Spielbeurteilung
Papers, Please
12.05.2015
Als Grenzbeamte einer kommunistischen Republik Papiere kontrollieren und Pässe abstempeln: „Papers, Please“ bringt die Spielenden ziemlich schnell ins Schwitzen und in den Pausen zum Nachdenken.- Genre:
- Herausgeber:Lucas Pope
- Plattform:
- Erscheinungsdatum:August 2013
- USK:
- spielbar:
Wir müssen jede Person beim Grenzübertritt kontrollieren und entscheiden, ob sie einreisen darf.
Zu Beginn eines jeden Tages erhält man Anweisungen vom Ministerium. Außerdem können alle Spielfunktionen im spieleigenen Handbuch nachgelesen werden.
Jeder Tag endet mit einer Auflistung der eigenen Finanzen. Hat man genügend Pässe korrekt abgestempelt, hat man auch genug Geld, um Heizung und Essen für sich und seine Familie zu bezahlen.
Pädagogische Beurteilung:
„Papers, Please“ ist zwar einfach zu erlernen (überprüfe die Angaben, beachte dabei die Vorgaben) aber schwierig zu meistern. Das Tutorial erklärt leicht verständlich die Benutzeroberfläche und den täglichen Ablauf am Grenzposten. Was danach mit stupidem Abstempeln beginnt, gewinnt schnell an Fahrt. Schon nach wenigen Tagen müssen pro Person ein Dutzend Angaben überprüft und bei Widersprüchen nachgehakt werden. Manchem Redemuffel muss man dabei die Antworten nach Grund und Dauer des Aufenthalts fast wortweise aus der Nase ziehen, während die Uhr im Hintergrund tickt. Und wenn eine Person fälschlicherweise vorgibt ein Mann zu sein? Ab in den Körperscanner und nachgesehen, was erneut einige Minuten kostet. Die Darstellung der nackten (wenn auch pixeligen) Körper kann in den Optionen abgestellt werden. Wenn dann die Sirene um 18 Uhr das Dienstende verkündet, hofft man, dass das Gehalt wieder für die ganze Familie ausreicht. Bei „Papers, Please“ braucht es daher vor allem ein Auge für Details. Wer zudem noch schnell lesen und flink mit der Maus umgehen kann, ist gut gewappnet für die Aufgabe in Arstotzka. Anfänger können auch den „leichten Modus“ aktivieren, um einen kleinen Geldzuschuss pro Tag zu erhalten.Ob mit Hilfe oder ohne: Nach so einem Tag in der digitalen Grenzkontrolle ist nicht nur der namenlose Avatar gestresst. Die täglich wechselnden Vorgaben verzeihen keine Nachlässigkeit und erfordern höchste Aufmerksamkeit und Konzentration. Viel zu schnell ist ein Zahlendreher oder Ablaufdatum übersehen oder man lässt eine Person passieren, die derjenigen auf dem Passfoto nicht einmal ähnelt - aus Zeitdruck.
Durch Zusatzereignisse abseits des Kontroll-Alltags gewinnt „Papers, Please“ weiter an Abwechslung und bringt die Spielenden zugleich in moralische Zwickmühlen. Nimmt man die Bestechungsgelder an oder schickt man Personen, die der eigene Geheimdienst nicht im Land haben will, trotz korrekter Papiere weg? Und kann man das flehende Mütterchen trotz abgelaufener Dokumente nicht vielleicht doch durchlassen? Fast jeder Tag fordert Entscheidungen neben der Routine und das hinterlässt Spuren wie auch etwas Unsicherheit. War die alte Frau, die man gestern hat passieren lassen, vielleicht doch ein Spion oder hat was mit dem Bombenanschlag zu tun, der in der Tageszeitung stand? Hinzu kommen noch Ereignisse, die man nicht beeinflussen kann. Wie einer der ersten Tage, an denen ein Anschlag auf den Grenzposten einige Pixel-Leichen und einen vorzeitigen Feierabend nach sich zieht.
Fazit:
„Papers, Please“ überzeugt nicht durch seine altbackene Pixel-Grafik oder die kruden Soundeffekte, sondern dadurch, dass es die Spielenden in Situationen bringt, die zum Grübeln anregen. Spielspaß wie bei anderen Simulationen mag man beim Pässe stempeln vermissen – dafür gibt es eine neue Spielerfahrung und Unterhaltung zum Nachdenken. Spielende ab 14 Jahren können mehr und mehr hinter die Fassade des Stempel-Spiels sehen und kommen mit der Darstellung von Pixel-Gewalt und -Nacktheit klar.Bildnachweise
2 Kommentare
Computerspiele zum Thema Flucht und Asyl | JFF.de/GAMES schreibt:
[…] Spielzeit: ab 15 Minuten – Betriebssystem: Windows, OS, Linux, Android, iOS – Preis: 9,99 USD (PC) bzw. 7,99 USD (App) Links: http://www.papersplea.se/ http://www.spieleratgeber-nrw.de/Papers-Please.4377.de.1.html http://www.spielbar.de/neu/2014/02/papers-please/ […]
23.02.2016 um 10:34Games & Gesellschaft – Grimme Lab schreibt:
[…] in einem fiktiven Staat den Grenzkontrolleur geben – eine Aufgabe, die die Spielenden „in moralische Zwickmühlen“ bringt, […]
31.08.2016 um 10:51