Politische Mod

Frontiers - Ein Serious Game im Museum

17.04.2010
Man nehme einen Ego-Shooter, verändere die Regeln, bilde ein gesellschaftspolitisches Problem ab und heraus kommt Frontiers. Das Serious Game ermöglicht eine Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht und Migration und regt zum Nachdenken an.

Hunderttausende Flüchtlinge versuchen jährlich, über die Grenzen nach Europa zu gelangen. Hintergründe sind vielen Deutschen unbekannt oder nicht nachvollziehbar. Ein Computerspiel mit dem Namen „Frontiers“ ermöglicht nun, die Grenzsituation aus unterschiedlichen Sichtweisen einmal selbst zu erfahren.

Seit Anfang März ist das Spiel Teil des ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Die nächsten drei Jahre kann es dort in der Ausstellung „World of Games: Reloaded“ angespielt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, Frontiers kostenlos von zu Hause aus online zu spielen. Ein Downloadlink befindet sich auf der offiziellen Seite zum Spiel.

frontiers game
Frontiers ist ein Projekt der Künstlergruppe gold extra. Es lenkt unseren Blick an die EU-Außengrenze und damit dorthin, wo wir gerne wegsehen.
„Frontiers“, übersetzt „Grenzen“, ist ein kostenloses Online-Multiplayer-Spiel, entwickelt von der Künstlergruppe „gold extra“. Die Spielenden übernehmen wahlweise die Rolle eines Grenzwächters oder eines Flüchtlings ein und müssen entsprechend gegeneinander antreten. So versuchen die Flüchtlinge, unbemerkt über die Grenze zu kommen und verstecken sich dazu zum Beispiel in Kraftfahrzeugen. Die Grenzwächter dagegen dürfen niemanden durchlassen und nehmen Flüchtlinge notfalls gefangen.

Es handelt sich bei „Frontiers“ um eine Modifikation, also eine Erweiterung des Ego-Shooters Half Life 2. Um Frontiers spielen zu können, müssen die Spielenden bereits ein Spiel besitzen, das aus der Half Life 2 Engine basiert. Als Grundstruktur des Spiels bleibt die klassische Situation eines Ego-Shooter, in dem zwei Teams gegeneinander antreten, erhalten. Ansonsten ist von dem ursprünglichen Shooter nur noch wenig zu erkennen. Das Team der Grenzwächter ist zwar mit Waffen ausgestattet, sie dürfen diese aber nur zur Abschreckung und Warnung einsetzen. Werden andere Spielende damit verletzt, führt das zu Punkteverlust und schadet somit dem gesamten Team. Stattdessen stehen den Spielenden Handlungsmöglichkeiten wie Verhaftungen und Bestechungen zur Verfügung.

Die einzelnen Level des Spiels und deren Inhalte basieren auf einer intensiven Recherchen und zahlreichen Gesprächen der Entwickler mit Grenzwächtern und Flüchtlingen. Das Spiel ist damit sehr realitätsnah und glaubwürdig. Man kann es als Serious Game bezeichnen. Trotz des ernsten gesellschaftspolitischen Hintergrundes bietet es ein großes Unterhaltungs-Potenzial, auch weil es sich um ein Multiplayer-Spiel handelt. Durch die intensive Spielerfahrung werden Spielende angeregt, sich mit der Problematik der Flüchtlinge zu beschäftigen, sich mit anderen Spielenden auszutauschen und zu diskutieren. Durch die Umsetzung als Computerspiel werden vor allem junge Menschen angesprochen, sie sich sonst nicht mit solchen Themen beschäftigen.
Tobias Miller
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Siehe auch

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Bildnachweise

1 Kommentar

Computerspiele zum Thema Flucht und Asyl | JFF.de/GAMES schreibt:

[…] Spielzeit: ab 15 Minuten – Betriebssystem: Windows – Preis: Free To Play Links: http://www.frontiers-game.com/ http://www.spielbar.de/neu/2010/04/frontiers-ein-serious-game-im-museum/ […]

23.02.2016 um 10:37


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