Spielbeurteilung

Pillars of Eternity

12.08.2015
Komplexe Spielwelt, tiefgründige Geschichten, vielschichtige Themen, taktisch fordernde Kämpfe, unterschiedliche Auswahl-Möglichkeiten bei der Gesprächsführung und moralische Entscheidungen über Leben und Tod. Pillars of Eternity lässt Herzen von Rollspielfans höher schlagen.


Pillars of Eternity spielt in Eora, einer Welt voller Magie und fantasievoller Kreaturen. Gleich zu Beginn gerät man mit seinem wahlweise männlichen oder weiblichen Hauptcharakter in eine Art magischen Sturm, was zur Folge hat, dass in einem besondere Fähigkeiten geweckt werden, und man als sogenannter „Wächter“ fortan in die Seelen anderer Menschen schauen kann. Der negative Beigeschmack: Visionen und Alpträume suchen einen heim. Deshalb begibt man sich nun auf die Suche nach der Ursache und einer möglichen Heilung.

Pillars of Eternity ist ein klassisches Rollenspiel im Stil von Baldur's Gate oder Icewind Dale. Das Spiel beginnt mit der Charaktererstellung, in der man zwischen diversen Rassen und Klassen wählen kann und anschließend Werte auf Attribute wie zum Beispiel "Macht" oder "Intelligenz" verteilt. Mit dem selbst erstellten Charakter bewegt man sich anschließend in einer schrägen Draufsicht durch die Spielwelt, führt Gespräche mit anderen Charakteren, bearbeitet kleine und große Quests und bestreitet Kämpfe gegen feindlich gesonnene Wesen. Im Laufe des Spiels schließen sich einem bis zu fünf weitere Charaktere an. Alternativ kann man auch eine komplette Gruppe aus selbst erstellten Charakteren bilden. Durch erfolgreich absolvierte Aufgaben und besiegte Gegner erhält die gesamte Party Erfahrungspunkte, die die einzelnen Charaktere aufleveln lassen. Mit jedem Level-Aufstieg werden die Charaktere stärker und erhalten neue Fähigkeiten.

Bei der Charaktererstellung kann man zwischen verschiedenen Rassen und klassen wählen und anschließend Werte auf Attripute wie Macht oder Intelligenz verteilen.

Besonders viel Wert wird in Pillars of Eternity auf die Geschichte gelegt. Immer wieder tauchen in den Gesprächen Optionen auf, die nur unter Vorraussetzung bestimmter Attribute ausgewählt werden können.
Die Spielwelt ist aus mehreren Gebieten zusammengesetzt, die man über eine Weltkarte aufrufen kann. Nicht alle Gebiete sind von Beginn an freigeschaltet und können so erst nach und nach mit fortschreitendem Spielverlauf und Aufgaben erkundet werden.

Im Laufe des Spiels erhält man eine eigene Burg. Die gleicht zunächst zwar noch einer Ruine, kann aber nach und nach wieder hübsch hergerichtet und ausgebaut werden. Das bringt einem zufällige Aufträge neben den sonst im Spiel verteilten Quests, Gelder durch Steuereinnahmen, Ruf und Ansehen. Außerdem versteckt sich hier der Eingang zu den "Endlosen Pfaden von Od Nua", eine Art zusätzlicher Dungeon, in dem unzählige Gegner auf die Spielenden warten.

In jedem Gebiet lauern Gefahren. Neben Wölfen und Drachen hat es auch so manch ein Mensch auf die Heldengruppe abgesehen.
Pillars of Eternity besteht lediglich aus einem Einzelspielermodus. Dafür können die Spielenden zwischen den Schwierigkeitsgraden "Einfach", "Normal", "Schwer" und "Pfad der Verdammten" wählen.
Anne Sauer
Dieses Spiel wurde getestet von:

Pädagogische Beurteilung:

Pillars of Eternity entstand aus dem Kickstarter-Projekt von 2012 heraus mit dem Ziel, ein Spiel in der Tradition von Baldur‘s Gate, Icewind Dale und Planetscape: Torment umzusetzen. Zahlreiche Rollenspielfans unterstützten mit ihren Spenden das Projekt, sodass in weniger als 24 Stunden das Finanzierungsziel auf Kickstarter erreicht wurde. Damit war Pillars of Eternity seinerzeit die erfolgreichste Finanzierungskampagne eines Spieleprojekts auf Kickstarter. Darüber hinaus wurde das Community-Feedback über den gesamten Entwicklungszeitraum hinweg miteingebunden. Das Ergebnis ist ein rundum gelungener Titel, der Fans von klassischen Rollenspielen jede Menge Spielspaß verspricht.

Besonders viel Wert wird in Pillars of Eternity auf die Geschichte gelegt. Immer wieder tauchen in den Gesprächen Optionen auf, die nur unter Vorraussetzung bestimmter Attribute ausgewählt werden können. Das heißt, hat man seinen Charakter bei der Charaktererstellung beispielsweise mit jeder Menge Intelligenz ausgestattet, kann dieser möglicherweise seinen Gesprächspartner durch geschickte Argumentation manipulieren. Verfügt man nicht über die notwendigen Attribute, erhält man dagegen nur den Hinweis "Voraussetzung nicht erfüllt". Das macht an vielen Stellen neugierig, wüsste man doch gern, ob ein Gespräch nicht hätte anders verlaufen können.

Neben den vielen Gesprächen sind auch Kampfhandlungen sehr präsent in Pillars of Eternity. Die pausierbaren Echtzeit-Kämpfe erfordern dabei viel taktisches Geschick. Die kräftigen Nahkämpfer sollten nach vorn, die Fernkämpfer und Magier mit leichten Rüstungen nach hinten. Vorsicht ist bei der Wahl der Flächenzauber geboten, denn einige davon fügen auch den eigenen Gruppenmitgliedern Schaden zu, wenn sie sich im Wirkungsbereich befinden. Der Schwierigkeitsgrad ist auch auf der leichtesten Stufe nicht zu unterschätzen. Nur eine falsche Entscheidung und der Kampf ist verloren.
Auch sollte die Gruppe immer ausgeruht in einen Kampf gehen, sonst kann es sein, dass sie vor Erschöpfung mehr Schaden nimmt oder keine Zauber anwenden kann. Die Darstellung der Gewalt ist aufgrund der isometrischen Draufsicht nicht explizit. Nur hier und da sind kleine rote Blut-Spritzer zu erkennen, die sich anschließend in Luft auflösen.

Moral spielt in Pillars of Eternity ebenfalls eine besondere Rolle. Oft wird man vor die Entscheidung gestellt, sich für eine von zwei Seiten - richtig und falsch, gut und böse - zu entscheiden. Das ist nicht immer ganz leicht. Glaubt man einer Frau, die meint grundlos verfolgt zu werden oder einem Landstreicher, der behauptet, die Frau werde wegen Kindermordes gesucht. Wie man sich auch entscheidet, eine der beiden Konfliktparteien stirbt oftmals. Eine Konsequenz, der man sich bei jedem Konflikt bewusst sein muss. Manchmal kann man mit geschickter Gesprächsführung einem Kampf aber auch aus dem Weg gehen und einen vermeintlich aggressiven Oger plötzlich als Freund gewinnen. Das macht das Spiel auch bei mehrfachem Spielen interessant.

Fazit:

Pillars of Eternity spricht vor allem diejenigen an, die tiefgründige Geschichten mögen und lange Textpassagen nicht scheuen. Entscheidungen im Spiel haben oftmals tödliche Konsequenzen während die Grenze zwischen Gut und Böse zunehmend verschwimmt. Die Themen sind vielschichtig, richten sich aber eher an eine erwachsenere Zielgruppe. Anspielungen in Texten sind explizit, die Sprache teils rau. Aus diesem Grund eignet sich Pillars of Eternity erst ab einem Alter von 16 Jahren.
Anne Sauer
Dieses Spiel wurde beurteilt von:

Siehe auch

Spielbeurteilung

Baldur’s Gate (1998)

Baldur’s Gate war sicherlich nicht das erste Rollenspiel. Dank seines großen Erfolges hat es seinerzeit jedoch maßgeblich zur Wiederbelebung des Genres beigetragen. In puncto Erzählkunst und Gameplay setzte es Maßstäbe und hat sich daher einen Platz unter den Spiele-Klassikern auf spielbar verdient.

Bildnachweise

[1]Pillars of Eternity[2]Pillars of Eternity[3]Pillars of Eternity[4]Baldur's Gate / Interplay Entertainment / gogdb.org

Schreib einen Kommentar

* Pflichtangaben