Spielbeurteilung

Lollipop Chainsaw

15.01.2013
Sexy und gefährlich: In Lollipop Chainsaw schlüpfen die Spielenden in die Rolle von Juliet Starling, ihres Zeichen Cheerleaderin und Zombie-Jägerin. Bewaffnet mit Pompons, Lollipops und einer Kettensäge schlagen sie sich durch nie enden wollende Horden von Untoten. Gelungene Parodie oder niveauloses Spektakel?



Juliet Starling ist 18 Jahre alt und Cheerleaderin an der Romero High School. Anders als andere Schülerinnen ihres Alters geht sie neben der Schule einem ungewöhnlichen „Beruf“ nach: Sie ist Zombie-Jägerin. In Lollipop Chainsaw schlüpfen die Spielenden in die Rolle von Juliet. Bewaffnet mit Pompons und einer Kettensäge schlägt und sägt sie sich durch die immer wiederkehrenden Scharen an Untoten. Ihr Ziel: die Ursache der Zombie-Plage ausfindig zu machen und zu zerstören. Dabei stellen sich ihr neben mutierten Streifenpolizisten auch untote Mitschüler und Lehrer in den Weg.
Begleitet wird die Schülerin dabei stets von ihrem Freund Nick, der als redender Kopf an ihrem Gürtel hängt und hier und da ihre Aktionen kommentiert.

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Für jeden besiegten Zombie erhalten die Spielenden in Lollipop Chainsaw Punkte und Medaillen, die virtuelle Währung im Spiel. Diese können sie wiederum in Juliets Fähigkeiten investieren, und ihre Cheerleader-Akrobatik sowie ihren Umgang mit der Kettensäge zu verbessern. Mit zunehmendem Spielverlauf gewinnt Juliet somit an Angriffskraft. Durch Aneinanderreihen mehrerer Aktionen zu Kombos wird diese noch verstärkt. Ist die Lebensenergie von Juliet nahezu aufgebraucht, kann sie diese durch den Verzehr ihrer Lieblingssüßigkeit, den Lollis, wieder auffüllen. Diese sind in unterschiedlichen Formen und Farben im Spiel verteilt und können zudem käuflich mit Medaillen innerhalb des Spiels erworben werden.

Neben dem Storymodus bietet Lollipop Chainsaw einen Rangmodus. Hier schlagen sich Spielende erneut durch bereits erfolgreich durchgespielte Gebiete. Im Gegensatz zum Storymodus gibt es hier jedoch weder Checkpoints noch Shops. Dafür kann man seine Leistung am Ende des Levels online in eine Bestenliste eintragen und sich so mit anderen Spielenden vergleichen. Unabhängig davon können die Spielenden in Lollipop Chainsaw zwischen drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden von leicht bis schwer wählen.

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Pädagogische Beurteilung:

Naiv wirkendes Mädchen mit langen blonden Haaren, kurzem Minirock, unschuldigem Gesicht, tiefem Ausschnitt und Lollipop im Mund: Die Protagonistin in Lollipop Chainsaw vereint alle Klischees eines männlichen Sexobjektes in sich. Doch Juliet Starling kann auch austeilen. Unbeachtet der menschlichen Ursprünge ihrer Gegner sägt sie sich gnadenlos durch die untoten Angreifer. Körperteile fliegen durch die Luft und lösen sich anschließend auf. Die Untoten geben wehleidige Töne von sich. Blut spritzt.
Im direkten Kontrast steht die optische Darstellung des Spiels. Helle, quietschbunte Farben dominieren den comicartigen Stil. Sterne und Herzen fliegen aus besiegten Gegnern in alle Richtungen.

Lollipop Chainsaw nimmt sich nicht ernst. Das Spiel ist geprägt von Übertreibungen und gewöhnungsbedürftig makaberem, oft auch anstößigem Humor, der sich nicht selten auf die Protagonistin und ihre üppige Oberweite bezieht. Hier und da tauchen Anspielungen auf die Zombiefilmhistorie auf. So lautet der Name von Juliets Highschool beispielsweise „San Romero High“, ähnlich dem als Pionier des Horrorfilms geltenden Regisseurs George A. Romero. Die Story selbst jedoch ist flach.

Außerordentliches taktisches Geschick wird von den Spielenden nicht gefordert. Oftmals reicht es aus, in Bewegung zu bleiben und dabei wahllos die Knöpfe des Controllers zu drücken, um sich gegen die stetig nachrückende Anzahl an Gegnern zur Wehr zu setzen. Was spaßig anfängt wird jedoch schnell zur Routine und verliert damit den Reiz. Abwechslung bietet das Spiel lediglich in Form unterschiedlicher Angriffskombinationen. Zudem liegen einige vom Spiel automatisch angelegte Checkpoints weit auseinander. Dann aufgrund einer kleinen Unachtsamkeit die letzten zehn Minuten Spielzeit wiederholen zu müssen, kann frustrierend sein.

Um die Langzeitmotivation und den Mehrspielwert zu erhöhen wird in Lollipop Chainsaw der Sammeltrieb der Spielenden angesprochen. Ob Waffen-Upgrades, stärkere Angriffs-Kombinationen, neue Hintergrundmusik, oder gar abwechslungsreiche Kostüme für die Protagonistin: alles kann im Spiel freigespielt werden. Einige Sammelobjekte setzen dabei mehrfaches Spielen beziehungsweise Spielen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden voraus.

Lollipop Chainsaw spaltet die Gemüter. Die einen mögen das Spiel als Parodie schätzen, andere möglicherweise für sexistisch oder einfach niveaulos halten. So oder so ist der Inhalt des Spiels ist nicht zuletzt durch die überzeichnete Darstellung deutlich als Fiktion erkennbar. Nichts desto trotz sind Gewalthandlungen ein elementarer, unumgänglicher Bestandteil des Spiels. Auch der makabere Humor und die Selbstironie des Spiels sind für Kinder und Jugendliche nur schwer verständlich. Lollipop Chainsaw gehört daher nicht in die Hände Unter-16-Jähriger.
Anne Sauer
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