Spielbeurteilung

Undertale

04.03.2016
Hinter der unscheinbaren Grafik des Indie Games Undertale verbirgt sich einer der Überraschungserfolge der letzten Jahre. Das Rollenspiel verkaufte sich bereits über 500.000 Mal. Dabei besticht es vor allem mit Witz und innovativen Ideen, die gängige Klischees des Genres auf den Kopf stellen.

Das Indie Game Undertale begleitet die Geschichte eines Menschenkindes, das sich in eine von Monstern bewohnte Untergrundwelt verirrt. Die Monster wurden nach einen Krieg gegen die Menschen dorthin verbannt und sind daher nicht gut auf Menschen zu sprechen. Auf der Suche nach einem Weg zurück in die Menschenwelt, muss die Hauptfigur sich nicht nur gegen die Monster behaupten sondern auch die Regeln dieser fremden Welt lernen. Unterstützung erhält es durch das ziegenähnliche Wesen Toriel.

Toriel begleitet das Menschenkind bei seinen ersten Schritten in der Unterwelt. Findet man ein Sternensymbol, kann man hier den Spielstand speichern.
Undertale folgt dem Aufbau eines Rollenspiels. Um die Geschichte voranzutreiben, erkundet man verschiedene Dörfer, Städte und Verliese, löst zahlreiche Rätsel und wird dabei immer wieder von Monstern angegriffen. Die Begegnungen werden zufällig ausgelöst (sogenannte Random Encounter) und sind rundenbasiert. Man kann sich in Undertale zwischen einem Kampf und einem Gespräch mit dem vermeintlichen „Gegner“ entscheiden – und sich sogar mit ihm anfreunden. Ist der Gegner mit seinem Angriff an der Reihe, öffnet sich eine Art Minispiel, in dem man mit einem kleinen Herzen für einige Sekunden verschiedenen Pixelobjekten ausweichen muss. Je nachdem für welche Option man sich entschieden hat – Kampf oder Gespräch –, erhält man am Ende eines Kampfes Erfahrungspunkte. Sollte man in einem Kampf besiegt werden, beginnt man noch einmal ab einem der letzten Speicherpunkte, die als leuchtende Sterne in der Spielwelt verteilt sind.

"Check", "Criticize", "Encourage", "Hug" - nicht alle Gesprächsmöglichkeiten sind positiv.
Das Spiel bedient sich einer einfachen Pixelgrafik, das Geschehen wird in 2D von oben dargestellt. Weitere Spielmodi oder einen Mehrspielermodus gibt es in Undertale nicht. Eine offizielle deutsche Übersetzung bietet das Spiel nicht an, dafür kann man mittels Patch eine von Fans angefertigte Übersetzung installieren.

Um den gegnerischen Angriffen zu entgehen, muss man hier mit dem Pixelherz den kleinen Kreuzen ausweichen.

Pädagogische Beurteilung:

Auf dem ersten Blick wirkt Undertale wie ein durchschnittliches Rollenspiel mit veralteter Grafik. Die Hintergründe sind oftmals leer, die Farben eher dumpf und es gibt weder Waffen, Rüstungen noch andere Gegenstände zum Stärker werden. Warum hat sich also Undertale zu einem wahren Überraschungshit entwickelt?

Zum einen besticht das Spiel durch seinen sonderbaren Humor: Ein Schild mit der Aufschrift „Zum Schilderlesen [Z] drücken“ (was man, um es zu lesen, schon herausgefunden haben muss) ist nur einer der zahlreichen Witze, die sich überall in Undertale verstecken. Bei den Skeletten Sans und Papyrus findet man in beinahe jedem Dialogtext Wortspiele, die auch bei ihren eigenen Namen kein Halt machen. Diese orientieren sich nämlich an den Windows-Fonts Comic Sans und Papyrus, in denen die Dialogtexte dargestellt werden.

Zum anderen besitzt Undertale neben den manchmal oberflächlich wirkenden Witzen auch eine tiefere Ebene, die auf unscheinbare, aber wirkungsvolle Weise festgefahrene Rollenspielmuster hinterfragt. Möchte man beispielsweise zu Beginn eifrig Erfahrungspunkte, kurz EXP, sammeln, merkt man im Verlauf des Spiels, das EXP in Undertale gar nicht so erstrebenswert sind – und für etwas ganz anderes stehen, als Erfahrungspunkte. Insbesondere wenn man lernt, wie menschlich die vermeintlich bedrohlichen Monster sind.

Auch das Kampfsystem bietet Abwechslung zu anderen Rollenspielen. Hier verbindet Undertale durch die integrierten Minispieleinlagen eine taktische Komponente mit kleinen Geschicklichkeitsübungen. Zudem wird in jedem Kampf auch eine friedvolle Alternative angeboten, indem man zum Beispiel einem Monster Komplimente macht oder es aufmuntert. Je nachdem, ob man friedlich oder kampforientiert den Gegnern gegenüber tritt, verändert sich der Spielverlauf, bei dem es mehr als ein mögliches Ende gibt.

Auch wenn bei Undertale die kampforientierten Aspekte nicht im Vordergrund stehen, gibt es in dem Spiel auch den ein oder anderen düsteren oder bedrohlichen Moment. Zudem richtet sich der Humor vor allem an erfahrende Gamer, die die gängigen Rollenspielklischees kennen und die zahlreichen Anspielungen verstehen. Wer sich hier im Englischen nicht besonders sicher fühlt, kann übrigens auf die deutsche Fanübersetzung zurückgreifen. Diese kann sich in punkto Wortwitz mit dem Original durchaus messen.

Fazit:

Hinter der unscheinbaren Fassade von Undertale verbirgt sich ein innovatives Rollenspiel, das mit einer großen Prise Humor gängige Klischees seines Genres durcheinanderwirbelt. Die Witze richten sich dabei an erfahrende Spielende, sodass sich die volle Wirkung von Undertale erst bei Rollenspielfans ab 12 Jahren entfaltet.
Sarah Pützer
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Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]tobyfox[3]tobyfox[4]tobyfox[5]Pixel Heroes[6]Nintendo

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