Spielbeurteilung

eXperience112

29.05.2008
„eXperience112" ist ein sehr unkonventionelles und anspruchsvolles Adventure mit einer spannenden Hintergrundgeschichte. In düsterer Spielatmosphäre gilt es das Geheimnis um das EDEHN-Projekt zu lüften.
Das Intro versetzt den Spieler/die Spielerin an einen unheimlichen Ort: Ein verrosteter Supertanker, der auf einen Felsen aufgelaufen ist. Das riesige Schiff ist völlig verwahrlost, überall wuchern Pflanzen. Menschen würde man an Bord nicht vermuten. Doch unter Deck im dunklen Inneren des Schiffes erwacht Lea Nichols, die Protagonistin des Spiels. Sie ist allem Anschein nach mutterseelenallein und kann sich nicht erinnern, was geschehen ist. Sie war Mitarbeiterin bei einem Experiment. Doch irgendetwas muss schief gelaufen sein.

Auf dem Schiff trifft man Lea Nichols, die sich aber an nichts erinnern kann.


Soweit die geheimnisvolle Einführung in die Geschichte. Wie sich schnell heraus stellt, observiert man Lea über eine Überwachungskamera. Die Protagonistin bemerkt, dass sie beobachtet wird und spricht den Spieler/die Spielerin direkt an und bittet um Hilfe. Mit Leas Unterstützung lernt man in der Folge schnell die Funktionen des umfangreichen Überwachungssystems kennen, das auf dem gesamten Schiff installiert ist. Neben zahlreichen Kameras verfügt man über einen Lageplan und technische Systeme wie die Lichtanlage, automatische Türen und Roboter.

Mithilfe der Überwachungskameras kann man das Geschehen auf dem Schiff beobachten.


Außergewöhnlich ist dabei die Steuerung des Spiels. Die Hauptfigur Lea kann nur indirekt über das Überwachungssystem beeinflusst werden. So läuft Lea in den düsteren Gängen und Räumen beispielsweise dorthin, wo man eine Tür öffnet oder das Licht anschaltet.

Insgesamt werden auf diese Art und Weise sieben Missionen bewältigt. Im Spielverlauf erfährt man Schritt für Schritt mehr über die Vorgeschichte. Der Supertanker diente vor über 30 Jahren als High-Tech-Forschungsschiff. Die Menschen an Bord arbeiteten am EDEHN-Projekt (Ethology Department of Extra-Human Neuroscience), einem geheimen Vorhaben zur Erforschung übernatürlicher Phänomene unter militärischer Kontrolle. Die Forscherinnen und Forscher hatten offenbar Kontakt mit einer fremden intelligenten Spezies, den „Tyriaden". Sind diese für die Ereignisse auf dem Schiff verantwortlich? Um die Geschehnisse zu rekonstruieren, müssen einzelne Informationen wie ein Puzzle zusammengefügt werden. Einblicke erhält man auch durch Rückblenden. So erlebt Lea regelmäßig Flashbacks, die Szenen aus der Vergangenheit wiedergeben.
Tobias Miller
Dieses Spiel wurde getestet von:

Pädagogische Beurteilung:

Beginnend mit dem mysteriösen Intro baut „eXperience112“ eine große Spannung auf. Die geheimnisvolle Hintergrundgeschichte macht sofort neugierig und fesselt vor dem Bildschirm. Und damit nicht genug. Durch die gespenstische Atmosphäre auf dem verrosteten Tanker geht auch im Spielverlauf nichts von der Spannung verloren. Man erhält stets nur die nötigsten Informationen und kann sich – trotz der vielen Kameras – nie sicher sein, was im nächsten Raum wartet.

Für den Spielfortschritt müssen Informationen zusammengetragen und Aufgaben bewältigt werden, ein typisches Adventure-Spiel eben. Ansonsten ist „eXperience112“ aber ein ungewöhnlicher Vertreter des Genres. Das Spiel wird nicht mit der üblichen „Point-&-Click“-Methode gesteuert, bei der die Spielfigur durch einfaches Klicken in die 3-D-Spielumgebung fortbewegt wird. Die Handhabung von „eXperience112“ ist um einiges komplexer. Man befindet sich in der Beobachterrolle und kann die Hauptfigur nur indirekt durch die Bedienung der technischen Systeme beeinflussen. Entsprechend gibt es auch kein klassisches „Inventar“, in dem Gegenstände gesammelt werden.

Während des Spiels sind dazu stets mehrere Fenster geöffnet, darunter bis zu drei Kamerafenster, der unverzichtbare Lageplan und verschiedene Werkzeugleisten, von denen im Laufe des Spiels mehrere hinzukommen. Durch das häufige Öffnen, Schließen und Verschieben der Fenster erinnert die Steuerung eher an eine Bürotätigkeit am Computer. Sie ist, verglichen mit anderen Spielen, umständlich und erfordert Eingewöhnungszeit. Gleichzeitig – und das ist bemerkenswert – wirkt das Spiel aufgrund dieser Aufmachung besonders realistisch. Man schlüpft in die Rolle einer Person, die in einem Überwachungsraum vor einem Rechner sitzt. Es fällt auf, wie das Spiel von Anfang an eine Beziehung zwischen der Protagonistin und den Spielenden aufbauen möchte, was ihm auch gelingt. Dabei geht es nicht um die Identifikation mit der Spielfigur, sondern vielmehr darum, diese zu unterstützen. Man schlüpft nicht in die Rolle von Lea Nichols, sondern ist selbst eine wichtige Person in dem Spiel, weshalb man sich schnell für die Protagonistin verantwortlich fühlt. Dieser Aspekt trägt maßgeblich zur Faszinationskraft des Spiels bei.

Das Spiel erfordert einen guten Orientierungssinn. Man hat es mit Lageplänen zu tun, welche die verschiedenen Decks des Schiffes abbilden. Anhand dieser gilt es etwa die geeignete Kamera zu identifizieren, um Lea Nichols möglichst gut beobachten zu können. Auch den Umgang mit Zahlen und Buchstaben sollte man mögen. da es während des Spiels immer wieder komplizierten Codes einzugeben gibt. Das ein oder andere Passwort muss sogar erstmal geknackt werden.

Fazit:

Neben der generell düsteren Geschichte und Atmosphäre beinhaltet das Spiel einige Schock-Elemente, weshalb es sich für Jugendliche und Erwachsene, nicht aber für Kinder eignet. „eXperience112“ ist zwar von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle ab 12 Jahren grundsätzlich freigegeben, zu empfehlen ist es aber frühestens ab 14 Jahren. Ebenso ist das Spiel aufgrund seiner ungewöhnlichen Aufmachung nichts für Genre-Neulinge. Das Zurechtfinden im Spiel erfordert Zeit und Geduld. Die Unterhaltung, die „eXperience112“ bietet, ist von der anspruchsvollen Art.
Tobias Miller
Dieses Spiel wurde beurteilt von:

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Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]eXperience 112 (Steam)[3]eXperience 112 (Steam)[4]animationarts.de[5]Still Life 2 / Rondomedia / gog.com[6]The Book of Unwritten Tales / HMH Interactive / mobygames.com

1 Kommentar

Tobias Miller (Redaktion spielbar.de) schreibt:

Beginnend mit dem mysteriösen Intro baut „eXperience112“ eine große Spannung auf. Die geheimnisvolle Hintergrundgeschichte macht sofort neugierig und fesselt vor dem Bildschirm. Und damit nicht genug. Durch die gespenstische Atmosphäre auf dem verrosteten Tanker geht auch im Spielverlauf nichts von der Spannung verloren. Man erhält stets nur die nötigsten Informationen und kann sich – trotz der vielen Kameras – nie sicher sein, was im nächsten Raum wartet.

Für den Spielfortschritt müssen Informationen zusammengetragen und Aufgaben bewältigt werden, ein typisches Adventure-Spiel eben. Ansonsten ist „eXperience112“ aber ein ungewöhnlicher Vertreter des Genres. Das Spiel wird nicht mit der üblichen „Point-&-Click“-Methode gesteuert, bei der die Spielfigur durch einfaches Klicken in die 3-D-Spielumgebung fortbewegt wird. Die Handhabung von „eXperience112“ ist um einiges komplexer. Man befindet sich in der Beobachterrolle und kann die Hauptfigur nur indirekt durch die Bedienung der technischen Systeme beeinflussen. Entsprechend gibt es auch kein klassisches „Inventar“, in dem Gegenstände gesammelt werden.

Während des Spiels sind dazu stets mehrere Fenster geöffnet, darunter bis zu drei Kamerafenster, der unverzichtbare Lageplan und verschiedene Werkzeugleisten, von denen im Laufe des Spiels mehrere hinzukommen. Durch das häufige Öffnen, Schließen und Verschieben der Fenster erinnert die Steuerung eher an eine Bürotätigkeit am Computer. Sie ist, verglichen mit anderen Spielen, umständlich und erfordert Eingewöhnungszeit. Gleichzeitig – und das ist bemerkenswert – wirkt das Spiel aufgrund dieser Aufmachung besonders realistisch. Man schlüpft in die Rolle einer Person, die in einem Überwachungsraum vor einem Rechner sitzt. Es fällt auf, wie das Spiel von Anfang an eine Beziehung zwischen der Protagonistin und den Spielenden aufbauen möchte, was ihm auch gelingt. Dabei geht es nicht um die Identifikation mit der Spielfigur, sondern vielmehr darum, diese zu unterstützen. Man schlüpft nicht in die Rolle von Lea Nichols, sondern ist selbst eine wichtige Person in dem Spiel, weshalb man sich schnell für die Protagonistin verantwortlich fühlt. Dieser Aspekt trägt maßgeblich zur Faszinationskraft des Spiels bei.

Das Spiel erfordert einen guten Orientierungssinn. Man hat es mit Lageplänen zu tun, welche die verschiedenen Decks des Schiffes abbilden. Anhand dieser gilt es etwa die geeignete Kamera zu identifizieren, um Lea Nichols möglichst gut beobachten zu können. Auch den Umgang mit Zahlen und Buchstaben sollte man mögen. da es während des Spiels immer wieder komplizierten Codes einzugeben gibt. Das ein oder andere Passwort muss sogar erstmal geknackt werden.

Neben der generell düsteren Geschichte und Atmosphäre beinhaltet das Spiel einige Schock-Elemente, weshalb es sich für Jugendliche und Erwachsene, nicht aber für Kinder eignet. „eXperience112“ ist zwar von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle ab 12 Jahren grundsätzlich freigegeben, zu empfehlen ist es aber frühestens ab 14 Jahren. Ebenso ist das Spiel aufgrund seiner ungewöhnlichen Aufmachung nichts für Genre-Neulinge. Das Zurechtfinden im Spiel erfordert Zeit und Geduld. Die Unterhaltung, die „eXperience112“ bietet, ist von der anspruchsvollen Art.

29.05.2008 um 16:53