Spielbeurteilung

Ghost of Tsushima

17.12.2021
Im Action-Adventure erleben wir die mongolische Invasion der japanischen Insel Tsushima im Jahr 1274. Um die Invasoren zurückzuschlagen, muss Samurai Jin Sakai seinen ethischen Kodex hinterfragen.
"Ghost of Tsushima" führt uns in die Geschichte der Mongoleninvasion in Japan im Jahre 1274 ein. In dieses historische Setting wurden fiktive Charaktere integriert: Wir steuern im Spiel den japanischen Fürsten Jin Sakai, der bei der mongolischen Invasion in der Stadt Komoda schwer verletzt überlebt und sich von diesem Zeitpunkt an dem Ziel verschreibt, die mongolische Besatzung seiner Heimatinsel zu beenden.

Die mongolische Invasion wird angeführt durch die fiktive Figur Khotun Khan, der jeden Widerstand gnadenlos ausschaltet.

Nach seinem knappen Überleben mit Hilfe der japanischen Widerständlerin Yuna findet Sakai heraus, dass sein Onkel und Anführer Tsushimas, Fürst Shimura, in die Hände des mongolischen Anführers Khotun Khan geraten ist. Daraufhin suchen wir auf dem südlichen Teil der Insel Verbündete, um Shimura aus den Fängen der Mongolen zu befreien. Jin Sakai infiltriert mongolische Stützpunkte, überfällt gegnerische Patrouillen und richtet feindliche Offiziere hin. Dies alles gelingt ihm nur, weil er den traditionellen Pfad der Samurai verlässt. Dieser erfordert nämlich von den japanischen Kriegern einen offenen Kampf Mann gegen Mann. Sakai lernt allerdings, dass er die zahlenmäßig überlegene mongolische Armee nur besiegen kann, wenn er den Weg des Geistes wählt, eine auf Heimlichkeit und Hinterlist basierende Kampftechnik, bei der Jin seine Feinde aus dem Verborgenen heraus eliminiert. Nachdem wir Fürst Shimura aus der mongolischen Gefangenschaft befreit haben, erobern wir dessen Burg im nördlichen Teil der Insel Tsushima von den Mongolen zurück. Hierbei kommt es zur Entzweiung zwischen Fürst Shimura und Jin Sakai, da dieser gegen die mongolischen Besatzer Gift und Meuchelmord einsetzt, um die Burg zurückzuerobern, eine klare Abkehr von den Traditionen der Samurai. Sein Onkel setzt ihn daraufhin gefangen und bekommt vom japanischen Shogun sogar den Befehl, Sakai hinzurichten. Jin Sakai schafft es jedoch der Gefangenschaft zu entkommen und setzt den Kampf gegen die Mongolen fort. Am Ende des Spiels vereinigen sich die Verbündeten des "Geistes" und die Armee Shimuras, um Khotun Khan zu besiegen.

In einer letzten Mission kommt es schließlich zur Abrechnung zwischen Fürst Shimura und Jin Sakai.

Spielmechanik


In "Ghost of Tsushima" steuern wir unseren Protagonisten Jin Sakai aus der dritten Person. Die Kämpfe laufen flüssig ab und sind actiongeladen. Gegner verlangen uns unterschiedliche Kampfhaltungen ab. Ob wir gegen Schild- oder Speerträger kämpfen, gegen feindliche Schwertkämpfer oder Berserker mit Schusswaffen, Jin Sakai muss mit unterschiedlichen Angriffs- und Abwehrhaltungen auf seine Feinde reagieren, um die bestmöglichen Chancen im Kampf zu haben.

Es gibt in "Ghost of Tsushima" keine Wegpunkte, sondern die Strömung des Windes weist uns den Weg zum nächsten Missionsziel. Neben den Haupt- und Nebenquests gibt es auch zahlreiche kleinere Tätigkeiten, wie Füchse zu einem Schrein verfolgen oder Bambushölzer zerschlagen. Diese verbessern unsere Kampffähigkeiten, erweitern unsere Lebensanzeige oder schalten neue Plätze für Talismane frei, die uns ebenfalls im Kampf einige Vorteile bringen. Je mehr Nebenquests und Aktivitäten wir in Tsushima durchführen, desto besser wird unser Charakter auf spätere Kämpfe vorbereitet.

Der Reise Sakais auf der Insel Tsushima sind dabei wenig Grenzen gesetzt. Zu Fuß oder zu Pferd bewegen wir uns fort und können dabei jede Ecke des Eilandes auskundschaften. Dabei stoßen wir häufig auf feindliche Patrouillen. Ein erfolgreicher Kampf bringt uns Erfahrungspunkte, mit denen wir neue Kampftechniken lernen können. Außerdem sammeln wir an vielen Orten Vorräte, mit denen wir sowohl unsere Rüstung als auch unser Katana bei Schmieden verbessern können. So wird Sakai auf seiner Reise immer stärker und kann es mit immer besseren Gegnern aufnehmen.

Spielatmosphäre


Die atmosphärische Gestaltung des Spiels "Ghost of Tsushima" sucht ihresgleichen. Die Insel ist so authentisch dargestellt, dass man das Gefühl hat, in einem Film mitzuspielen. Bewegungen des Grases, Nebel, Lichteinfall und schlussendlich auch die Kampfanimationen erscheinen sehr real. Die Dialoge werden wahlweise in deutscher oder englischer Synchronisation wiedergegeben oder in japanischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln.

Lichtreflexe, Schatten und Grasbewegungen sind so realistisch dargestellt, dass das Spiel nicht selten an einen Film erinnert. Die japanische Lebensweise des 13. Jahrhunderts wurde zudem authentisch herausgearbeitet.

Eine ähnliche Authentizität bieten die Kämpfe und Gewaltdarstellungen. Sakai ist nahezu während des gesamten Spielverlaufs mit dem Blut seiner Feinde bedeckt. Ob aufgeschlitzte Kehlen oder abgeschlagene Köpfe, die Inszenierung der Kampf- und Todesanimationen sind realitätsnah und brutal. Zumindest lassen sich die Bluteffekte in den Anzeigeoptionen ausschalten, was das Spiel allerdings immer noch nicht kinderfreundlich macht.

Die Gewaltdarstellungen sind ausgiebig und explizit. Einige Zwischensequenzen zeigen blutige Todesanimationen oder rollende Köpfe in Nahaufnahme.

Spielzeit und Schwierigkeit


"Ghost of Tsushima" bietet je nach Schwierigkeitsgrad und individuellem Erkundungsdrang zwischen 15 und 60 Stunden Spielzeit. Auf dem einfachsten der vier Schwierigkeitsgrade ist Jin Sakai fast unbesiegbar, während er auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad bereits nach ein oder zwei gegnerischen Treffern stirbt. Dadurch steigen die Herausforderung und die Spielzeit deutlich.
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Pädagogische Beurteilung:

"Ghost of Tsushima" bietet einen großen Anreiz, sich mit der japanischen Geschichte des 13. Jahrhunderts umfassender auseinanderzusetzen. Dieses Thema, welches in den Rahmenlehrplänen deutscher Schulen keinen Raum findet, wird durch das Spiel beeindruckend aufgearbeitet und realistisch umgesetzt. Zwar sind die Figuren fiktiv und die Geschehnisse auf der Insel Tsushima in der dargestellten Form nicht historisch belegt, jedoch weist der Rahmen deutliche Verweise auf den historischen Kontext auf. So wird zum Ende des Spiels beispielsweise die Möglichkeit besprochen, dass die mongolische Flotte durch einen eintreffenden Sturm versenkt werden könnte. Historisch belegt ist tatsächlich, dass ein Tsunami die Mongolen vor Japan zum Kentern brachte und damit den Krieg für das Shogunat entschied.

Wir lernen auf der Insel auch zahlreiche japanische Mythen und Gottheiten kennen, erfahren beispielsweise Geschichten über japanische Gottheiten wie Hachiman und Amaterasu.

Japanische Geschichte, Philosophie und Natur werden genauso authentisch präsentiert wie die Verkörperung der Werte der japanischen Samurai.

Sehr unterschiedlich dargestellt werden die mongolischen Invasoren, die rücksichtslos über das Land streifen, Geiseln nehmen und Gefangene hinrichten, und die japanischen Einwohner, welche sich an einen strengen moralischen Kodex halten und deren Soldaten die Werte der Samurai verkörpern. Unser Protagonist Jin Sakai bildet zu Beginn des Spieles die Verkörperung eines edlen Samurais, wird aber später im Spiel durch den Einsatz von Assassinen-Kampftaktiken und der gezielten Verwendung von Gift zum "Geist". Dies stößt bei einigen Japanern auf Widerwillen, da diese dieser "barbarischen" Kriegstechnik nichts abgewinnen können, obwohl diese den Sieg über die mongolische Invasionsstreitmacht erst ermöglicht. Dieses moralische Problem wird sehr deutlich thematisiert.

Altersempfehlung


"Ghost of Tsushima" ist aufgrund des Gewaltgrades definitiv nicht für Minderjährige geeignet. So realistisch auch die Natur und die japanische Kultur dargestellt wird, so brutal und lebensnah sind auch die Kämpfe mit Dolch und Katana.

Fazit:

Das atmosphärische Spiel stellt die Natur, die japanischen Sitten, die Dialoge und auch die Kämpfe sehr realistisch und interessant dar. Dies erzeugt einen Anreiz, das eigene Wissen über die japanische Geschichte, Mythologie und Ethik im 13. Jahrhundert zu erweitern. Die realitätsnahe Gewaltdarstellung ist jedoch nur etwas für (hartgesottene) Erwachsene.
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Bildnachweise

[1]Ghost of Tsushima / Sony Interactive Entertainment / Screenshots by spielbar.de[2]Ghost of Tsushima / Sony Interactive Entertainment / Screenshot by spielbar.de[3]Ghost of Tsushima / Sony Interactive Entertainment / Screenshot by spielbar.de[4]Ghost of Tsushima / Sony Interactive Entertainment / Screenshot by spielbar.de[5]Ghost of Tsushima / Sony Interactive Entertainment / Screenshot by spielbar.de[6]Assassin's Creed Valhalla / Ubisoft / Pressematerial[7]Assassin's Creed Origins / Ubisoft / ubisoft.com[8]Read Dead Redemption 2 / Rockstar Studios / Screenshot by spielbar.de