Spielbeurteilung

Fashion Icon

01.10.2012
Paris, die Stadt der Liebe und der Haute Couture. In der Lebenssimulation Fashion Icon gilt es zum Glamour-Star aufzusteigen und sich gleichzeitig gegen andere Frauen durchzusetzen. Hier wird die Sammlerfreude ebenso großzügig bedient wie stereotype Geschlechterklischees.


 

Die Spielenden schlüpfen in Fashion Icon in die Rolle einer jungen Frau, die in Paris ihr Glück in der Modebranche sucht. Doch der Weg auf die Glamour-Parties oder den Laufsteg ist lang. Es gilt mit dem selbst zusammengestellten Outfit aufzufallen und unliebsame Konkurrentinnen auszustechen, um in die angesagten Clubs und in die Schlagzeilen zu kommen.

Mit einem individuell erstellten Avatar bewegt man sich mittels einfacher Klicks durch drei comichafte Straßenzüge mit Mode-Geschäften und Cafés. In den ersten Spielminuten werden den Spielenden hier auch die möglichen Aktionen und das Spielziel in einem Tutorial erklärt – kurz: wie man neue Kleidung kauft, Clubs und Parties besucht, sich einen Freund anlacht und sich gegen andere Frauen in „Showdowns“ durchsetzt.

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In den „Showdowns“ muss man sich gegen verschiedene Konkurrentinnen behaupten – das heißt, zeigen, dass man mehr Stil und Modebewusstsein hat. Wie lange man in solchen ‚Kämpfen‘ durchhält, wird durch das eigene Selbstvertrauen bestimmt. Ist es durch die (zumeist verbalen) Attacken des Gegenübers erschöpft, ist die Auseinandersetzung beendet. Das Erfolgsrezept ist simpel: Je erfahrener die Spielfigur ist, umso selbstbewusster tritt sie auf und je „stylisher“ ihr Outfit ist, umso mehr Schaden richtet sie am Selbstvertrauen des Gegenübers an. Selbstvertrauen erholt sich langsam, kann aber alternativ durch Spielgegenstände (Schokolade) schnell wieder aufgefüllt werden.

Um neue, besserwertige Kleidung, hilfreiche Gegenstände und andere Accessoires zu kaufen und so im Spiel voran zu kommen, existieren 2 Ressourcen: Geld und Diamanten. Während man ersteres hauptsächlich durch Arbeit im Spiel verdient, erhält man die wertvolleren Edelsteine nur bei einem Stufenaufstieg (d.h. wenn ausreichend Erfahrungspunkte in Showdowns und durch das Erfüllen von anderen Aufgaben gesammelt wurden). Besonders wirksame Angriffe und exklusive Kleidungsstücke gibt es bei Fashion Icon teilweise nur für Diamanten. Geld wie auch Diamanten kann man zusätzlich im Spiel mit Echtgeld erwerben.

Weiterführende Links

Stereotypisierung von Frauen in Computerspielen

Pädagogische Beurteilung:

Fashion Icon erschafft eine Welt, in der die Ziele klar gesteckt sind: Besorge dir Geld und ein hochwertiges Outfit und übertrumpfe damit alle anderen! Die anderen Frauen der Spielwelt (die wie die Spielfigur ebenfalls Modelmaße haben), dienen dabei ausschließlich der eigenen Aufwertung. Die (stereotyp sportlich-muskulösen) Männer hingegen scheinen dabei eher als nebensächliches Anhängsel. Ihre Rolle beschränkt sich auf das Mut machen in Showdowns und dem alle zwölf Stunden abgelieferten Geschenk. Je besser man sich (mit Küssen und Geschenken) um ihn gekümmert hat und je höher der Männlichkeits-Wert des Freundes, umso hochwertiger fällt das Geschenk oder die Unterstützung aus. Sollte einem während des Spiels ein besserer Mann begegnen, bedarf es nur weniger Klicks, um den bisherigen auszutauschen – ohne weitere Konsequenzen.

Ein weiteres zentrales Element in Fashion Icon ist der Konkurrenzkampf zwischen Frauen. Jede der Passantinnen und Partygängerinnen kann herausgefordert werden, um sich mit der Spielfigur in einem Style-Kampf mit „Stylischen Posen“, Fön-Attacken und „gemeinem Tratsch“ zu messen. Sieg bedeutet Erfahrungspunkte und Geld – die Verliererin zieht sich zurück oder verschwindet gänzlich von der Bildfläche. Alternative Erfolgsstrategien als der Konflikt mit der omnipräsenten weiblichen Konkurrenz existieren praktisch nicht.

Durch die Gegenstandsvielfalt ist der Sammelaspekt bei diesem Handygame relativ stark ausgeprägt. Die vielen Kombinationsmöglichkeiten können dabei ebenso in ihren Bann ziehen, wie der Wunsch mehr und bessere (höherwertigere) Kleidung zu erlangen. Auch durch die Verbindung zur Modelszene richtet sich Fashion Icon damit eher an weibliche Spielende und Modeliebhaberinnen.

Doch nicht nur Shopping in Paris kann teuer werden. Im direkt ins Spiel integrierten und leicht erreichbaren In-App-Store können Geld und Diamanten direkt erworben werden. Ein einzelner 3-Klick-Einkauf kann hier bis zu 79,99€ kosten. So können besonders hochwertige Kleidung oder der frühzeitige Zugang zu bestimmten Bereichen der Spielwelt ohne weitere Anstrengung schnell erreicht werden. Spielende (und Eltern) sollten darauf achten, dass die ursprünglich kostenlose App nicht zu hohen Mehrkosten führt.

Fazit:

Fashion Icon ist ein kurzweiliges Sammel- und Sozial-Simulationsspiel, das sich überzogenen Geschlechterrollen-Klischees bedient. Während Männer lediglich als Geschenkegeber bei Laune gehalten werden müssen, werden Frauen ausschließlich als Konkurrentinnen präsentiert. Dabei wird Mobbing als probates Mittel dargestellt, um im Spiel voran zu kommen, während Schokolade erniedrigtes Selbstbewusstsein schnell wieder auffüllt. Mit der Realität hat Fashion Icon wenig zu tun. Die kritische Reflexion der dargebotenen Handlungen und Einstellungen und eine entsprechende Distanz zu den problematischen Spielinhalten (Geschlechterklischees, Sozialverhalten und Micropayment) ist bei Spielenden ab 14 Jahren in der Regel zu erwarten. Jüngere Spielende sollten von ihren Eltern begleitet werden, um Spielinhalte zu diskutieren.
Christian Knop
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