Spielebeurteilung
That Dragon, Cancer
03.03.2016
Wie geht man damit um, wenn das eigene Kind mit Krebs diagnostiziert wird? Diesem schweren Thema nähert sich das Serious Game
That Dragon, Cancer an. Das Adventure
überzeugt mit einer emotionalen Geschichte, die das Leid, die Trauer und die Hoffnung der Familie Green erfahrbar macht.- Genre:
- Herausgeber:Numinous Games
- Plattform:
- Erscheinungsdatum:Januar 2016
- USK:
- spielbar:

Spieleratgeber NRW
Zwischen all der Trauer gibt es auch glückliche Zeiten für die Familie Green.
Bei der Darstellung der emotionalen Zustände geht das Spiel auch manchmal abstraktere Wege.
Mini-Spiele, wie hier Kartfahren durch die Krankenhausflure, lockern den Ernst der Geschichte auf.
Bildnachweise
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Pädagogische Beurteilung:
Erzeugung von MitgefühlWenn "That Dragon, Cancer" etwas schafft, dann, die Spielenden emotional zu berühren. Sei es in der Szene, in der die Familie an einem See sitzt und die Eltern einem anderen ihrer Söhne erzählen, warum sein Bruder etwas anders ist als andere Kinder in seinem Alter, während eben dieser Joel sich daran erfreut, eine Ente zu füttern. Oder sei es in den glücklichen Momenten auf dem Spielplatz mit dem vor Freude kichernden Joel, aber auch in den tragischen, in denen es dem Vater kaum noch gelingt, auf dem Klinikzimmer sitzend mit dem von der Krankheit geplagten und nur noch schreienden Sohn umzugehen, ohne zu verzweifeln. Dieses Spiel ist der Versuch von Joels Eltern, all ihre Gedanken und Emotionen über diese wahre Geschichte zu transportieren. Dies gelingt auch tatsächlich häufig, so dass "That Dragon, Cancer" mitunter emotional sehr aufwühlend sein kann. Hierzu trägt auch die passende und berührende musikalische Kulisse bei.
Einfache Spielgestaltung
Das Spiel ist grafisch sowie spielerisch sehr einfach gestaltet. Die Spielwelt ist in überwiegend warmen Farben und in einfacher, abstrahierter Grafik gestaltet. In der Regel bewegt man sich aus der Perspektive des Vaters Ryan oder der Mutter Amy durch die kurzen Szenen, die zu einem großen Teil – wie vermutlich auch in der Realität – aus dem Aufenthalt in der Klinik bestehen, in der Joel behandelt wird.
Die Bewegung erfolgt durch einfaches Klicken in bestimmte Richtungen, durch die sich die Figur aus der Ich-Perspektive weiter in die meist stark vorgegebene Richtung bewegt. Generell lässt einem "That Dragon, Cancer" als Spielende kaum Freiheiten, abgesehen davon, ob man z.B. alle Bilder, die im Krankenhaus hängen, anschauen möchte oder ob man alle Aktionen auf dem Spielplatz, wie z.B. Joel auf der Schaukel anschubsen, nutzen möchte, oder eben nicht. Mini-Spiele während der Geschichte (z.B. in einer Art Kart durch den Krankenhausflur fahren) sind ein Versuch, das Geschehen ein wenig aufzulockern bzw. das Gefühl von etwas mehr Interaktivität zu vermitteln. Diese Spiele sind oftmals (passend zu der Situation) sinnfrei und stellen auch keine Herausforderung dar. Oft ist es auch einerlei, ob die Spielenden überhaupt etwas tun oder einfach nur abwarten.
Möglicherweise lässt sich die gefühlte Sinnlosigkeit sowie die Ungewissheit, was man in manchen Szenen überhaupt tun muss, um im Spiel voranzuschreiten (oder muss ich nur auf den Schnitt warten und es ist egal was ich tue?), aber auch als ein Stilmittel interpretieren, um eben diese Ungewissheit, die Machtlosigkeit und möglicherweise teilweise gefühlte Sinnlosigkeit im Leben der Greens erlebbar zu machen.
Schwere Themen
"That Dragon, Cancer" thematisiert nicht nur den Kampf des jungen Joel gegen seinen Krebs, sondern auch die Bedeutung dieses Schicksals für die Familie, mit all seinen Konsequenzen. Dieses Spiel ist ehrlich. Es beschönigt oder verschweigt nicht, um zu gefallen. Es ist der Versuch, autobiographisch von einem wahren Schicksal zu erzählen. Es geht um Religion, aber auch um die Zweifel an dieser. Ist der Glaube der Frau nur eine Form, sich selbst zu belügen, wie es ihr der Mann vorwirft? Ryan, der Vater, möchte in seiner Verwzweiflung und der Depression versinken, obwohl er dies selbst für selbstsüchtig hält. Wie geht man mit solch einer Diagnose durch den Arzt um? Gibt es einen richtigen Weg? Kann man trotzdem ein glückliches Leben führen? "That Dragon, Cancer" stellt viele Fragen, beantworten muss man sie wahrscheinlich individuell. Aber man fühlt mit.