Umgang mit Gewaltinhalten


Man hört Schüsse und Explosionen aus dem Kinderzimmer, Schwerter rasseln gegeneinander. Auf den Bildschirmen sterben Menschen, Drachen und Zombies. Gewalt ist ein zentraler Bestandteil vieler digitaler Spiele. Dies wird immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert, wenn es zu Gewalttaten durch Jugendliche kommt. „Gamer“ unter Generalverdacht zu stellen ist jedoch kein guter Start für eine hilfreiche Debatte.

Laut der aktuellen Shell-Jugendstudie geben 57% der 12-14jährigen Jungen „Gamen“ als zentrale Freizeitbeschäftigung an (Mädchen = 14%). Zocken gehört also zum jugendlichen Alltag.

Dennoch sorgen sich immer wieder Eltern darüber, was in den Köpfen ihrer Kinder passiert, wenn sie regelmäßig mit Gewaltdarstellungen konfrontiert werden.

Was ist Mediengewalt?


Die Forschung versteht unter Mediengewalt Gewaltdarstellungen, die in mehr oder weniger fiktive Handlungen eingebunden sind und nicht allzu sehr entfremdet werden. Mediengewalt beinhaltet auch Gewalt in anderen Unterhaltungsmedien wie Filmen und das Fernsehen. Unter Mediengewalt wird also sowohl die Mordszene im Tatort wie auch die Kriegsschlacht im Computerspiel verstanden.

Oft steht die Annahme im Raum, dass durch das intensivere Miterleben und das Einnehmen einer Rolle als Spieler*in die Gewalt auch intensiver erlebt werden müsste. Dies konnte in der Forschung bisher jedoch nicht eindeutig bestätigt werden.

Die Darstellung von Gewalt ist auch im Fernsehen alltäglich. Zur besten Sendezeit wird auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen regelmäßig geschossen und gemordet.

Fortnite ist besonders unter Jüngeren sehr beliebt. Freigegeben ist es von der USK ab 12 Jahren, der Spieleratgeber NRW und spielbar.de raten jedoch zu einer Nutzung erst ab 14 Jahren.

Welche Langzeitfolgen kann Mediengewalt haben?


Es gibt Beobachtungen, dass die regelmäßige Konfrontation mit Mediengewalt die Aggressionsentwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinflussen kann. Dies kann zu Abstumpfung und dem Erlernen aggressiver Skripte führen. Unter aggressiveren Skripten wird verstanden, dass Situationen im Alltag misstrauischer bewertet werden. Wird eine Person beispielsweise auf der Straße aus Versehen angerempelt, würde sie der anrempelnden Person eine böse Absicht unterstellen. Hier wird auch deutlich, dass Aggressivität nicht nur in Handlungen zu finden ist. Auch Interpretationen der Umwelt oder von Situationen können von Aggressivität geprägt werden.

Außerdem kann die Akzeptanz von Gewalt in Konfliktsituation steigen. Gewalt wird in Spielen häufig nicht bestraft, sondern belohnt; auf diese Weise wird sie als effektives Werkzeug der Problemlösung verstanden. Wenn Kinder und Jugendliche aggressivere Verhaltensoptionen erstmal als Option ‚erlernt‘ haben, so die Annahme, wählen sie seltener friedliche Konfliktlösungen.
Spiele werden durch die USK nicht für Kinder und Jugendliche freigegeben, wenn sie bspw. drastische Gewaltdarstellungen wie hier im Spiel Mortal Kombat X beinhalten oder antisoziale Weltanschauungen transportieren.

Nicht jedes Kind, welches gewalthaltige Spiele spielt, übt automatisch Gewalt im Alltag aus. Erlebte Mediengewalt ist nur ein sehr kleiner Faktor von vielen, die letztendlich das Verhältnis von Kindern und Jugendlichen zu Gewalt bestimmen. Weitere Faktoren sind das soziale Umfeld, tatsächlich erlebte Gewalt, Vernachlässigung durch die Eltern, erlebte Provokationen oder Stressanfälligkeit.

Ratschläge für Eltern


  • Auf Augenhöhe miteinander sprechen: Sprechen Sie offen über Gewaltinhalte in Spielen und Filmen. Versuchen Sie als Eltern, die Faszination, die Ihr Kind dennoch zum Spielen bringt, nachzuvollziehen und lassen sich die Spiele erklären. Auf diese Weise können Sie sachkundiger und auf Augenhöhe mit Ihrem Kind über die Inhalte sprechen.
  • Die offiziellen Altersbeschränkungen ernst nehmen: Die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) gibt Empfehlungen zur Altersbeschränkungen für Spiele heraus. Aber natürlich verarbeiten bspw. nicht alle 12-Jährigen Gewaltdarstellungen auf dieselbe Art und Weise. Bleiben Sie daher mit Ihren Kindern im Gespräch, um einschätzen zu können, welche Inhalte für ihr Kind geeignet sind. Außerdem ist es wichtig, dass jüngere Geschwister nicht die Spiele der älteren Geschwister mitspielen, falls diese noch nicht für sie freigegeben sind.
  • Eine pädagogische Haltung entwickeln: Es hilft nicht, generelle Verbote auszusprechen oder digitale Spiele grundsächlich zu verteufeln. Wenn Sie jedoch der Meinung sind, dass ein Spiel völlig ungeeignet ist für Ihr Kind, sollten Sie ein Verbot erwägen. Ein Verbot müssen Sie gegenüber Ihrem Kind gut begründen können, damit es durchsetzbar ist. Viele Kinder und Jugendliche argumentieren in solchen Fällen, dass das Spiel bereits von der ganzen Klasse gespielt wird und dass ein Verbot deshalb ungerecht sei. Seien Sie hier misstrauisch und tauschen Sie sich mit den anderen Eltern dazu aus.

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Dieser Artikel wurde verfasst von:
Carla Schwer, Redaktion spielbar.de

Siehe auch

Auswahl der Spiele

"Was soll ich verschenken?" Bei der Auswahl von Spielen für Kinder und Jugendliche sollten Eltern einige Grundsätze beachten. Dann kann das nächste Spiel ein Gewinn für alle sein.

Regelungen & Alterskennzeichen

Für die Altersfreigabe bei digitalen Spielen gibt es auf nationaler und europäischer Ebene verschiedene Kennzeichen. Spielbar.de bietet einen Überblick.

Michael Kunczik (2012):

Wirkungen gewalthaltiger Computerspiele auf Jugendliche

Die Diskussion um mediale Gewalt ist so alt wie die Medien selbst. Die Debatte fokussierte insbesondere digitale Spiele, die als interaktives Medium das Interesse der Forschung weckten.

Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Tatort / Das Erste / https://www.ardmediathek.de/daserste/player/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3RhdG9ydC82MjQ2Njk0OS01Y2JjLTQ0MTctOTdhOS1mNjU0ZThmNjYzYWE/[3]Fortnite / Epic Games / "Let's Play Fortnite #001 [Deutsch] [HD] [PS4 PRO] - Das beste Battle Royale Spiel auf Konsole" / https://www.youtube.com/watch?v=RmA0R2v7L6k[4]Mortal Kombat X / Warner Bros. Interactive Entertainment / Let's Play Mortal Kombat X Gameplay German PS4 Deutsch Part 1 - Johnny Cage vs Scorpion (Story Mode) / https://www.youtube.com/watch?v=Yt4y_NyjnSc[5]Tom Quandt / https://images.unsplash.com/photo-1517086022773-2730fabd86d1?ixlib=rb-1.2.1&ixid=eyJhcHBfaWQiOjEyMDd9&auto=format&fit=crop&w=1234&q=80