Spielbeurteilung

Trüberbrook

27.08.2019
Ein geheimnisvoller Gewinn bei einem Preisausschreiben bringt Hans Tannhauser in die deutsche Stadt Trüberbrook. Doch hier ist nichts wie es scheint. In diesem Adventure helfen wir dem Quantenphysiker bei der Überwindung zahlreicher Rätsel und decken eine mysteriöse Geschichte auf.
Das Abenteuerspiel Trüberbrook wirft uns in einen beschaulichen Ort Westdeutschlands der 60er Jahre. Hans Tannhauser, angehender Doktorand der Physik, hat überraschend im Zuge eines Preisausschreibens einen Urlaub im stillen Trüberbrook gewonnen. Überraschend vor allem, weil er an gar keinem Preisausschreiben teilgenommen hat. Sehr schnell merken wir, dass sich hinter der Ruhe in diesem kleinen Örtchen etwas Großes zusammenbraut.

Bereits in seiner ersten Nacht in Trüberbrook werden Hans‘ Unterlagen für seine Doktorarbeit vor seinen Augen entwendet. Die Tatsachen, dass der Dieb im Anschluss spurlos verschwindet, halb durchsichtig ist und eine hellblaue klebrige Spur hinterlässt, scheinen Hans nicht abzuschrecken, sich sofort auf die Suche nach seinen Aufzeichnungen zu machen. Dabei trifft er auf die Paläoanthropologin Gretchen, die nach eigenen Aussagen auf der Fährte eines germanischen Stammes ist, der in der Waldregion um Trüberbrook vor 2.000 Jahren gesiedelt haben soll.

Tannhausers Unterlagen wurden durch einen Dieb entwendet, der eine klebrige blaue Spur hinterlässt. Unheimliche Szenen wechseln sich in Trüberbrook mit farbenfrohen Umgebungen ab.

Mit Gretchens Hilfe setzt Hans seine Suche nach den verschwundenen Unterlagen fort. Dabei treffen die beiden auf den mysteriösen Lazarus Taft. Es stellt sich heraus, dass Taft aus einer anderen Dimension kommt und unbedingt wieder in seine Welt zurück möchte. Dabei benötigt er Hans‘ Hilfe beim Bau eines Quantendiskriminators, der den Wechsel von einer Dimension in eine andere ermöglichen soll. Doch Gretchen verfolgt andere Pläne: Sie möchte den Quantendiskriminator selbst nutzen, um diese Welt zu verlassen und nimmt dabei eine Zerstörung der Erde billigend in Kauf.

Mit gemeinsamen Kräften können Hans und Lazarus Gretchen am Ende aufhalten und Taft wieder in seine eigene Dimension zurückschicken.

Während Gretchen mit Lazarus Taft „beschäftigt“ ist, setzen wir mit Hans das Dimensionstor zusammen, um Lazarus in seine eigene Welt zurückzubringen. Das große Finale steht kurz bevor.

Trüberbrook orientiert sich am traditionellen Genre der Point-and-Click-Adventures. Wir sammeln in der Spielumgebung Gegenstände und kombinieren sie mit anderen Objekten, um so in der Handlung voranzuschreiten. Auch die Interaktion mit Charakteren bringt uns weiter. Die Rätsel sind in der Regel einfach und einleuchtend. Ein Hilfesystem, welches auf Knopfdruck aktiviert werden kann, zeigt uns Objekte in der Nähe, mit denen wir interagieren können. Dadurch können wir eigentlich keinen wichtigen Gegenstand verfehlen.

Für einige Rätsel wird eine gute Allgemeinbildung benötigt. Beispielsweise sieht sich Hans in einer Situation gezwungen, unterschiedliche Schriftzeichen aus der Geschichte chronologisch einzuordnen. Dabei reichen die Schriftzeichen von altsteinzeitlichen Höhlenmalereien bis zu neumodernen Graffitis. Wer diese nicht einordnen kann, muss die Lösungsmöglichkeiten durchprobieren.

Spielatmosphäre
In Sachen Atmosphäre schafft Trüberbrook den Kontrast zwischen einer schnöden deutschen Kleinstadt in der Provinz und einem Science-Fiction-Abenteuer. Während man bei der Ankunft in der Stadt direkt begrüßt wird von einer rostigen und wackligen Ritterrüstung und einem allzeit geschlossenen Lichtspielhaus, zeigt Trüberbrook hinter den Kulissen im späteren Spielverlauf mystisch anmutende Ortschaften, skurrile Phänomene und grelle Lichteffekte. Die Atmosphäre zieht die Spielenden absolut in den Bann.

Hinzu kommt die lebensechte Synchronisation durch Fernseh- und Musikstars wie Nora Tschirner, Dirk von Lowtzow und Jan Böhmermann. Die Dialoge bilden im provinziellen Trüberbrook die emotionalen Höhepunkte. Schreck- und Lachmomente sind an der Tagesordnung und wer versteckte Hinweise auf alte Science-Fiction-Filme sucht, wird in der Interaktion mit den hiesigen Charakteren fündig.

Trüberbrook bietet den Anschein, dass wir uns in einem gut einstudierten Theaterstück mit effektvollen und lebensechten Kulissen befinden. Diese wurden bei der Produktion aufwendig als physische Modelle gebaut und anschließend digitalisiert.

Trüberbrook bietet eine großartige Kulisse und abwechslungsreiche Hintergründe: Mal stehen wir auf einem klischeehaft provinziellen Marktplatz, mal sehen wir aus Science-Fiction-Filmen entlehnte Lichteffekte.

Spielzeit
Das Spiel ist unterteilt in einen kurzen Prolog und 5 Kapitel. Bereits nach knapp sieben Stunden Spielzeit war unser Abenteuer in Trüberbrook beendet. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir aufgrund der Atmosphäre gerne noch mehr Zeit in Trüberbrook verbracht.
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Pädagogische Beurteilung:

Da das Spiel keinen Multiplayer-Modus besitzt und keine In-App-Käufe integriert sind, können Kinder, Jugendliche und Erwachsene Trüberbrook genießen und müssen sich lediglich um die Gefahren sorgen, die auf den Spielcharakter warten. Dieser besucht teilweise unheimliche Kulissen und erlebt skurrile Momente.

Faszinieren kann Trüberbrook durch seine lineare, gut erzählte Geschichte, die liebevoll gestalteten Orte und nicht zuletzt durch die sagenhaft motivierende und spaßige Synchronisation. Auch die Abgeschiedenheit und Tristesse dieses kleinen Ortes wird so authentisch dargestellt, dass beim Spielen nostalgische Gefühle an einfache Zeiten geweckt werden, in denen elektronische Medien noch eine untergeordnete Rolle im Leben der Menschen spielten. So ist Hans‘ bestgehüteter Schatz ein kleines Diktiergerät, mit dessen Hilfe er seine Abenteuer aufzeichnet. Ansonsten finden wir im Spiel Tageszeitungen, ganze Regale voller Bücher, Plakate und Poster. Das Leben in Trüberbrook macht Spaß, auch ohne den Einsatz von elektronischen Medien. Einzig Leni, die Tochter der Leiterin des Wirtshauses, zeigt eine leichte Abhängigkeit von ihrem Fernsehgerät, das Hans jedoch im Laufe der Handlung sabotiert.

Trüberbrook zeigt somit eine andere, eine schlichtere Welt, die die Hektik der modernen, mediengesteuerten Gesellschaft noch nicht erreicht hat. Und diese Welt regt auch zum Lernen an: Zwar sind die Ereignisse sowie der ganze Ort Trüberbrook rein fiktiv, sodass nicht viel Wissenszuwachs durch das Spiel erfolgt, allerdings gibt es auch Rätsel, in denen die Spielenden Wissen über Geschichte oder einfache physikalische Zusammenhänge anwenden müssen. Beispielsweise müssen wir früh im Spiel kaltes Wasser besorgen, um unseren Mopedmotor zu kühlen. Wie wir das tun? Wir tauen eine Gefriertruhe ab. Und wie tauen wir sie ab? Wir ziehen den Stecker. Solch einfache logische Rätsel sorgen sicherlich auch bei jungen Spielenden für „Aha“-Effekte und diese Erfolgsmomente sind es, die das Spiel auch in jeder Sequenz aufregend gestalten.

Altersempfehlung
Trüberbrook besitzt eine USK-Empfehlung ab 6 Jahren und schauen wir uns das Spiel unter rein objektiven Gesichtspunkten an, lässt sich diese Empfehlung auch durchaus nachvollziehen: In Trüberbrook werden weder Gewalt noch andere nichtjugendfreie Inhalte visualisiert. Die Sprache ist einfach und schlicht, deutlich und kinderfreundlich gehalten. Durch einen aktivierbaren Kindermodus werden sogar Inhalte wie Zigaretten aus dem Spiel entfernt und die hiesigen Charaktere werden per Klick zu Nichtrauchern.

Jedoch ist gerade das Vokabular der Physiker Tannhauser und Taft im Spiel häufig sehr abstrakt und dürfte Kinder unter 10 Jahren schnell überfordern. Auch das Lösen einiger Rätsel könnte sich für diese Zielgruppe als zu schwierig erweisen, weswegen wir empfehlen, Trüberbrook ohne erwachsene Begleitperson erst ab 10 Jahren zu erkunden.

Fazit:

Trüberbrook entführt in eine faszinierende Welt und kann von Kindern ab 10 Jahren ohne Probleme gespielt werden. Möglicherweise sollten Eltern bei dem ein- oder anderen Rätsel mithelfen. Und bei einigen Dialogen hilft zum kompletten Verständnis wohl nur der Blick in das gute alte Lexikon.
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Bildnachweise

[1]Trüberbrooks / Headup Games[2]Trüberbrooks / Headup Games / steampowered.com[3]Trüberbrooks / Headup Games[4]Trüberbrooks / Headup Games / steampowered.com[5]Deponia / Daedalic / spielbar.de[6]A New Beginning / Daedalic / store.steampowered.com

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