Krieg und Spiel
Krieg zeigt sich auf viele unterschiedliche Weisen in Computerspielen verschiedener Genres. Ego-Shooter, die auch persönliche Seiten der Soldaten zeigen, Adventures, die sich den Leiden der Zivilbevölkerung annehmen oder Strategiespiele, die auf nüchterne Art die Grausamkeit des Kriegs zeigen. Schnell wird deutlich: Die Auseinandersetzung mit Krieg in Computerspielen ist in erster Linie eins - vielfältig.
Von heroischen Soldaten…
„Wenn sich die Geschichte auch nur an jeden tausendsten von uns erinnert, wird die Nachwelt erfahren, wer wir waren und was wir getan haben.“ – mit diesen Worten leitet der Ego-Shooter Battlefield 1 seinen Trailer ein. Begleitet von epischer Musik fliegen Kampfflugzeuge über malerische Bergketten, Zeppeline fallen brennend zu Boden und Soldaten laufen mit Kampfgeschrei und Bajonette aufeinander zu. Der Erste Weltkrieg zeigt sich im Trailer zu Battlefield 1 als heroische Schlacht mit vielen imposanten Bildern.
… und namenlosen Zivilisten
Andere Spiele dagegen legen den Fokus auf die Opfer des Krieges, an die sich „die Nachwelt“ nicht erinnert. Spiele wie This War of Mine oder Valiant Hearts: The Great War thematisieren das Leid der Zivilbevölkerung. Anstatt Feinde zu überlisten und zu besiegen, müssen die Spielenden sich mit Hunger, der allgegenwärtigen Angst vor Entdeckung und Tod und menschlichen Abgründe in Situationen höchster Not auseinandersetzen. Dabei müssen moralische und ethische Entscheidungen getroffen werden, die Konsequenzen auf die anderen Figuren haben. Somit ist man stets angehalten, sein eigenes Spielverhalten zu reflektieren.
Heroismus ist in keiner Form zu spüren und auch der Spaß am Spiel steht hier eher an zweiter Stelle. Dafür frustrieren und beeindrucken diese Spiele gleichermaßen und bieten zahlreiche Reflexionsansätze.
Abstraktion militärischer Gewalt
Setzen einige Spiele persönliche Schicksale in den Vordergrund, so verfolgen andere, wie die Strategiespiele First Strike oder Defcon einen entgegengesetzten Ansatz. Die Spielenden positionieren in beiden Spielen auf einer Weltkarte ihre Streitkräfte, bis schließlich ein atomarer Konflikt ausbricht. Danach gilt es die gegnerische Macht möglichst schwer zu treffen, während die eigene Bevölkerung beschützt werden muss.
Die Folgen des Kriegs: Flucht und Vertreibung
Auch mit den langfristigen Konsequenzen eines Krieges setzen sich Computerspiele auseinander. Unter dem Titel bpb:game jam entwickelten beispielsweise drei Tage lang 50 Teilnehmende Serious Games zum Thema „Flucht und Vertreibung“. Die im Rahmen des Game Jams entstandenen Prototypen machen auf die Problematik, denen Flüchtlinge auf ihrer Reise oder im Zielland ausgesetzt sind, aufmerksam und auch erfahrbar. Eine Übersicht zu den Serious Games des bpb:game jams findet man unter game-jam.bpb.de.
Weblinks
WDR: Anti-Kriegs-Spiele: Eine seltene Gattung
bpb: Computerspiele und Krieg
IGN: What do real soldiers think of shooting games?
Siehe auch
Der Erste Weltkrieg in Computerspielen
2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Grund für uns, einen Blick auf die Spiele zu werfen, die das Thema aufgreifen. Wer nur Ego-Shooter und Kriegsgewalt erwartet, wird enttäuscht. Denn in den meisten Spielen geht’s ums Fliegen. Und Frieden ist auch nie weit entfernt.
Erster Weltkrieg virtuell – historisches Lernen im Computerspiel?
Wie können Computerspiele mit historischen Inhalten im pädagogischen Kontext nutzbar gemacht werden? Patrick Lenz nähert sich dem Thema und stellt unterrichtsdidaktische Überlegungen an zum Einsatz von Computerspielen im Geschichtsunterricht am Beispiel von Valiant Hearts: The Great War.
Geschichtserfahrungen und Erinnerungskultur bei digitalen Spielen
Wie inszenieren digitale Spiele Geschichte? Historiker Nico Nolden legt dar, wie sich geschichtliche Vorstellungen auch in fiktiven Spielen wiederspiegeln und deckt auf, was abseits historischer Fakten in digitalen Spielen verborgen liegt.