Spielbeurteilung
Dear Esther
05.09.2014
Ob Dear Esther nun ein ‚echtes‘ Computerspiel ist oder nicht - das Indie Adventure überzeugt durch beeindruckende Grafik und sorgt für nachdenkliche Momente auch lange nach Spielende. Für Fans des meditativen Spielens wie bei Journey ist schaurig schöner Spaß in einem wundervollen Setting garantiert.- Genre:
- Herausgeber:The Chinese Room
- Plattform:PC (getestet), Mac
- Erscheinungsdatum:Februar 2012
- USK:nicht getestet
- spielbar:
Der leuchtende Sendemast ist fast von überall zu sehen und rückt immer näher.
Vier Gebiete gibt es in Dear Esther zu entdecken. Beginnend beim Leuchtturm geht es zu einem gestrandeten Containerschiff, anschließend durch die Höhlen zum Sendemast, welcher rot über der Insel leuchtet und das geografische Ziel des Spiels ist.
In den Höhlen warten beeindruckende Lichteffekte.
Kerzen und kryptische Hinweise auf eine mögliche Story warten an vielen Stellen. Ab und zu wird es schon mal gruselig.
Dear Esther verfügt lediglich über einen Einzelspielermodus. Alle Texte sind auf Englisch. Gewählt werden kann, ob der Text nur als Audio oder zusätzlich auch geschrieben erscheint.
Pädagogische Beurteilung:
Dear Esther entführt in eine phantasievoll und realistisch gestaltete Inselwelt, die an die Hebriden, eine schottische Inselgruppe, angelehnt ist. Jedes Gebiet unterscheidet sich von den anderen. Mal gibt es gruselige, verlassene Häuser. An anderen Stellen bewegt man sich über sanfte Hügeln, das Geräusch der Seebrise im Ohr. Je nach Schauplatz erklingen Teile des Soundtracks, der absichtlich sehr roh gelassen und mit einem recht hohem Anteil an Nebengeräuschen aufgezeichnet wurde. In den Höhlen warten beeindruckende Lichteffekte und atmosphärische Klänge auf die Spielenden und der Sprung in die Tiefe sorgt für einen Nervenkick. Es braucht eben nicht immer die großen Rätsel, um spannend zu sein.Über Dear Esther wird in zweierlei Hinsicht kontrovers diskutiert. Zum einen stellt sich die Frage, ob es überhaupt ein echtes Computerspiel ist. Aufgrund der fehlenden Interaktion gehört es in die Kategorie erlebter Film, ähnlich wie Heavy Rain, mit dem Unterschied, dass es keine Entscheidungsmöglichkeiten gibt, die den Ausgang der Handlung beeinflussen. Dies kann als Vorteil gesehen werden, da durch die völlige Bewegungfreiheit im Gelände die Spielenden auf Erzählung und Umgebung konzentriert werden.
Zum anderen gibt es große Interpretationsunterschiede der Story. Die Geschichte wiederspricht sich mehrfach und ergibt an einigen Stellen gefühlt keinen Sinn. Außerdem werden zwei wesentliche Fragen bis zum Schluss nicht geklärt: Wer ist der Protagonist oder die Protagonistin? Und wer hat den Weg zum Sendemast dekoriert – Ich oder jemand anderes?
Das ist die Grundidee hinter Dear Esther: Über die Geschichte nachdenken, und sich selbst eine passende Geschichte zusammenreimen. Man wird am Ende absichtlich ohne Antworten zurückgelassen. Das ist nicht jedermanns Sache, polarisiert aber und ist ein schöner Kontrast zum actiongeladenen Gameplay und der festen Story anderer Spiele.
Fazit:
Eine spannende Story, die selbst interpretiert werden muss, vereint mit einer grafisch hochwertigen Welt, in der entdeckt aber nicht interagiert werden kann. Dear Esther eignet sich für Gamer, die das Prinzip des entspannenden ‚Zen Gamings‘ wie bei Journey schätzen. Auf Grund der leicht schaurigen Höhlen und Häuser und des eher schwierigen englischen Texts ist die Erkundungstour für Spielende ab 14 Jahren.Siehe auch
Spielbeurteilung
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