Spielbeurteilung

Call of Juarez - Bound in Blood

23.08.2009
Wer Wildwestromantik oder ein harmloses Abenteuer sucht, ist bei Call of Juarez falsch. Das Spiel ist ein realistisch inszenierter und knallharter Western-Shooter nur für Erwachsene, und keinesfalls für Kinder und Jugendliche.
Call of Juarez ist ein klassischer Ego-Shooter. Die Spielenden nehmen die First Person Perspektive ein und bewegen sich durch eine dreidimensionale Umgebung. Das Ausschalten verschiedenster Gegner ist im Spiel die Hauptbeschäftigung. Dafür stehen unterschiedliche Waffen zur Verfügung, die erst im Laufe der Handlung gefunden oder gekauft werden müssen. Die Palette reicht von Pfeil und Bogen über kleinere Pistolen und Gewehren bis hin zu Dynamit und Kanonen.
Bei diesem Ego-Shooter kommen historische Handwaffen und sogar Feldgeschütze zum Einsatz.

Die Handlung von Call of Juarez ist im amerikanischen Sezessionskrieg angesiedelt. Die beiden Brüder Ray und Thomas McCall kämpfen auf Seiten der Südstaatenarmee. Anfänglich erweisen sie sich noch als mustergültige Soldaten, doch schon bald wendet sich das Blatt. Die Bedrohung von Farm und Familie sowie der aussichtslos erscheinende Krieg lässt ihre Treue schwinden. Als einzige Alternative bleibt die Flucht. Doch das Haus liegt bereits in Trümmern und die Mutter im Sterben. Der jüngere Bruder William, ein ehemaliger Priesterschüler, blieb unversehrt. Von nun fliehen die Geschwister gemeinsam. Auf Fahnenflucht steht die Todesstrafe. Ray und Thomas werden zu Gesetzlosen und Gejagten ihres ehemaligen Colonels.
Die Protagonisten des Spiels - die beiden Brüder.

Doch die beiden arrangieren sich schnell mit ihrer Situation. Ein normales Leben ist nicht mehr möglich, so schlagen sie eine Verbrecherlaufbahn ein. Die Flucht treibt die Geschwister bis nach Mexico. Dort schließen sie sich dem Banditen Juarez an. Dessen hübsche Frau Marisa verdreht Ray und Thomas gleichermaßen den Kopf. Chaos ist vorprogrammiert. Die Brüder agieren fast ausschließlich miteinander. Nach den ersten Missionen können die Spielenden selbst entscheiden, wessen Rolle sie übernehmen wollen. Ray kann schwere Waffen tragen, mehrere Gegner mit einem Spezialangriff gleichzeitig ausschalten sowie Dynamit werfen. Thomas ist dagegen für subtilere Angriffe zuständig. Er erklimmt mit Hilfe seines Lassos Bäume, tötet lautlos mit Pfeil und Bogen und ist Experte am Gewehr.
Die beiden sind verschiedensten Angriffen und Duellen ausgesetzt.

Im Spiel müssen verschiedene kleinere Aufträge erledigt werden. Diese treiben die, durch Zwischensequenzen und kurze Einblenden erzählte, Handlung voran. Auf die Spielenden warten neben unzähligen, actionreichen Gefechten, auch spannende Duelle, rasante Kutsch- und Kanufahrten sowie kleine Open-World-Passagen mit Minimissionen.
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Dieses Spiel wurde getestet von:
Torsten Bachem

Pädagogische Beurteilung:

Call of Juarez hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Auf der einen Seite sind die realistische Grafik und Physik, die ansprechenden Schauplätze sowie die, für Ego-Shooter ungewöhnlich gute Handlung. Demgegenüber steht die genretypische realistische Darstellung von Gewalt. Denn Call of Juarez widmet sich ausschließlich der brutalen Seite des Wilden Westen. Töten oder getötet werden ist der Tenor des Spieles. Gewalt ist das einzige Mittel um voranzukommen, Alternativen gibt es kaum. Aus diesem Grund ist das Spiel für Minderjährige nicht geeignet.

Gleich zu Beginn findet man sich inmitten einer dramatischen Schlacht wieder. Man sieht Soldaten fallen, etwas explodiert, die Sicht ist getrübt und Mitglieder der feindlichen Armee stürmen auf den Schützengraben ein. Wer jetzt zögert ist verloren. Ein Schuss fällt und schon nach einigen Spielsekunden sackt der erste Gegner in sich zusammen. Die Gewalt dient im Spiel nicht etwa einem noblen Zweck, wie beispielsweise der Rettung des Planeten. Vielmehr geht es um niedere Belange. Man schießt nicht nur auf andere Menschen, um seine eigene Haut zu retten, sondern tötet wegen Frauengeschichten, Geld oder gar aus Spaß.

Die tolle Aufmachung von Call of Juarez wirkt in diesem Zusammenhang verschärfend. Der Realismus des Spiels sowie die stimmige Geschichte und die glaubhaften, gut animierten Charaktere wirken authentisch und ziehen die Spielenden in ihren Bann. Man entwickelt Empathie gegenüber den Protagonisten, versteht ihre Situation und interpretiert ihr Handeln als jenes von Menschen, die mit dem Rücken an der Wand sehen. Die Spielenden lernen Ray und Thomas als sympathische Raubeine kennen. Sie wirken menschlich, streiten sich, nehmen sich gegenseitig auf die Schippe und sind fähig sich zu verlieben. Sehen so gefühlskalte Verbrecher aus? Der Realismusaspekt wird jedoch durch die Tatsache, dass sich das Spiel auf einen historischen Kontext bezieht, in dem es offenkundig rauer zuging, etwas abgeschwächt.

Fazit:

Insgesamt entpuppt sich der Wilde Westen als sehr gelungenes Szenario. Call of Juarez weist filmähnliche Qualitäten auf. Die Ursache hierfür liegt zum einen in der Geschichte und den Zwischensequenzen, zum anderen ist es vor allem die Darstellungsweise auf dem Bildschirm, die diesen Eindruck unterstreicht. Alle Anzeigen wurden auf ein Minimum reduziert. Bis auf den richtungsweisenden Stern stört kaum etwas die Optik. Es gibt keinen Balken für Lebensenergie oder Spezialattacken, kein Radar und keine dauerhafte Waffen- sowie Auftragsanzeigen. Ist man geschwächt trübt sich lediglich die Sicht. In diesem Sinne ist Call of Juarez ein spielbarer Actionfilm für Erwachsene.

Einen Wehrmutstropfen stellt das Fehlen eines Koop-Modus dar. Bei zwei Hauptfiguren hätte sich dieser eigentlich gut angeboten. Die verschiedenen Online-Multiplayermodi, wie beispielsweise die Möglichkeit im Team auf einzelne oder mehrere Mitspielende Jagd zu machen oder historische Überfälle nachzuspielen, trösten jedoch darüber hinweg.
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Dieses Spiel wurde beurteilt von:
Torsten Bachem

Siehe auch

Spielbeurteilung

Battlefield 1

Erster Weltkrieg, fünf Protagonisten, fünf Schicksale. Ist die Battlefield-Reihe vor allem für ihren spannenden Mehrspielermodus bekannt, versucht sich der neuste Teil Battlefield 1 auch an einer anspruchsvollen Einzelspielerkampagne, die den Krieg aus diversen Perspektiven darstellt.

Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Call of Juarez - Bound in Blood / Ubisoft/ store.steampowered.com[3]Call of Juarez - Bound in Blood / Ubisoft / store.steampowered.com[4]Call of Juarez - Bound in Blood / Ubisoft / store.steampowered.com

1 Kommentar

Torsten Bachem (Redaktion spielbar.de) schreibt:

Call of Juarez hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Auf der einen Seite sind die realistische Grafik und Physik, die ansprechenden Schauplätze sowie die, für Ego-Shooter ungewöhnlich gute Handlung. Demgegenüber steht die genretypische realistische Darstellung von Gewalt. Denn Call of Juarez widmet sich ausschließlich der brutalen Seite des Wilden Westen. Töten oder getötet werden ist der Tenor des Spieles. Gewalt ist das einzige Mittel um voranzukommen, Alternativen gibt es kaum. Aus diesem Grund ist das Spiel für Minderjährige nicht geeignet.

Gleich zu Beginn findet man sich inmitten einer dramatischen Schlacht wieder. Man sieht Soldaten fallen, etwas explodiert, die Sicht ist getrübt und Mitglieder der feindlichen Armee stürmen auf den Schützengraben ein. Wer jetzt zögert ist verloren. Ein Schuss fällt und schon nach einigen Spielsekunden sackt der erste Gegner in sich zusammen. Die Gewalt dient im Spiel nicht etwa einem noblen Zweck, wie beispielsweise der Rettung des Planeten. Vielmehr geht es um niedere Belange. Man schießt nicht nur auf andere Menschen, um seine eigene Haut zu retten, sondern tötet wegen Frauengeschichten, Geld oder gar aus Spaß.

Die tolle Aufmachung von Call of Juarez wirkt in diesem Zusammenhang verschärfend. Der Realismus des Spiels sowie die stimmige Geschichte und die glaubhaften, gut animierten Charaktere wirken authentisch und ziehen die Spielenden in ihren Bann. Man entwickelt Empathie gegenüber den Protagonisten, versteht ihre Situation und interpretiert ihr Handeln als jenes von Menschen, die mit dem Rücken an der Wand sehen. Die Spielenden lernen Ray und Thomas als sympathische Raubeine kennen. Sie wirken menschlich, streiten sich, nehmen sich gegenseitig auf die Schippe und sind fähig sich zu verlieben. Sehen so gefühlskalte Verbrecher aus? Der Realismusaspekt wird jedoch durch die Tatsache, dass sich das Spiel auf einen historischen Kontext bezieht, in dem es offenkundig rauer zuging, etwas abgeschwächt.

Insgesamt entpuppt sich der Wilde Westen als sehr gelungenes Szenario. Call of Juarez weist filmähnliche Qualitäten auf. Die Ursache hierfür liegt zum einen in der Geschichte und den Zwischensequenzen, zum anderen ist es vor allem die Darstellungsweise auf dem Bildschirm, die diesen Eindruck unterstreicht. Alle Anzeigen wurden auf ein Minimum reduziert. Bis auf den richtungsweisenden Stern stört kaum etwas die Optik. Es gibt keinen Balken für Lebensenergie oder Spezialattacken, kein Radar und keine dauerhafte Waffen- sowie Auftragsanzeigen. Ist man geschwächt trübt sich lediglich die Sicht. In diesem Sinne ist Call of Juarez ein spielbarer Actionfilm für Erwachsene.

Einen Wehrmutstropfen stellt das Fehlen eines Koop-Modus dar. Bei zwei Hauptfiguren hätte sich dieser eigentlich gut angeboten. Die verschiedenen Online-Multiplayermodi, wie beispielsweise die Möglichkeit im Team auf einzelne oder mehrere Mitspielende Jagd zu machen oder historische Überfälle nachzuspielen, trösten jedoch darüber hinweg.

14.08.2009 um 15:23