Spielbeurteilung

Bound

14.09.2016
Beinahe schwerelos tanzt die Protagonistin in Bound durch eine fantastische Spielwelt. Im 3D-Plattformer werden Sprünge, Rollen und alle weiteren Bewegungen zu einem zusammenhängenden Tanz vereint. Zusammen mit der abstrakten, von geometrischen Formen geprägten Welt bietet das Spiel ein einmaliges Erlebnis.

Eine schwangere Frau spaziert am Strand entlang und schwelgt in Erinnerungen. Sie blättert in einem Buch, in dem sich alte Kinderzeichnungen befinden. Eine Blende zu Weiß und die Spielenden finden sich in der Welt aus den Zeichnungen wieder. Der 3D-Plattformer Bound führt in eine fantasievolle Märchenwelt, die aus abstrakten, geometrischen Formen besteht. Im Mittelpunkt steht eine junge Prinzessin, deren Königreich von einem bösartigen Monster bedroht wird. Von ihrer Mutter wird sie losgeschickt, einen Retter zu finden.

Durch ein Buch mit Kinderzeichnungen landen die Spielenden in der fantastischen Märchenwelt der namenlosen Prinzessin.
Auf ihrer Suche läuft die Prinzessin nicht einfach durch die Welt, sie tanzt. Tanzend müssen die Spielenden von Plattform zu Plattform springen, Seile hinauf- oder herabklettern, Hindernissen ausweichen und Schalter betätigen. Daneben treiben auch Gegner in Form von Papierfliegern oder weißen Papiertentakeln ihr Unwesen. Um sich gegen diese zu verteidigen, baut man mit der R2-Taste des PlayStation Controllers einen Schutzzauber auf. Ansonsten kann man den Angriffen nur ausweichen, eine Möglichkeit zu kämpfen gibt es in Bound nicht.

Drückt man die R2-Taste, baut die Prinzessin durch einen Tanz einen Schutzzauber auf.
Eingeteilt ist das Spiel in sechs verschiedene Level, die man durch das Buch mit den Kinderzeichnungen betritt. Hat man das erste Level erfolgreich abgeschlossen, bleibt es den Spielenden selbst überlassen, in welcher Reihenfolge sie die übrigen Level antreten möchten. Einen Mehrspielermodus oder weitere Spielmodi gibt es in Bound nicht. Wer sich gerne an In-Game-Photography ausprobieren möchte, findet über das Menü eine Kamerafunktion. Mit ihr kann man mit verschiedenen Perspektiven und weiteren Einstellungsmöglichkeiten herumexperimentieren und das Spiel in schönen Aufnahmen festhalten.

Die Welt steht Kopf: In einigen Abschnitten tanzt die Prinzessin an Wänden und Decken entlang.

Pädagogische Beurteilung:

Die Bewegungen in Bound sind einzigartig: Nahtlos fügen sich Sprünge, Pirouetten und Rollen zu einer Choreographie zusammen. Selbst wenn sich die Prinzessin an eine Wand schmiegt und langsam an einem Abgrund entlang balanciert, wirkt jeder Schritt tänzelnd leicht. Auch die Welt von Bound scheint ständig in Bewegung und fügt sich in den Tanz ein: Ein Meer aus weißen Würfeln schlägt Wellen, die Wände lösen sich in geometrische Formen auf und erscheinen plötzlich wieder, der Fußboden wankt bei jedem Schritt. Vor allem visuell weiß Bound zu beeindrucken.

Leider überträgt sich dieses Gefühl nur teilweise auf das Gameplay. Gerade zu Beginn fällt die Steuerung von Bound schwer. Beispielsweise muss man für einen langen Sprung erst Anlauf nehmen, eine Rolle machen und dann im richtigen Moment abspringen. Ist das Timing nicht auf die Sekunde genau, landet man im weißen Würfelmeer. Viele Abschnitte funktionieren daher nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Der Tanz der Protagonistinnen wird dadurch immer mal wieder unterbrochen. Allerdings wirft ein Fehlversuch einen nie weit zurück: Die Speicherpunkte sind großzügig gesetzt und die Anzahl der Leben unbegrenzt.

Mit Bound werden vor allem Spielende angesprochen, die Geduld mitbringen und sich auf die abstrakt gestaltete Welt einlassen möchten. Dann entdeckt man auch eine tiefergehende Geschichte, als es der typische Märchenplot zunächst vermuten lässt. Hat man sich in die zu Beginn etwas sperrige Steuerung eingefunden, kann man Level erneut spielen, um mittels Weit- und Wandsprünge neue Wege zu finden. Bound motiviert so auch langfristig zum Weiterspielen. Kampfhandlungen oder Gewalt sind an keiner Stelle in dem Spiel zu finden. Anstatt gegen Gegner zu kämpfen, schützt sich die Protagonistin durch einen besonderen Tanz, der einen Schutz um sie aufbaut.

Fazit:

Dank einer bizarren, traumhaften Welt und faszinierenden Animationen ist Bound ein einzigartiges Spielerlebnis. Die Steuerung fällt zu Beginn zwar schwer, allerdings werden Fehlversuche nicht bestraft. Frust kommt so selten auf. Aufgrund des abstrakten Settings und der erforderten Geduld, um sich auf das Spiel einzulassen, eignet sich Bound eher für ältere Spielende ab einem Alter von 10 Jahren.
Sarah Pützer
Dieses Spiel wurde beurteilt von:

Siehe auch

Spielbeurteilung

TRI: Of Friendship and Madness

In dem 3D-Puzzle-Adventure TRI kann man sich aus Dreiecken Brücken und Treppen bauen oder sogar der Schwerkraft trotzen. Jeder Winkel der Spielwelt kann erreicht werden, ganz gleich wie weit er entfernt scheint. Mit diesem Spielprinzip überzeugte TRI bereits die Jury des DCP 2015.

Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Bound[3]Bound[4]Bound[5]TRI

1 Kommentar

Stephan Schölzel, Infocafe Neu-Isenburg schreibt:

Bound ist faszinierendes und solides Spiel, aber nicht perfekt.

Was du von Bound bekommst ist eine wundervolle Grafik in einer wundervollen Welt mit wundervollen Farben. Das Highlight ist der Tanz. Die Protagonistin tanzt durch die Welt und jede Bewegung ist Ausdruck. Es ist beindruckend, wenn man in einem Spiel nichts anderes macht, als begeistert von den Bewegungen, minutenlang in einem Raum herumzuspringen. Insgesamt ist die gesamte Präsentation des Spiels komplett rund und das Artwork sowie Design in sich geschlossen. Alles passt, alles greift ineinander und alles fasziniert.

Faszinierend ist die Lösung mit Konflikt oder dem "Kampf" umzugehen. Die Protagonistin kann sich verteidigen, sich frei tanzen, hat aber keine offensiven Möglichkeiten. Das alleine ist eine Idee die gut umgesetzt wurde jedoch direkt in die Schwächen des Spieles überleitet.
Bound versucht, für mich, zuviel auf einmal. Dem Spiel hätte es gut getan entweder ein narratives Spiel im Stil von "Journey" zu sein oder Mechaniken wie das Verteidigen und Timing des Jump`n`Runs effektiv zu nutzen. Beim Spielen von Bound ist man hin und hergerissen zwischen der Spielmechanik und Narrative - und am Ende bekommt keiner der Beiden Punkte die Aufmerksamkeit die ihm zustehen sollte.

Dennoch ist Bound ein wundervolles Erlebnis. Selbst dann, wenn man ab und zu in einen Abrund fällt und nicht weiß warum. Da das Spiel dafür nicht bestraft ist es, wie Sarah bereits sagte, nicht frustrierend.

Zudem ist die Thematik um den Tanz frisch und vom Umgang mit Konflikt können zukünftige Spiele etwas lernen.

Wer also mal etwas Neues sucht das nicht perfekt sein muss, nur frisch: Bound

26.09.2016 um 14:01


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