Spielbeurteilung

Battlefield 1

19.10.2016
Erster Weltkrieg, fünf Protagonisten, fünf Schicksale. Ist die Battlefield-Reihe vor allem für ihren spannenden Mehrspielermodus bekannt, versucht sich der neuste Teil Battlefield 1 auch an einer anspruchsvollen Einzelspielerkampagne, die den Krieg aus diversen Perspektiven darstellt.

Bei Battlefield 1 handelt es sich nicht um einen Neuanfang der beliebten Ego-Shooter-Reihe, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. Vielmehr verweist die Zahl auf das Setting des Spiels: Der Erste Weltkrieg. Das Spiel teilt sich dabei in eine Einzelspielerkampagne und einen Mehrspielermodus auf.

In der Einzelspielerkampagne sind insgesamt fünf verschiedene Geschichten mit unterschiedlichen Protagonisten und Schauplätzen spielbar. Dabei wird jeweils ein anderer Aspekt des Ersten Weltkrieges in den Vordergrund gerückt. Beispielsweise gilt es einmal als ehemaliger Chauffeur einen britischen Panzer im Stellungskrieg gegen die deutschen Soldaten zu lenken. Ein anderes Mal gehört man zur italienischen Sondereinheit Arditi und kämpft in den italienischen Alpen gegen Österreich-Ungarn. Auch der Kampf zwischen dem osmanischen Reich und einzelnen Rebellengruppen wird mit der Geschichte um Lawrence von Arabien in Battlefield 1 aufgenommen.

Graue Rauchschwaden, karge Baumstämme, Brände und Schutt. Der erste Weltkrieg zeigt sich in Battlefield 1 grau und düster.
Jede der fünf Geschichten ist wiederum in untergeordnete Kapitel eingeteilt. In jedem Kapitel gilt es kleinere Etappenziele zu verfolgen – beispielsweise ein bestimmtes Gebiet einzunehmen, die gegnerische Artillerie zu zerstören oder eine wertvolle Fracht zu stehlen. Dafür stehen verschiedene Waffen oder gegebenenfalls auch Fahrzeuge zur Verfügung. Zwischendurch treiben Dialoge und Zwischensequenzen die jeweiligen Stories weiter voran. Mit der Tastatur bewegt man die Figur, wechselt Waffen und führt andere grundlegende Befehle aus. Zielen und Feuern funktioniert über die Maus.

In Battlefield 1 wird nicht nur auf dem Boden gekämpft.
Die Steuerung im Mehrspielermodus funktioniert ebenfalls auf diese Weise. Hier stehen sich bis zu 64 Spielenden gegenüber und treten in unterschiedlichen Modi gegeneinander an, wie beispielsweise in den Klassikern Eroberung oder Team-Deathmatch. Aber auch neue Modi sind in Battlefield 1 vertreten. Im Modus Kriegstauben gilt es Nachrichten mit der eigenen Brieftaube abzuschicken und gegnerische Nachrichten aufzuhalten. Ebenfalls neu ist der umfangreiche Modus Operationen. Die Szenarien sind hier tatsächlichen Offensiven des Ersten Weltkrieges nachempfunden. Aufgeteilt sind die Spielenden in zwei Teams, Angreifer und Verteidiger. Die Angreifer müssen Sektoren einnehmen, die Verteidiger diese aufhalten. Dies findet nicht nur auf einer Karte statt, sondern auf bis zu drei. Wurden alle Sektoren einer Karte eingenommen, wechselt das Geschehen zur nächsten. Eine Runde im Operationen-Modus nimmt dementsprechend viel Zeit in Anspruch.

Im Mehrspielermodus heißt es zusammenarbeiten. Jede Person besitzt je nach Klasse eine andere Aufgabe im Team.
Im Mehrspielermodus kann man zwischen vier Soldatenklassen wählen: Sturmsoldat, Sanitäter, Versorger und Aufklärer. Je nachdem, welche Klasse man wählt, erhält man bestimmte Fähigkeiten und Aufgaben in einem Mehrspielermatch. Sanitäter können Mitspielende heilen oder Fahrzeuge reparieren, Versorger sind für die Munition zum Nachladen verantwortlich und Sturmsoldaten für die Offensive. Die Aufklärer können Feinde markieren – und so für alle anderen auf der Karte sichtbar machen.

Siehe auch

Krieg und Spiel
Sarah Pützer
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Pädagogische Beurteilung:

Bevor man in das Hauptmenü von Battlefield 1 gelangt, beginnt das Spiel beim ersten Mal Starten mit einem Tutorial. Man spielt einen zunächst namenslosen Infanteriesoldaten und erhält in Form von Infokästen Erklärungen zur Steuerung. Man kämpft gegen die gegnerischen Soldaten solange, bis man früher oder später stirbt. Danach erscheint der Name des gefallenen Soldaten mit Geburts- und Todesjahr. Sofort folgt der Wechsel zum nächsten Soldaten, diesmal mit einer anderen Waffe, anderen Erklärungen – bis man erneut stirbt. Damit läuft Battlefield 1 hier gegen die Gewohnheit, nach einem tödlichen Schuss eine Mission einfach von vorne beginnen zu können. Die Soldaten im Ersten Weltkrieg sind keine übermenschlichen Helden – sondern sterbliche Menschen. Die Grundstimmung für Battlefield 1 ist damit gelegt.

Das Entwicklerstudio hinter dem Ego-Shooter hat sich im Vorfeld auf die Flagge geschrieben, einen möglichst persönlichen und damit auch menschlichen Blick auf den Ersten Weltkrieg zu gewährleisten. Um der Komplexität des Krieges gerecht zu werden, zeigt Battlefield 1 daher auch nicht wie in den Vorgängern der Reihe nur ein Schicksal, das man in der Kampagne nachspielen kann, sondern gleich fünf. Über diese Entscheidung haben wir auf spielbar.de bereits in unserem Artikel zum Thema Krieg und Spiel berichtet. Dieser menschliche Eindruck gelingt auch zum Teil. Alle Protagonisten lehnen den Krieg ab, haben Strapazen zu überstehen und sind von ihren Eindrücken traumatisiert. Was allerdings auffällt: Die Perspektive der Mittelmächte wird komplett ausgelassen. Auf diese Weise werden die Mittelmächte zum eindeutigen Gegner deklariert, eine menschliche Seite wird ihnen nicht zuteil. Dabei müsste man genau hier ansetzen, um der Komplexität der Epoche tatsächlich gerecht zu werden. Denn der Erste Weltkrieg kann nicht kritisch dargestellt werden, wenn er nur von einer Front aus betrachtet wird.

Trotzdem ist die Einzelspielerkampagne erzählerisch interessant und bietet mit den unterschiedlichen Protagonisten, deren Geschichten man in beliebiger Reihenfolge spielen kann, viel Abwechslung. Spaß kommt auch durch die schnellen Angriffe in Battlefield 1 auf. Zwar haben diese mit den zermürbenden Stellungskriegen, für die der Erste Weltkrieg bekannt ist, nichts zu tun. Dafür sorgen sie aber für anhaltende Erfolgserlebnisse und motivieren zum Weiterspielen. Während die Einzelspielerkampagne dank drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden auch für Ego-Shooter-Neulinge geeignet ist, kann der Mehrspielermodus schnell überfordern. Hier muss man sich erst einarbeiten, um die Funktionsweise zu verstehen. Denn durch die einzelnen Klassen und deren Aufgaben, gehört zum Sieg nicht nur Geschick, sondern auch Taktik dazu.

Aufgrund der Thematik sind sowohl Gewalt als auch Blut in Battlefield 1 präsent. Zudem ist mit dem Ersten Weltkrieg ein realitätsnahes Setting gegeben. Die USK-Freigabe ab 16 Jahren überrascht daher. Begründet wurde diese zum einen mit der Annahme, dass die Protagonisten ihre Handlungen im Krieg kritisch reflektieren, zum anderen, dass auf detaillierte Darstellungen von Wunden oder Verstümmelungen verzichtet wurde. Dennoch zeigt sich der Erste Weltkrieg in Battlefield 1 als schmutzig und brutal. Kämpfe finden nicht nur mit Schusswaffen aus der Ferne statt, sondern auch mit Bajonette, Messer und Keule aus nächster Nähe. Zudem reduzieren sowohl das realistische Setting als auch die Ego-Perspektive weitere Distanzierungsmöglichkeiten. Daher eignet sich Battlefield 1 aus medienpädagogischer Sicht nur für Erwachsene ab 18 Jahren.

Fazit:

Traumata, Wünsche, Hoffnungen – Battlefield 1 zeigt trotz actionorientierten Kämpfen auch eine menschliche Seite des Ersten Weltkrieges. Für einen umfassenden kritischen Blick fehlt allerdings die Perspektive der „Gegenseite“, in diesem Fall der Mittelmächte. Da Blut, Gewalt und ein realistisches Setting in Ego-Perspektive vorhanden sind, ist Battlefield 1 nur für Erwachsene geeignet.
Sarah Pützer
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Bildnachweise

[1]Battlefield 1[2]Battlefield 1[3]Battlefield 1[4]EA / DICE

1 Kommentar

Gast schreibt:

Ich denke das die Beschreibung des Spiels ziemlich gut ist, bin aber der Meinung, das es es auch für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet ist. Zwar ist das Setting sehr realistisch und entzieht Distanzierungsmöglichkeiten, doch bin ich der Meinung, dass die meisten Jugendlichen in diesem Alter damit umgehen können!

16.11.2016 um 19:45


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