkräfte durch die Benutzung von Feuerwaffen, Geschützen, Granaten und sogar einem Schützenpanzer und Helikopter.

Anhand unserer Missionstafel im CIA-Hauptquartier in West-Berlin können wir Beweise sichten, Zusammenhänge aufdecken und neue Missionen starten.


Atmosphäre und Darstellung historischer Orte und Personen


Neben den abwechslungsreichen Spielinhalten überzeugt „Black Ops Cold War“ vor allem zu Beginn der Kampagne mit der authentischen Darstellung von historischen Orten und Personen. So blicken wir als CIA-Agent*in Bell schon früh im Spiel von einem Dach in Ostberlin auf den innerdeutschen Grenzübergang in der Nähe des Bahnhofs „Weinmeisterstraße“. Die Abriegelung durch die Berliner Mauer und der dahinterliegende Todesstreifen sind authentisch und auch angsteinflößend dargestellt. Während der ganzen Mission in Ostberlin fühlen wir uns durch den Überwachungsapparat der Staatssicherheit der DDR verfolgt. So fliehen wir schnell aus einem Restaurant, nachdem Polizisten dieses betreten oder retten einen Gefangenen aus den Händen der Stasi. Teilweise wirkt die Präsenz der Staatssicherheit jedoch etwas übertrieben. Auch zu Hochzeiten des Kalten Krieges sind nur selten Hundertschaften durch die Straßen patrouilliert.

Innerdeutsche Grenze und Todesstreifen zwischen Ost- und Westberlin werden streng überwacht. Alle Passanten werden kontrolliert. Es offenbart sich eine Atmosphäre der Kontrolle und des Freiheitsverlustes.

Neben Ronald Reagan treffen wir auch auf andere historische Persönlichkeiten. Beweise und Filmsequenzen, die Fidel Castro oder Leonid Breschnew zeigen, führen noch tiefer in die Handlung hinein. So bekommen wir im KGB-Hauptquartier sogar vom Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, den direkten Befehl, den im KGB befindlichen Maulwurf aufzuspüren und dingfest zu machen. Eine Mission, die sich als schwierig erweist, da wir selbst in der Haut des gesuchten Maulwurfs stecken. Gerade im KGB-Hauptquartier zeigt das Spiel eine Atmosphäre von Verfolgung und Überwachung, die ihresgleichen sucht.

Von Michail Gorbatschow (rechts) bekommen wir den Befehl, den Maulwurf im KGB zu entlarven. Leider sind wir in diesem Fall selbst der Maulwurf und helfen der CIA das KGB zu infiltrieren.

Gegen Ende des Spiels entfernt sich die Spielhandlung von historischen Aufarbeitungen und Hintergründen stark. Die Action sowie fiktive Handlungsverläufe rücken immer mehr in den Mittelpunkt. Entscheiden wir uns am Ende dafür, Perseus zu unterstützen und die CIA zu hintergehen, werden zahlreiche europäische Großstädte durch Atombomben dem Erdboden gleichgemacht. Entscheiden wir uns für die CIA und gegen Perseus, werden die Atombomben unschädlich gemacht.

Spielzeit


Die Spielzeit der Kampagne von „Call of Duty: Black Ops Cold War“ ist recht kurz. Bereits nach 6 Stunden haben wir das Ende des Spiels erreicht. Allerdings ist durch die beiden alternativen Enden die Wiederspielbarkeit sehr hoch und auch im Spiel selbst können unterschiedliche Wege und Möglichkeiten ausprobiert werden.

Trotz dieser cineastischen Aufbereitung sind die Kampagnen in der „Call of Duty“-Spielereihe nur das schmückende Beiwerk für die verschiedenen Mehrspielermodi.

Der Preis des Spiels ist mit rund 70 € (Normalpreis für Playstation) nur dann vertretbar, wenn man den im Mittelpunkt stehenden Multiplayer oder Koop-Modus nutzt.

Unterm Strich lässt sich sagen, dass wir aufgrund der abwechslungsreichen Story mit Rätsel-, Kombinations- und Schleicheinlagen gerne noch mehr Zeit im atmosphärisch gestalteten Kalten Krieg in „Call of Duty: Black Ops Cold War“ verbracht hätten.

Mehrspieler- und Zombiemodus


Hauptattraktion von „Black Ops Cold War“ bildet, wie in jedem Spiel der „Call of Duty“-Reihe, der Mehrspielermodus. Spielerinnen und Spieler aus der ganzen Welt treten hier in unterschiedlichen Modi gegeneinander an. Die Modi reichen von abschussbasierten Team-Deathmatch-Partien hin zu ziel- und flaggenbasierten Spielen. Kern der Spiele bildet in der Regel immer die Prämisse, dass das Team, welches schneller und besser Abschüsse beim Gegner erzielt, am Ende gewinnt. Je nach Spielmodus sind hier allerdings unterschiedliche Herangehensweisen erforderlich: Während man im taktischen „Suchen und Zerstören“-Modus vorsichtig vorgeht, da man nur ein Leben besitzt, wird man im actionreichen „Team-Deathmatch“ unmittelbar nach dem virtuellen Tod wiedergeboren. Das Sterben wird hier zu einer Randnotiz des Mehrspieler-Geschehens.

Im mitgelieferten Zombiemodus geht es darum allein oder mit bis zu 4 Spielern Wellen von Untoten zu bekämpfen. Je weiter die Spielenden in den Wellen voranschreiten, desto mehr und desto stärker sind die untoten Zeitgenossen. In blutigen Animationen entledigen sich die Spielenden mit reellen und fiktiven Waffen der Untoten. Ab einer gewissen Welle ist es möglich per Exfiltration durch einen Hubschrauber den Zombies zu entkommen und das Spiel damit für sich zu entscheiden.

In beiden Spielmodi haben wir die Freiheit, Klassen mit selbst gewählten Waffen und montierten Aufsätzen, soviel zusätzlichen Fähigkeiten, sogenannten Perks, zu erstellen. Damit können sich die Spielenden gemäß ihrer persönlichen Vorliebe eine oder mehrere Waffen- und Ausrüstungsklassen einrichten, die ihrem Spielstil entsprechen. Waffen schalten wir durch Levelaufstiege frei, mit denen wir belohnt werden, wenn wir einen der Mehrspielermodi spielen. Durch dieses Belohnungssystem steigt der Wunsch, weiterspielen zu wollen.
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Pädagogische Beurteilung:

Die Einzelspieler-Kampagne schafft es nur zu Beginn, die historischen Personen, Lokalitäten, Begriffen und Daten athmosphärisch und authentisch darzustellen. Nach etwa drei Spielstunden geht das Spiel von historischen Zeugnissen weg zu einem fiktiven, actiongeladenen Finale.

Die politische Rahmung beschränkt sich auf die Darstellung des Gegensatzes zwischen den kapitalistischen Westmächten und den kommunistischen Sowjetrepubliken. Zwar bildet dieser Konflikt die der Kampagne zugrundeliegende Spannung, allerdings wird hier nicht weiter auf einen politischen Schlagabtausch eingegangen. Hinzu kommt, dass die im Spiel „Black Ops Cold War“ bekämpfte Terrorgruppe um „Perseus“ losgelöst von der russischen Regierung agiert, weswegen der Ost-West-Konflikt nur eine Hintergrundkulisse der Kampagne bildet. Die eigentliche Handlung des Spiels findet zwischen der fiktiven CIA-Sondereinsatzgruppe und „Perseus“ statt und hat mit dem politischen Gegensatz zwischen Ost und West wenig zu tun.

Was bleibt ist ein als Videospiel inszenierter Actionfilm, der an Spannung und Brutalität kaum zu überbieten ist. Blutige Nahkampfeliminierungen mit dem Messer oder per Kopfschuss durch die Feuerwaffe sind ohne Filtermöglichkeit dargestellt. Authentische Gegenden und spannende Missionsdesigns verwandeln sich in Call of Duty: Black Ops Cold War immer wieder zu von Leichen übersäten Kriegsschauplätzen.

Beim Spielen der Kampagne blieben Spannung und Nervenkitzel nicht auf der Strecke, einzig einen pädagogischen Mehrwert suchen wir vergebens, sehen wir von der kurzfristigen Auseinandersetzung mit historischen Gegebenheiten einmal ab.

Altersempfehlung


Call of Duty: Black Ops Cold War besitzt eine USK-Einstufung ab 18 Jahren. Diese ist aufgrund der blutig inszenierten Todes- und Exekutionsanimationen leicht nachvollziehbar.

Die Spielereihe zeigt einmal mehr die Unmenschlichkeit kriegerischer Auseinandersetzungen, sei es in großen Gefechten oder in geheimen Operationen. Dabei nimmt das Spielgeschehen so reelle Züge an, dass es für Kinder und Jugendliche hier schwierig werden kann, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden.

Fazit:

Call of Duty: Black Ops Cold War wirft die Spielenden in eine Welt, die von Spannungen, Überwachung und Unfreiheit gekennzeichnet ist. Wir begleiten die Protagonisten bei ihrem verzweifelten Versuch, die Menschheit vor der drohenden nuklearen Katastrophe zu beschützen und bemerken, dass zwischen humanitären Entscheidungen und dem virtuellen Eliminieren von Gegnern oft nur ein Knopfdruck liegt.
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Bildnachweise

[1]Call of Duty Black Ops Cold War / Activision / Screenshot by spielbar.de[2]Call of Duty: Black Ops Cold War / Activision / Screenshot by spielbar.de[3]Call of Duty: Black Ops Cold War / Activision / Screenshot by spielbar.de[4]Call of Duty: Black Ops Cold War / Activision / Screenshot by spielbar.de[5]Call of Duty: Black Ops Cold War / Activision / Screenshot by spielbar.de[6]Call of Duty Black Ops Cold War / Activision / Screenshot by spielbar.de[7]Call of Duty: Black Ops Cold War / Activision / Screenshot by spielbar.de[8]Call of Duty 4: Modern Warfare / Activision / Steampowered.com[9]Valorant / Riot Games / Screenshot by spielbar.de[10]Battlefield V / Electronic Arts / origin.com

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