Spielbeurteilung

Bloodborne

29.04.2015
Bloodborne fordert die Spielenden zu einer harten Probe heraus. Der Schwierigkeitsgrad ist enorm hoch, die Geschichte gut versteckt, die Spielführung ungewöhnlich. Dennoch fasziniert das Action-Rollenspiel mit seiner tiefgründigen mystischen Welt, die an die Horrorgeschichten eines H. P. Lovecraft erinnert.

Start-Schauplatz von Bloodborne ist die gotisch anmutende Stadt Yharnam, die für ihre fortgeschrittene Medizin bekannt ist. Die Spielenden übernehmen die Rolle eines Jägers oder einer Jägerin und werden aufgefordert, sich auf die Suche nach einem Heilmittel namens Bleichblut zu begeben – warum bleibt zunächst unklar. Zeitgleich greift eine rätselhafte Krankheit in der Stadt um sich, die alle Bewohner in Bestien verwandelt…

In Bloodborne steht vor allem das Erforschen der Spielwelt im Vordergrund. In der gesamten Spielwelt sind geheimnisvolle Items, mysteriöse NPCs und angsteinflößende Gegner verteilt. Die Welt von Bloodborne ist in verschiedene, miteinander verbundene Bereiche aufgeteilt, die man im Spielverlauf ohne große Vorgaben erkunden kann.

Um lange Wege zu sparen, kann man sich von verschiedenen Grabsteinen im Traum des Jägers aus in die anderen Bereiche der Spielwelt teleportieren.


Eine Ausnahme bildet der sogenannte „Traum des Jägers“, der als Rückzugsort für die Spielenden dient. Hat man einen der in der Spielwelt verteilten Respawnpunkte – ein Punkt, an dem man nach einem Tod wiederbelebt wird – aktiviert, kann man sich von diesen in den „Traum des Jägers“ teleportieren. Von hier gelangt man per Schnellreise in alle bereits entdeckten Orte. In der Traumwelt kann man außerdem seine Fähigkeiten und Waffen aufleveln. Dafür benötigt man sogenannte Blutechos, die man beim Besiegen eines Gegners erhält. Sobald man selbst von einem Gegner getötet wird, verliert man die bis dahin gesammelten Blutechos. Man erhält sie nur zurück, wenn man an den Platz, an dem man gestorben ist, zurückkehrt und diese aufsammelt – ohne dabei erneut getötet zu werden.

In Bloodborne hat man eine Haupt- und eine Sekundärwaffe. Während man mit der Hauptwaffe den größten Schaden ausübt, dient die zweite Waffe – meist eine Schusswaffe – zusätzlich der Verteidigung. Schießt man im richtigen Moment, kann man so Gegner während einer Angriffsbewegung abfangen und zum Straucheln bringen.

Die Gegner in Bloodborne reichen von kleinen insektenartigen Monstern bis zu gigantischen Bestien.
Bei einer Verbindung zum Internet sind in Bloodborne verschiedene Multiplayer-Elemente integriert. Zum Beispiel können Spielende Nachrichten hinterlassen und so auf versteckte Gegenstände oder gefährliche Gegner aufmerksam machen. Steht man vor einer schwierigen Hürde, kann man sich andere Spielende zur Hilfe rufen. Allerdings setzen sich Hilfesuchende gleichzeitig der Gefahr aus, das andere Spielende als Feinde in ihre Spielwelt eindringen können – und sie zum Kampf herausfordern.

Pädagogische Beurteilung:

Bloodborne bietet eine eindrucksvolle, stimmige und zugleich mystische Spielwelt und weckt die Neugier, alles in ihr entdecken zu wollen. Grund dafür ist die ungewöhnliche Spielführung, die das Spiel von den gängigen Action-Rollenspielen unterscheidet. Wer die subtil versteckte Geschichte hinter dem Spiel verstehen möchte, muss Dialoge, Item-Beschreibungen und seine Umwelt genau studieren und anschließend deuten. Auf Internetplattformen, wie beispielsweise YouTube, findet man daher zahlreiche Videos von Spielenden, die sich an einer Interpretation der Geschehnisse versuchen, die selbst wiederum anschließend im Kommentarbereich energisch diskutiert wird.

Zudem handelt es sich in Bloodborne um eine dynamische Spielwelt, die dem Spiel zusätzliche Tiefe verleiht. Nicht nur die Orte selbst verändern sich im Laufe des Spiels, auch die NPCs bewegen sich ebenso wie die Spielenden durch die Welt und erleben ihre eigenen tragischen Geschichten. Geprägt ist die Welt in Bloodborne von verschiedenen Horror-Motiven, die aus den Werken von H. P. Lovecraft entstammen. Wahnsinn und Wahrnehmungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Alle Figuren scheinen sich an der Schwelle zum Wahnsinn zu befinden – oder haben diese bereits überschritten. Das Horrorszenario, in dem Bloodborne spielt, ist auch von Blut und unheimlichen Monstern gezeichnet. Zwar lassen sich diese klar als fiktiv erkennen, dennoch können einige Bilder auf jüngere Spielende verstörend wirken.

Zusätzlich sorgt der hohe Schwierigkeitsgrad für intensive Spielmomente. Jeder Gegner sollte, zumindest beim ersten Aufeinandertreffen, ernst genommen werden und erfordert eine eigene taktische Herangehensweise. Da jeder Schlag potentiell gefährlich sein kann und ein Schild zur Abwehr in Bloodborne fehlt, ist vor allem Geduld und Geschick bei Kämpfen gefragt. Wer nur zuschlägt, ohne in den richtigen Momenten auszuweichen, wird es sehr schwer haben. Allerdings gehört sterben, aus den Fehlern lernen und es erneut versuchen zum Spielprinzip dazu. Das Erfolgserlebnis, wenn ein schwieriger Gegner endlich besiegt wurde, ist dafür umso größer. Andererseits kann sich auch Frust schnell einstellen, wenn zahlreiche Versuche missglücken. Bloodborne bietet hier die Möglichkeit, sich nach einem Spieltod erst einmal an schwächeren Gegnern zu probieren und die Spielfigur aufzuleveln – um es so später erneut zu versuchen.

Fazit:

Bloodborne sorgt mit seinem forderndem Gameplay und einer subtilen, dafür tiefgründigen Geschichte für eine intensive Spielerfahrung. Für Neulinge kann der hohe Schwierigkeitsgrad jedoch für einige Frustmomente sorgen. Aufgrund der dichten Spannung und Elementen aus dem Horror-Genre eignet sich Bloodborne erst für ein Publikum ab 18 Jahren.
Sarah Pützer
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Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Sony[3]Sony[4]Square Enix[5]Dragon Age: Inquisition

4 Kommentare

Arno Fischer schreibt:

Hallo Frau Pützer, könnten Sie noch genauer erläutern, wieso Sie zu einer anderen Einstufung als die USK gelangen? Anders gefragt: Welche Kriterien könnten denn dafür sprechen, dass das Spiel schon für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet ist?

10.06.2015 um 22:38
Sarah Pützer (Redaktion spielbar.de) schreibt:

Lieber Herr Fischer,

während die Alterskennzeichnung der USK das Gefährdungspotenzial von Spielen angibt, geben wir auf spielbar.de eine pädagogische Eignung zu den jeweiligen Spielen. Es handelt sich also um zwei unterschiedliche Bewertungen, die nicht in Konkurrenz zueinander laufen.

Die USK bewertet ein Spiel mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren, sobald Gewalthandlungen gezeigt werden, Auseinandersetzungen und Kämpfe aber weiterhin als Spiel erkennbar bleiben. Bei Bloodborne ist dies durch die fantastischen Elemente gegeben, die die Spielwelt eindeutig als fiktiv markieren. Nach USK-Bewertung wird daher die Entwicklung der Jugendlichen ab 16 Jahren durch Bloodborne nicht nachhaltig beeinträchtigt.

Die pädagogische Einschätzung von spielbar.de gibt dagegen auch an, welche Anforderungen an die Spielenden gestellt werden. Bei Bloodborne ist die Geschichte subtil versteckt – damit sie sich voll entfaltet, ist eine hohe Rezeptionsleistung seitens der Spielenden gefordert. Der hohe Schwierigkeitsgrad im Zusammenspiel mit den Horror-Elementen sorgt für eine hohe Anspannung und intensive Spielmomente. Aus diesen Gründen ist aus pädagogischer Sicht Bloodborne ab 18 Jahren geeignet.

Weitere Informationen zur Alterskennzeichnung ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG finden Sie auf der offiziellen Seite der USK.

Herzliche Grüße
Sarah Pützer (Redaktion spielbar.de)

11.06.2015 um 10:24
Arno Fischer schreibt:

Hallo Frau Pützer, danke für die schnelle Antwort. Nun habe ich eine weitere Frage zum Verhältnis USK/spielbar.de.

Ich verstehe, dass die beiden Bewertungssysteme im Grunde unabhängig voneinander sind; auf der einen Seite das Gefährdungspotential, auf der anderen Seite die pädagogische Eignung eines Spiels.

Bei den Prüfungsmaßstäben der USK finden sich in meinen Augen aber ebenfalls pädagogische Kriterien. Sie nennen beispielsweise den Schwierigkeitsgrad eines Spiels als pädagogisches Kriterium. Die USK führt auf der Homepage als Kriterium für eine Freigabe ohne Altersbeschränkung an: "Der ruhigere Spielaufbau setzt auch jüngere Kinder nicht unter einen hohen Handlungsdruck. Auch die Spielaufgaben sind dann kindgerecht". Das klingt sehr nach der Beurteilung des Schwierigkeitsgrads.

Der Schwierigkeitsgrad ist ein ganz gutes Beispiel. Ein hoher Schwierigkeitsgrad führt sicherlich dazu, dass ein Spiel pädagogisch erst für ältere Kinder geeignet ist. Aber warum soll er die Entwicklung von Kindern beeinträchtigen? Das ist der Maßstab des § 14 Abs. 1 JuSchG, das Gefährdungspotential, das die USK zu bewerten hat.

Prüft die USK also mit dem Schwierigkeitsgrad (unzulässigerweise?) die pädagogische Eignung eines Spiels? Eigentlich schreibt sie selbst auf ihrer Homepage zur Freigabe ohne Altersbeschränkung: "Das Alterskennzeichen gibt jedoch keine Information darüber, ob das Spiel für Vorschulkinder geeignet oder pädagogisch wertvoll ist".

Vielleicht können Sie dazu noch etwas sagen.

14.06.2015 um 12:11
Sarah Pützer (Redaktion spielbar.de) schreibt:

Hallo Herr Fischer,

Sie stellen hier eine sehr spannende Frage. In diesem Fall wenden Sie sich aber am besten direkt an die Ansprechpartner der USK, die Ihnen ihr Bewertungssystem genauer aufschlüsseln können. Alle Kontaktdaten finden Sie unter http://www.usk.de/die-usk/team/kontakt/.

Liebe Grüße
Sarah Pützer (Redaktion spielbar.de)

16.06.2015 um 10:24


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