Spielbeurteilung

Resident Evil 2 (2019)

14.03.2019
Das Original von 1998 landete auf dem Index. Die Neuauflage hingegen ist ungeschnitten in den Handel gekommen – und das, obwohl die Gewaltdarstellungen noch expliziter sind. Ein Horror-Spiel im spielbar-Test.
  • Genre:
    Survival-Horror
  • Herausgeber:
    Capcom
  • Plattform:
  • Erscheinungsdatum:
    Januar 2019
  • USK:
    18 (Quelle: USK)
  • spielbar:
Resident Evil 2 ist die vollständig überarbeitete Neuauflage des gleichnamigen Klassikers von 1998. Den Kennern des Originals wird die Story und das Setting bekannt sein: Zwei Monate nach Resident Evil sind in Raccoon City fast alle Einwohner mit dem T-Virus infiziert, welches von der Umbrella Corporation entwickelt wurde, und sind nun zu Zombies mutiert.

Dem Spieler stehen wieder zwei Charaktere zur Auswahl: Entweder man spielt Leon Scott Kennedy, einen frisch aus der Ausbildung kommenden Polizisten auf dem Weg seinen ersten Dienst in der Stadt anzutreten, oder Claire Redfield, die auf der Suche nach ihrem Bruder Chris ist, der nach den Ereignissen im ersten Resident Evil-Teil verschwand. Sie treffen sich zufällig auf einer Tankstelle vor Raccoon City. Hier gibt es auch einen direkten Einstieg in das Spielgeschehen, denn die Tankstelle wird von Zombies überrannt. Nach erfolgreicher Flucht machen sich die beiden gemeinsam in die Stadt auf. Hier trennen sich ihre Wege und beide Charaktere bestreiten ihren eigenen Weg durch das zombieverseuchte Raccoon City. Trotz ihrer unterschiedlichen Wege bleibt für den Spieler das primäre Ziel gleich: überleben und rauszufinden, wo der verschollene Bruder von Claire ist oder was der Ursprung des Virus ist. Dies kann schießend, schleichend oder rennend geschehen.
Oft ist der einzige Weg zum Überleben Gewalt anzuwenden.

Hingegen neu in Resident Evil 2 ist die Perspektive. Statt der statischen Kamera des Originals wurde hier auf die Third-Person-Perspektive gesetzt. Das Spiel sieht nicht nur beeindruckend aus, sondern spielt sich auch deutlich intuitiver als das Original. Durch die realistischere Grafik und die neue Perspektive sind die Spielenden näher am Geschehen. Sie schauen dem Charakter nun über die Schulter, während er sich in der Welt bewegt.
Die statische Kamera des Originals wurde durch eine Third-Person-Perspektive ersetzt.

Echte Nostalgie kommt beim Leveldesign auf: Rätsel müssen gelöst werden, Codes geknackt, Schlüssel gefunden und damit werden immer neue Bereiche und Abkürzungen im bereits erkundeten Gebiet freigeschaltet. Die Schauplätze selbst sind dieselben wie aus dem Jahr 1998, jedoch sind Gegenstände oft etwas anders platziert in der Spielwelt. Auch das Inventar ähnelt dem damaligen. Man hat einige wenige Inventar-Slots und jede Waffe, Schlüssel, Item oder Munitionsart verbraucht einen davon. Die reihentypische Möglichkeit, Items zu kombinieren, bleibt erhalten, sodass man auch aus Kraut eigene Medizin herstellen kann. Wer kein Platz mehr hat und die Gegenstände aus dem Inventar zum späteren Aufsammeln irgendwo ablegen möchte sei gewarnt: Was aus dem Inventar geworfen wird, ist weg. Im Remake ist es aber möglich die Plätze durch weitere Taschen aufzuwerten. Auch die Art des Speicherns ist unüblich für Spiele heutzutage: Wer speichern will, muss dies an einer der in der Spielwelt verteilten Schreibmaschinen erledigen. Wer zudem den hohen Schwierigkeitsgrad wählt, kann nur begrenzt speichern, da jedes Speichern ein Farbband verlangt, welche erst gefunden werden müssen. Im Vergleich zum Original gibt es kaum Ladezeiten. Die Welt ist frei begehbar, ohne dass bei jedem Raum neu geladen wird. Auch die Animationen der Gegner sind flüssig. Die Figuren im Spiel sind sehr realistisch dargestellt, auch bei Zombies kann man trotz vieler Verletzungen den menschlichen Ursprung sehen. Die Waffen wurden echten Waffen nachempfunden. Die Gebäude, Straßen, Gassen und Räume sehen sehr authentisch aus, wie eine beliebige Stadt im mittleren Westen der USA.
Verschiedene Knobeleien sind während des Spiels zu lösen.

Der Horror wird genauso erzeugt wie bei den ersten Teilen der Reihe: atmosphärisch. Enge Gänge, dunkle Räume, die andauernde Munitionsknappheit in Kombination mit Zombies, welche mehrere Schüsse in den Kopf benötigen, um zu Boden zu gehen, und die neue Perspektive lösen Angstgefühle aus. Die Kämpfe gegen besonders starke Gegner am Ende von Storyabschnitten sind alle überarbeitet und neu inszeniert worden. Die Atmosphäre im Spiel wird durch die musikalische Untermalung und dem geschickten Einsatz von Licht und Schatten verstärkt. Wer es noch nostalgischer haben möchte, kann in den Einstellungen auch den originalen Soundtrack einschalten. Dieser muss aber vorher in Form eines DLCs gekauft werden.
Die spärliche Beleuchtung sorgt für einen gewissen Gruselfaktor.

Durchschnittlich ist eine Spieldauer von 20 Stunden zu erwarten. Um alle Rätsel zu lösen, sind zwei Durchläufe erforderlich, also insgesamt 40 Spielstunden.
Ann-Kristin Gaumann
Dieses Spiel wurde getestet von:

Pädagogische Beurteilung:

Kostenfallen:
Ähnlich wie beim Original gibt es keine spielrelevanten Mikrotransaktionen und keine Abo-Funktion. Es ist jedoch möglich einige DLCs einmalig zu kaufen, welche überwiegend Kostüme für die Protagonisten enthalten. Die DLCs bringen aber keine Vorteile im Spiel und dienen nur zur kosmetischen Änderung der Charaktere oder Waffen. Wer hier mehr Nostalgie verspüren möchte, kann sich die Kostüme für Claire und Leon im Stil von 1998 kostenlos als DLC holen und mit den originalen, niedrig polygonalen und verpixelten Charakteren das Spiel erleben.

Gewaltdarstellung:
Während das 1998 erschienene Spiel auf dem Index landete, später (unter anderem mit grauem Blut) wiedererschien, nochmals indiziert wurde und erst 2014 vom Index runtergenommen wurde, kommt das 2019 erschienene Remake komplett unzensiert auf den deutschen Markt.
Die Gewaltdarstellung in Resident Evil 2 ist sehr explizit. Beispielsweise wird beim Tod des Protagonisten durch einen einfachen Zombie, was jederzeit im Spiel passieren kann, dem Charakter in den Hals gebissen und ein Stück Fleisch mitsamt Sehnen und laufendem Blut aus dem Hals gezogen. Ähnlich grausam sehen die Todesanimationen durch andere Gegner wie Cerberus (Zombiehunde), Licker (schwer mutierte Zombies) oder den berühmten Mr. X (T-103, ein von Umbrella Corporation entwickelter und modifizierter Superzombieprototyp) aus - es werden Gliedmaßen, Köpfe und Körper zerquetscht, zerteilt und aufgespießt. Die Todessequenzen sind nichts für zarte Gemüter, die Kameraführung verfolgt das Geschehen und zeigt es sehr genau.
Es ist sogar möglich, gezielt Körperteile von Gegnern abzuschießen. Jeder Angriff mit Messern oder Schusswaffen hinterlässt bei den Zombies entsprechende Spuren. So kann der Spieler beispielsweise einzelne Körperteile der Zombies mit gezielten Schüssen nach und nach entfernen oder das Knie des Zombies zerschießen, sodass dieser kurzzeitig bewegungsunfähig ist und man an ihm vorbeilaufen kann. Am Boden krabbelnde Zombies können weiterhin angreifen. Das Spielgeschehen ist geprägt von hoher Brutalität.

Fazit:

Trotz des fiktiven Settings ist das Spiel aufgrund der realitätsnahen Darstellung, der aus der Atmosphäre entstehenden Spannung und den expliziten Gewaltdarstellungen für Kinder und Jugendliche jeden Alters nicht geeignet.
Ann-Kristin Gaumann
Dieses Spiel wurde beurteilt von:

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Bildnachweise

[1]Resident Evil 2 Remake / Capcom / Screenshot by spielbar.de[2]Resident Evil 2 Remake / Capcom / Screenshot by spielbar.de[3]Resident Evil 2 Remake / Capcom / Screenshot by spielbar.de[4]Resident Evil 2 Remake / Capcom / Screenshot by spielbar.de[5]Resident Evil 2 Remake / Capcom / Screenshot by spielbar.de[6]Battlefield V / Electronic Arts / origin.com[7]Destiny 2 / Bungie / Screenshot by spielbar.de[8]Fortnite: Battle Royale / Epic Games[9]DayZ