Spielbeurteilung

Reus

28.06.2013
Mit Hilfe von vier gewaltigen Riesen lässt man in Reus ganze Wälder sprießen und hebt Meere aus, um einen leblosen Planeten bewohnbar zu machen. Komplexe Zusammenhänge machen das Spiel für Jugendliche wie auch Erwachsene zu einer kniffligen Herausforderung. Hoher Wiederspielwert für Hobby-Strategen.

Das Strategiespiel Reus beginnt auf einem leblosen und leeren Planeten. Plötzlich erheben sich gewaltige Riesen aus der Erde. Mit deren besonderen Kräften lässt sich das Ödland in Gebirge, Meere, Wüste, Wald oder Sumpfgebiete verwandeln, die wiederum mit natürlichen Ressourcen angereichert werden können. Der Waldriese kann dann beispielsweise in dem von ihm erschaffenen Wald Blaubeeren wachsen lassen, der Gebirgsriese Mineralien unter der Erde platzieren und der Ozeanriese Hühner herbeizaubern. Jeder Aspekt erschafft dabei, abhängig vom Biotop unterschiedliche, Pflanzen, Tiere und Mineralien. Ziel ist, einen Planeten zu formen, auf dem sich Menschen ansiedeln und entwickeln können.

Screenshots

Während des Spiels sieht man den Planeten in einer 2D Sicht im Querschnitt. Mittels Maus oder Tastatur kann dieser gedreht und die Ansicht vergrößert oder verkleinert werden. Die comichafte Landschaft ist dabei in zahlreiche Segmente unterteilt, auf denen jeweils ein Rohstoff platziert werden kann.. Alles, was die Riesen aussähen, liefert darüber hinaus Bonus-Ressourcen, wenn es sich in der Nähe bestimmter anderer Tiere, Pflanzen oder Minerale befindet. Sumpfotter liefern beispielsweise mehr Nahrung, wenn Pflanzen in der Nähe sind und Füchse produzieren mehr Wohlstand (Pelze), wenn sie Bieber oder Hasen in ihrer Umgebung finden. Zusätzlich können die vier Riesen mit ihren besonderen Kräften Rohstoffe auch in andere transformieren. Insgesamt gibt es über 100 unterschiedliche Ressourcen, die unterschiedlich zusammen wirken, also unterschiedliche Synergien besitzen. In jeder Spielrunde wird so eine neue, etwas andere Welt geschaffen, in der man sich spielerisch ausleben kann.

Reus besitzt neben einem freien, zeitlich unbegrenzten Spielmodus auch den „Era“-Modus, in dem man in 30, 60 oder 120 Minuten eine möglichst hohe Punktzahl, das heißt viele Entwicklungspunkte, erspielen muss. Die späteren Spielmodi werden erst dann verfügbar, wenn man eine bestimmte Anzahl von Spielerfolgen errungen hat.

Pädagogische Beurteilung:

Hat man das umfangreiche Tutorial von Reus absolviert, kann man seine ersten Schritte in die Formung und Entwicklung eines Planeten machen. Nachdem Ozeane ausgehoben, das Land fruchtbar gemacht und Pflanzen und Tiere herbeigezaubert wurden, dauert es nicht lange, bis sich ein Menschendorf auf der Karte zeigt. Der Entwicklungsstand dieser Gemeinschaft wird anhand von Nahrungsangebot, Wohlstand und erlangter Technologie in ihrem Einflussbereich bestimmt. Bereits hier ist gute Planung gefragt, da die möglichen zugänglichen Ressourcen pro Siedlung begrenzt sind. Die Entscheidung ob man sich spezialisieren oder eher breit aufstellen will, muss getroffen werden. Was anfangs noch simpel erscheint, wird in Reus schnell zu einem komplexen Strategie-Simulations-Mix.

Im späteren Spielverlauf ist das Wissen, was wie zusammen wirkt, unverzichtbar. Dieses komplexe Wirksystem ist nur etwas für Strategiefans, die bereit sind, sich in die zahlreichen Möglichkeiten einzuarbeiten. Dann kann Reus allerdings mit vielen Stunden Spielspaß aufwarten. Die Synergien und Strategien kann man zwar auch im dazugehörigen Wiki nachschlagen, aber etwas Neugier und Geduld führen ebenso zum Erfolg (zusammen mit dem guten Gefühl, es selbst herausgefunden zu haben). Da das Spiel per Leertaste pausiert werden kann, bleibt zudem auch ruhigen Strategen ausreichend Zeit, um ihre Vorgehensweise zu überdenken.

Doch ein Element bleibt in Reus relativ unkontrolliert: die Menschen. Wächst eine Siedlung zu schnell, werden die Menschen gierig und verlangen mehr von ihrem Planeten. Dies führt dazu, dass sie Armeen aufstellen und andere Dörfer oder sogar die Riesen selbst angreifen. Mit Erdbeben oder anderen Naturgewalten kann man dem Einhalt gebieten – wenn man es denn will. Reus bleibt hier relativ frei und lässt den Spielenden die Wahl, wie sie ihre Welt aufbauen wollen.

In der Reihe der Götter-Simulationen, wie Populus oder Black & White, macht Reus eine gute Figur. Die einfache, aber liebevolle Grafik sowie das innovative, freie Spielprinzip sorgen auch ohne eine ausgearbeitete Geschichte für Spielspaß und Abwechslung. Einziger Wermutstropfen: Reus, und damit auch alle Informationen und Hilfestellungen, gibt es leider nur auf Englisch. Grundkenntnisse der Sprache sind daher empfehlenswert.

Die seltenen Kampfhandlungen sind dem Comicstil des Spiels angepasst. Aufgrund der relativ hohen Komplexität ist Reus eher ein Strategiespiel für Jugendliche und Erwachsene. Kinder unter 10 Jahren können mit den zahlreichen Möglichkeiten und Zusammenhängen schnell überfordert und folglich frustriert sein.
Christian Knop
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Siehe auch

Independent Games

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