This War of Mine
- Genre:
- Herausgeber:Deep Silver
- Plattform:
- Erscheinungsdatum:November 2014
- USK:
- spielbar:
Ein Spiel das wenig Spaß macht? Ja! Aber eines das zum Nachdenken und zur Reflexion der eigenen Entscheidungen zwingt.
Pädagogische Beurteilung:
Der EinstiegSchon das Startmenü ist bezeichnend. Nach Einstellungen für einen Schwierigkeitsgrad sucht man vergebens. Auch die Auswahl namens „Spielstart“ gibt es nicht. Hier heißt es schlicht und einfach „Überlebe!“. Auch auf ein Tutorial, also eine irgendwie geartete Einleitung in das Spiel und seine Mechanik, wird verzichtet. Es werden jeweils die drei Protagonisten vorgestellt, die bei erneutem Spielstart auch wechseln können. Der Verzicht auf ein Tutorial kann als Stilmittel betrachtet werden, schließlich gibt es auch keine Einweisung für den Ernstfall im echten Leben. Trotz allem ist die Steuerung schnell erlernt. Durch einfaches Anklicken einer bestimmten Stelle in der Ruine bewegen sich die Figuren dorthin oder interagieren mit einem Gegenstand. Schon zu Beginn des Spiels sind einzelne Protagonisten leicht krank, hungrig oder müde, sodass schnell klar wird, was zu tun ist. Gesund werden, schlafen, Nahrung finden, überleben.
Moralische Entscheidungen
Tag für Tag, Nacht für Nacht müssen schwere Entscheidungen getroffen werden, um das Überleben der drei Zivilisten zu sichern. Angefangen bei weniger moralischen Entscheidungen wie denen, wer nun die Nacht schlafen darf, wer Wache halten soll (oder sogar ob überhaupt) und wer Plündern gehen muss. […] Jede Entscheidung in "This War of Mine" hat Konsequenzen. Schadet man anderen, schlägt dies nicht nur auf die Laune der Spielfiguren, sondern auch auf die des Spielenden. Verzichtet man darauf, stirbt möglicherweise ein Kamerad an Hunger oder seiner Verletzung. Riskiert man zu viel, stirbt möglicherweise ein Protagonist bei der Plünderung. Hilft man anderen Menschen in der Stadt indem man ihnen selbst Dinge überlässt, die man möglicherweise noch bitter vermissen wird? Vielleicht kann man auf Gegenhilfe hoffen? Der Spieler findet sich in einem einzigen, andauernden Dilemma wieder. Verstärkt wird das Ganze durch die nicht vorhandene Möglichkeit, einen alten Spielstand zu laden. Es heißt mit den Folgen leben oder erneut beginnen.
Spielspaß
"This War of Mine" macht tatsächlich wenig Spaß, insofern man bei einer solch hart dargebotenen Thematik überhaupt von „Spaß“ sprechen kann. Es ist frustrierend. Ständig. Nie ist klar, worauf man sich konzentrieren soll, was man mit dem wenigen Material, das einem zur Verfügung steht als nächstes anfangen soll. […] Die Protagonisten können verhungern, an Verletzungen sterben, an Krankheiten oder sich gar bei einer anhaltenden Depression selbst das Leben nehmen. Weniger Figuren bedeuten zwar ein paar hungrige Mägen weniger zu stopfen, allerdings auch wesentlich mehr Last für die anderen – eine irgendwann ausweglose Situation. Jede falsche Entscheidung kann das Spiel sehr schnell beenden. Im Falle von moralischen Entscheidungen, die zu treffen sind, bleibt dem Spielenden zwar immer die Möglichkeit sich selbst zu sagen, es handelt sich bei dem ganzen zum Glück nur um ein Spiel. Aber er wird durch die Aussagen und Launen der Spielfiguren immer wieder an seine Entscheidungen erinnert. "This War of Mine“ schafft es tatsächlich, dass man sich wegen seiner eigenen Entscheidungen im Spiel schlecht fühlt.
» Die ganze pädagogische Beurteilung beim Spieleratgeber NRW lesen
Fazit:
"This War of Mine" macht keinen Spaß. Es frustriert. Es lässt den Spieler sich schlecht fühlen. Es beeindruckt. Es macht nachdenklich. Der Spieler wird in eine beinahe aussichtslos erscheinende, schreckliche Situation versetzt. Ziel ist es, diese so gut es irgendwie geht zu meistern. Besteht kein Interesse an der Thematik wird der Titel es vermutlich nicht schaffen, Spieler dazu zu verleiten, es länger zu spielen. Ist jedoch ein Wille da, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und auch negative Gefühle beim Spiel in Kauf zu nehmen, dann bietet das Spiel einige Reflexionsansätze. Somit hat "This War of Mine" auch durchaus Potential, im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit den Themen Krieg und Ethik, Eindrücke und Ansätze für Reflexion zu bieten. Zwar wird die Situation im Spiel erst auf längere Spieldauer hin immer komplizierter, moralische Dilemmata wie z.B. das Ausrauben eines wehrlosen alten Ehepaares lassen sich allerdings schon früh im Spiel erleben. Auf Grund der harten und bedrückenden Spielsituation und der zu treffenden Entscheidungen eignet sich "This War of Mine" für Jugendliche ab 16 Jahren.Siehe auch
Spec Ops: The Line
Das Genre der Shooter zählt zu den populärsten im Games-Bereich. Dennoch verharren die meisten Shooter inhaltlich bei stereotypen Feindbildern und dem einfachen Muster Gut gegen Böse. Spec Ops: The Line ist anders. Dank einer tiefgründigen Story entwickelt der Shooter eine Antikriegsbotschaft.
Valiant Hearts: The Great War
In Valiant Hearts steuern wir vier Akteure durch Schützengräben, Kasernen und Höhlen – ganz ohne Fadenkreuz oder Lebensbalken. Nicht reißerisch, sondern einfühlsam erzählt das Adventure von den Menschen des Ersten Weltkriegs. Doch verbirgt sich dahinter auch ein gutes Spiel?
Erster Weltkrieg virtuell – historisches Lernen im Computerspiel?
Wie können Computerspiele mit historischen Inhalten im pädagogischen Kontext nutzbar gemacht werden? Patrick Lenz nähert sich dem Thema und stellt unterrichtsdidaktische Überlegungen an zum Einsatz von Computerspielen im Geschichtsunterricht am Beispiel von Valiant Hearts: The Great War.