Spielbeurteilung

TechForce

21.04.2009
Das Serious Game TechForce will auf spielerische Weise mit verschiedenen Metall- und Elektroberufen vertraut machen. Zuerst sind im Adventure-Teil knifflige Aufgaben zu lösen. Als Belohnung winkt ein flottes Rennen im futuristischen Fluggerät. TechForce hinterlässt jedoch einen gespaltenen Eindruck.
Der Ort des Geschehens ist das TechForce-Zentrum der Metall- und Elektroindustrie. Dort finden sich die besten Azubis eines Jahrgangs zusammen, um ihre Ausbildung mit einem extravaganten Projekt abzuschließen. In diesem Jahr sollen sie ein Fluggerät konstruieren. Dafür treten mehrere interdisziplinäre Teams gegeneinander an. Entsprechend ihrer Fachrichtungen leisten alle Mitglieder einen wichtigen Beitrag zur Fertigstellung. Der Glider muss nicht nur voll funktionsfähig sein, sondern auch schneller als die der Konkurrenzteams fliegen.

Das Serious Game "Tech Force" will spielerisch in Berufe der Metall- und Elektroindustrie einführen.
Die Spielenden können zwischen zwei weiblichen und zwei männlichen Figuren wählen und übernehmen die Rolle eines Testpiloten bzw. einer Testpilotin. Das Team steht fest und ist von der Wahl unabhängig. Zu Beginn des Spiels ist der Glider jedoch noch nicht einsatzbereit. Das Team liegt nicht gut in der Zeit und jede Hilfe ist willkommen. Statt Fliegen steht also vorerst das Lösen verschiedener Aufgaben auf dem Programm.

Dafür müssen die Spielenden mit allen Teammitgliedern reden und bekommen von diesen bestimmte Aufträge erteilt. Beispielsweise muss man eine CNC-Drehmaschine einstellen oder die richtigen Sicherungen, Kabel und Widerstände für einen Stromkreis auswählen.

Nach den ersten Rätseln dürfen die Spielenden das Fluggerät testen. Jetzt zeigt sich, ob die bisherigen Aufgaben richtig gelöst wurden. Doch damit nicht genug: schnell ergeben sich neue Probleme. Zudem erhärtet sich ein Sabotageverdacht. Erst wenn alle Rätsel gelöst sind, wird der Rennmodus „Gliderrennen“ freigeschaltet.

Als Azubis sollen die Spielenden ein Fluggerät konstruieren.
Die notwendigen Informationen und Hilfen zum Lösen der Aufgaben finden die Spielenden in ihrem PDA, einem kleinen mobilen Computer. Dort gibt es neben einer Übersichtskarte, einem Taschenrechner und einem Logbuch auch Tipps und Lehrfilme. Diese umreißen die gestellten Aufgaben und vermitteln das zum Lösen nötige technische Know-how. Außerdem können sich die Spielenden in einer zusätzlichen Rubrik über diverse Metall- und Elektro-Berufe informieren.

Neben dem eigentlichen Spiel stehen noch die Rubriken „Weblinks“ und „Personality Show“ zur Auswahl. Letztere stellt eine Art Orientierungshilfe beim Berufsfinden dar. In einem Interview können verschiedene Fragen beantwortet werden. Die Auswertung verweist dann auf zum Profil passende Metall-und Elektroberufe. Zudem kann man sich hier über Ausbildungen und Berufszweige informieren oder erhält Tipps sowie Muster zur Bewerbung und Vorstellungsgespräch. Weiterhin gibt es einen Gehirn-Trainer, der die Spielenden fit für Schule und Berufsleben machen will.

Die Steuerung im Adventure-Teil erfolgt mit der Maus, im Rennen dagegen mit den Pfeiltasten der Tastatur. TechForce kann kostenlos als Download oder per Post erworben werden. Dafür ist lediglich eine Registrierung auf der Homepage nötig.
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Dieses Spiel wurde getestet von:
Torsten Bachem

Pädagogische Beurteilung:

TechForce ist ein Serious Game und verfolgt ein eindeutiges Ziel. Es will Jugendliche spielerisch auf verschiedene Berufszweige der Metall- und Elektroindustrie aufmerksam machen und potenzielle Nachwuchskräfte rekrutieren. Diese Intention beherrscht das gesamte Spiel. Immer wieder verweisen die Protagonisten auf ihre Ausbildung. Lehrfilme werden gezeigt, in denen unter anderem Airbus- oder Fordmitarbeiter über ihren Beruf sprechen. Zudem sind alle Aktivitäten in TechForce an einzelne Berufszweige gekoppelt. Besonders das Lösen der Aufgaben im Adventure setzt eine Auseinandersetzung mit fachtypischem Wissen voraus.

Die für das Bewältigen der Aufgaben notwendigen Informationen erhalten die Spielenden durch Lehrfilme in ihrem PDA. In diesen Videos werden beispielsweise Grundlagen der Werkzeugmechanik oder der Hydraulik erläutert. Die Spielenden können die einzelnen Filme beliebig oft ansehen sowie vor- und zurückspulen. Die Erklärungen sind treffend und sehr anschaulich. Das Anwenden des erworbenen Wissens verlangt den Spielenden viel Konzentrationsvermögen und Ausdauer ab. Mit fortschreitendem Spiel werden die Aufgaben anspruchsvoller, so müssen die Spielenden beispielsweise mit Winkelfunktionen arbeiten. Motivierend ist dabei die Möglichkeit, endlich den Rennmodus freizuschalten.

Um die Spielenden nicht abzuschrecken hätte die Intention des Spiels etwas subtiler umgesetzt werden können. Die Querverweise auf Berufsfelder und Ausbildungen sind auf Dauer aufdringlich und einseitig. Es wird ein ausschließlich positives Bild von dem Berufsfeld vermittelt. Beim TechForce-Team handelt es sich um die Elite des Jahrgangs. Jugendliche Pilotinnen und Piloten sowie Azubis, die wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auftreten und ihr eigenes Fluggerät bauen, widersprechen jedoch der Alltagsrealität junger Menschen. Die Geschlechterverteilung im Team ist ausgewogen und auch auf Multiethnizität wurde sehr genau geachtet. Die Akteure treten als äußerst pflichtbewusste und adrette junge Menschen auf. Da sich die Inszenierung jedoch auf diese Eigenschaften beschränkt, gibt es nur wenige Momente, die Empathie ermöglichen. Statt Durchschnittsjugendlichen treffen die Spielenden auf eine kühle Elite. Hier wird Identifikationspotenzial verschenkt.

In TechForce gibt es weder lustige Momente noch richtige Spannung. Das Gameplay wirkt starr und lässt wenig Freiraum. Die Interpretation des Spielgeschehens wird zumeist direkt vorgegeben. Das langweilt nicht nur, sondern erzeugt immer wieder ambivalente Bilder. Regelmäßig widerspricht die Wahrnehmung beim Spielen den gemachten Erklärungen im Spiel. So wird beispielsweise häufig darauf verwiesen, wie viel Zeit die Arbeit den Akteuren abverlangt, das Geschehen auf dem Bildschirm zeigt aber etwas anderes: Die Figuren stehen tatenlos herum.

Das recht einfache Handlungsschema wiederholt sich zudem zu oft. Man geht in einen Raum, dort steht eine Person, mit welcher geredet werden muss. Dadurch erhalten die Spielenden ihre Aufgaben. Ebenso so schematisch verlaufen die Gespräche. Immer wieder ist man gezwungen die Spielfiguren zu fragen, was sie gerade machen, welchen Beruf sie anstreben und welches Tätigkeitsfeld dieser mit sich bringt. Während des Spielens arbeitet man gewissermaßen alle Antwortmöglichkeiten ab. Egal wie man diese anordnet, die Unterhaltung endet immer gleich. Spricht man eine Spielfigur wiederholt an, antwortet diese immer wieder auf dieselbe Art und Weise.

Die Audioumsetzung einzelner Elemente ist unausgereift und nervt teilweise. Auf musikalische Untermalung wird während des Adventures verzichtet. Die Betonung der Spielfiguren ist oft unpassend, die Animationen erinnern an mechanische Kaubewegungen und sind nicht synchron. Die Grafik entspricht nicht aktuellen Standards und bleibt hinter kommerziellen Top-Produktionen zurück. Es gibt keine flüssige Kameraführung sondern mehrere Perspektiven für jeden Raum. Diese sind jedoch mitunter etwas ungünstig gewählt, was für Probleme bei der Steuerung sorgt. Man muss beispielsweise die richtige Stelle auf dem Bildschirm treffen um mit der Figur einen Raum zu verlassen. Oftmals klickt man mit der Maus ins Leere und kann sich nicht frei in der 3D-Welt bewegen.

Positiv zu erwähnen ist, dass TechForce viel Praxiswissen vermittelt. Nicht nur bezüglich einzelner Bereiche der Metall- und Elektroindustrie sondern auch bezüglich der Bewerbungssituation. Mittels verschiedener Fragen erfahren die Spielenden worauf es beim Bewerben ankommt. Es gibt zudem Vorlagen für Anschreiben und Lebenslauf, die für frischgebackene Schulabgänger eine nützliche Hilfe darstellen.

Fazit:

TechForce hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Idee und Konzept sind lobenswert, das offensive Bewerben der Berufsbrachen nimmt dem Spiel jedoch nicht nur Glaubhaftigkeit sondern auch Spielspaß. TechForce ist aufgrund der anspruchsvollen Aufgaben für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet.
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Dieses Spiel wurde beurteilt von:
Torsten Bachem

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Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]TechForce / Zone 2 Connect / seriousgames.de[3]TechForce / Zone 2 Connect / seriousgames.de[4]AJABU / Goodfable / Screenshot[5]Global Conflicts: Latin America / Serious Games Interactive / seriousgames.net

1 Kommentar

Torsten Bachem (Redaktion spielbar.de) schreibt:

TechForce ist ein Serious Game und verfolgt ein eindeutiges Ziel. Es will Jugendliche spielerisch auf verschiedene Berufszweige der Metall- und Elektroindustrie aufmerksam machen und potenzielle Nachwuchskräfte rekrutieren. Diese Intention beherrscht das gesamte Spiel. Immer wieder verweisen die Protagonisten auf ihre Ausbildung. Lehrfilme werden gezeigt, in denen unter anderem Airbus- oder Fordmitarbeiter über ihren Beruf sprechen. Zudem sind alle Aktivitäten in TechForce an einzelne Berufszweige gekoppelt. Besonders das Lösen der Aufgaben im Adventure setzt eine Auseinandersetzung mit fachtypischem Wissen voraus.

Die für das Bewältigen der Aufgaben notwendigen Informationen erhalten die Spielenden durch Lehrfilme in ihrem PDA. In diesen Videos werden beispielsweise Grundlagen der Werkzeugmechanik oder der Hydraulik erläutert. Die Spielenden können die einzelnen Filme beliebig oft ansehen sowie vor- und zurückspulen. Die Erklärungen sind treffend und sehr anschaulich. Das Anwenden des erworbenen Wissens verlangt den Spielenden viel Konzentrationsvermögen und Ausdauer ab. Mit fortschreitendem Spiel werden die Aufgaben anspruchsvoller, so müssen die Spielenden beispielsweise mit Winkelfunktionen arbeiten. Motivierend ist dabei die Möglichkeit, endlich den Rennmodus freizuschalten.

Um die Spielenden nicht abzuschrecken hätte die Intention des Spiels etwas subtiler umgesetzt werden können. Die Querverweise auf Berufsfelder und Ausbildungen sind auf Dauer aufdringlich und einseitig. Es wird ein ausschließlich positives Bild von dem Berufsfeld vermittelt. Beim TechForce-Team handelt es sich um die Elite des Jahrgangs. Jugendliche Pilotinnen und Piloten sowie Azubis, die wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auftreten und ihr eigenes Fluggerät bauen, widersprechen jedoch der Alltagsrealität junger Menschen. Die Geschlechterverteilung im Team ist ausgewogen und auch auf Multiethnizität wurde sehr genau geachtet. Die Akteure treten als äußerst pflichtbewusste und adrette junge Menschen auf. Da sich die Inszenierung jedoch auf diese Eigenschaften beschränkt, gibt es nur wenige Momente, die Empathie ermöglichen. Statt Durchschnittsjugendlichen treffen die Spielenden auf eine kühle Elite. Hier wird Identifikationspotenzial verschenkt.

In TechForce gibt es weder lustige Momente noch richtige Spannung. Das Gameplay wirkt starr und lässt wenig Freiraum. Die Interpretation des Spielgeschehens wird zumeist direkt vorgegeben. Das langweilt nicht nur, sondern erzeugt immer wieder ambivalente Bilder. Regelmäßig widerspricht die Wahrnehmung beim Spielen den gemachten Erklärungen im Spiel. So wird beispielsweise häufig darauf verwiesen, wie viel Zeit die Arbeit den Akteuren abverlangt, das Geschehen auf dem Bildschirm zeigt aber etwas anderes: Die Figuren stehen tatenlos herum.

Das recht einfache Handlungsschema wiederholt sich zudem zu oft. Man geht in einen Raum, dort steht eine Person, mit welcher geredet werden muss. Dadurch erhalten die Spielenden ihre Aufgaben. Ebenso so schematisch verlaufen die Gespräche. Immer wieder ist man gezwungen die Spielfiguren zu fragen, was sie gerade machen, welchen Beruf sie anstreben und welches Tätigkeitsfeld dieser mit sich bringt. Während des Spielens arbeitet man gewissermaßen alle Antwortmöglichkeiten ab. Egal wie man diese anordnet, die Unterhaltung endet immer gleich. Spricht man eine Spielfigur wiederholt an, antwortet diese immer wieder auf dieselbe Art und Weise.

Die Audioumsetzung einzelner Elemente ist unausgereift und nervt teilweise. Auf musikalische Untermalung wird während des Adventures verzichtet. Die Betonung der Spielfiguren ist oft unpassend, die Animationen erinnern an mechanische Kaubewegungen und sind nicht synchron. Die Grafik entspricht nicht aktuellen Standards und bleibt hinter kommerziellen Top-Produktionen zurück. Es gibt keine flüssige Kameraführung sondern mehrere Perspektiven für jeden Raum. Diese sind jedoch mitunter etwas ungünstig gewählt, was für Probleme bei der Steuerung sorgt. Man muss beispielsweise die richtige Stelle auf dem Bildschirm treffen um mit der Figur einen Raum zu verlassen. Oftmals klickt man mit der Maus ins Leere und kann sich nicht frei in der 3D-Welt bewegen.

Positiv zu erwähnen ist, dass TechForce viel Praxiswissen vermittelt. Nicht nur bezüglich einzelner Bereiche der Metall- und Elektroindustrie sondern auch bezüglich der Bewerbungssituation. Mittels verschiedener Fragen erfahren die Spielenden worauf es beim Bewerben ankommt. Es gibt zudem Vorlagen für Anschreiben und Lebenslauf, die für frischgebackene Schulabgänger eine nützliche Hilfe darstellen.

TechForce hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Idee und Konzept sind lobenswert, das offensive Bewerben der Berufsbrachen nimmt dem Spiel jedoch nicht nur Glaubhaftigkeit sondern auch Spielspaß. TechForce ist aufgrund der anspruchsvollen Aufgaben für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet.

07.04.2009 um 18:49


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