Spielbeurteilung

DayZ

16.03.2016
Die Modifikation der Militärsimulation ARMA 2, DayZ, gibt eine grobe Rahmenhandlung vor, konkrete Spielziele setzt sich aber jeder selbst. Unsere Spieletester von total verpLANt haben sich das Spiel genauer angeschaut. Ihr Fazit: Überzeugendes Spielkonzept für Erwachsene, das lange Zeit unterhält.
DayZ beginnt an der Küste eines 225 km² großen, fiktiven Landes namens Chernarus. Nach dem Ausbruch einer ungeklärten Viruserkrankung ist ein Großteil der Bevölkerung in Zombies verwandelt worden. Als einer von wenigen Überlebenden startet man nun in ein gefährliches Abenteuer.

Die Ausrüstung muss man sich erst mühsam selbst zusammensuchen.


Bis hierhin erinnert es noch alles an ein klassisches Zombie-Survival-Game. Die Besonderheit ist aber jetzt: Kein Ort muss erreicht, kein Heilmittel gefunden oder Endboss besiegt werden. Die einzige Aufgabe ist zu überleben. Dazu muss sich der Spieler oder die Spielerin ins Landesinnere kämpfen um Wasser, Nahrung, Munition, Medikamente und Ausrüstung zu finden. Zwei verschiedene Fraktionen machen einem dabei das Leben ziemlich schwer. Zum einen die Zombies, auf deren Speisekarte man steht, zum anderen Mitspielerinnen und -spieler, die das gleiche Ziel haben wie man selbst und sich dafür möglicherweise gegen einen stellen.

Wo ein Zombie ist, ist meist auch ein anderer.
Die Anzeigen sind minimalistisch gehalten: Neben einer Anzeige, die Auskunft gibt über die Menge an Munition für das eigene Gewehr (soweit vorhanden), informieren sechs weitere Symbole über den Status des eigenen Spielcharakters, dessen Sichtbarkeit für andere, Körpertemperatur, Hunger und Durst sowie sein gesundheitlicher Zustand. Ändert sich eine Anzeige muss man möglichst schnell darauf reagieren, um den eigenen Charakter am Leben zu erhalten. Blinkt beispielsweise die Nahrungsanzeige rot hilft es, etwas zu essen. Sinkt dagegen die Körpertemperatur ab, muss man sich aufwärmen. Denn wer stirbt, verliert seine komplette Ausrüstung und beginnt wieder an der Küste.

Einfache Symbole am Bildschirmrand geben Auskunft über den Zustand des eigenen Spielcharakters.


Gesteuert wird entweder aus der First- oder Third-Person-Perspektive mittels klassischer WASD-Steuerung. Kommuniziert wird in Day Z hauptsächlich über Sprachsteuerung mit Headsets. Einen Chat gibt es zwar, dieser ist jedoch auf vielen Servern deaktiviert.

DayZ ist eine Modifikation für die Militärsimulation ARMA 2. Binnen kurzer Zeit war das Spiel so erfolgreich, dass die ArmA 2 Entwickler zusammen mit den Mod-Entwicklern eine Stand-Alone-Version entwickeln. Diese soll um die 15€ kosten und mit besserer Grafik und Enginge ausgestattet sein. Das Veröffentlichungsdatum ist noch nicht klar.
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Pädagogische Beurteilung:

DayZ ist ein Spiel, dass nicht gerade durch eine überragende Grafik oder ausgefeilten Soundkulisse auffällt. Das muss es auch nicht. Was DayZ in unseren Augen zum Ausnahmespiel macht, ist die Situation, dass jeder Spieler zu erst einmal auf sich alleine gestellt ist. Wer stirbt, verliert seine komplette (oft mühsam zusammengesammelte) Ausrüstung und beginnt von vorn. Von daher sind Konfrontationen mit anderen Spielern oft sehr spannend und unvorhersehbar. Oft sind wir während unseres Testes anderen Spielern begegnet, die uns ohne Rücksicht überfallen, erledigt und ausgeraubt haben. Dadurch haben wir unsere komplette Ausrüstung verloren. Natürlich kann so eine Situation aber auch ganz anders verlaufen. Einmal haben wir erlebt, dass uns ein fremder Spieler eine gute Waffe und Nahrung geschenkt hat und wieder davongezogen ist. Bei jeder Konfrontation mit einem Spieler stellt sich immer die Frage: Ist er friedlich? Wird er mir in den Rücken fallen? Sollte ich ihm helfen? Oder versuchen unbemerkt davonzuschleichen? Durch diese Anspannung gewöhnt man sich schnell einen sehr vorsichtigen und vorausschauenden Spielstil an. Durchballern in Rambo-Manier lenkt in DayZ nur die Aufmerksamkeit von Zombies und Mitspielern auf einen, denen wir irgendwann nicht mehr entfliehen können. Stattdessen führt behutsames, vorausschauendes Vorgehen meist zum Erfolg und entschleunigt das Gameplay von DayZ im Vergleich zu anderen Zombie-Shootern auf angenehme Art und Weise.

Geiz und Habsucht versus Kooperation und Unterstützung
Es ist vorteilhaft, mit anderen zusammenzuarbeiten. Im Team sind die Überlebenschancen eindeutig höher. Zwar muss sich so Nahrung und Wasser geteilt werden, jedoch lässt sich so auch einfacher mit Zombies oder feindlichen Mitspielern umgehen.

Neben zahlreichen kleinen Dörfern gibt es auch eine handvoll größerer Städte. Dort gibt es bessere Ausrüstung, viel Nahrung und Medikamente. Dort wimmelt es aber auch von Zombies und anderen Spielern, die nur auf unerfahrene Spieler warten, um ihnen Rüstung und Munition abzunehmen. In Foren und auf YouTube gibt es Beispiele für regelrechte Entführungen, in denen Spieler von anderen Spielern dazu gezwungen wurden in Autos einsteigen und an einen abgelegenen Ort gefahren wurden, um ihn dort auszurauben. All diese Situationen ergeben sich nicht durch eingebaute Skripte oder Mechaniken, sie entstehen durch die Freiheit, die jeder Spieler hat. Er kann mit anderen Spielern zusammenarbeiten oder als Bandit durch das Land streifen. Da jeder Angst um seine mühsam zusammengesammelten Items hat, spielt man automatisch vorsichtiger.

Dort liegt aber auch unser Kritikpunkt. Natürlich ist es spannend, wenn durch die freie Mechanik, die „fehlenden“ Regeln oder Ziele eigene Storys entstehen. Jedoch kann es für manche Spieler durchaus unangenehm sein, wenn wir auf einmal von fünf bewaffneten Mitspielern überfallen und dazu gezwungen werden, unsere Waffen abzulegen oder in ein Auto zu steigen. Natürlich können wir so einer Situation entkommen, in dem wir das Spiel mit Alt + F4 beenden (leider wird das häufig genutzt) – auf der anderen Seite hat man aber vielleicht gerade vorher drei Stunden Ausrüstung gesucht und endlich etwas Gutes gefunden und möchte dies natürlich nicht wieder verlieren.

Fazit:

Es macht Spaß nicht zu wissen, was man erleben wird, wenn man dieses Spiel spielt. Durch die offene Mechanik ohne Regeln oder Vorgaben erschafft sich jeder Spieler seine eigene Geschichte. Die Story und die Zombies geben eine grobe Rahmenhandlung vor, den Rest erledigt der Spieler selbst. Wir haben uns oft in unseren DayZ-Sessions eigene Ziele gesetzt, z.B. dass wir den Flughafen im Norden des Gebietes erreichen wollen. Die Strecke zu bewältigen dauert ca. gute 30-40 In-Game-Minuten und meistens sind bis dahin aber auch schon wieder zahlreiche andere Situationen entstanden.
Wir sagen: tolles Beispiel, wie man mit wenig Mitteln eine tolle Spielmechanik erstellen kann, in der der Spieler der Geschichtenschreiber ist. Durch die Gewalt gegenüber anderen Spielern und den Zombies und den teilweise psychischen Stress ist diese Modifikation jedoch nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zu empfehlen.
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Siehe auch

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Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]DayZ[3]DayZ[4]DayZ[5]The Walking Dead / Telltale Games / https://store.steampowered.com/app/207610/The_Walking_Dead/[6]Rust / Facepunch Studios / steampowered.com[7]Fortnite: Battle Royale / Epic Games

1 Kommentar

Sandy schreibt:

DayZ ist ja auch noch nicht final, das mit der Grafik haben sie aber besser hingekriegt als die Macher von Operation Flashpoint II, denn ArmA II sah deutlich besser aus, wenn auch der Spielreiz geringer war...

14.08.2013 um 15:25


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