Spielbeurteilung

XCOM: Enemy Unknown

30.11.2012
Das XCOM-Kommando ist die letzte Verteidigungslinie der Menschheit gegen außerirdische Invasoren. Die Besonderheit in diesem Strategiespiel: Es müssen nicht nur Soldaten kommandiert, sondern auch wirtschaftliche und politische Entscheidungen getroffen werden. Taktik und Weitblick entscheiden über den Erfolg.

Aliens greifen die Erde an, entführen Menschen und zerstören Städte. Im Angesicht der außerirdischen Bedrohung fassen 16 Nationen den Entschluss, eine internationale Eingreiftruppe ins Leben zu rufen, um die Menschheit zu verteidigen: das XCOM-Projekt. Die Spielenden übernehmen das Kommando über dieses Verteidigungsprojekt und steuern so, aus einer unterirdischen Basis heraus, die Ausrichtung der Forschung und Produktion sowie die direkte Koordination der Truppen auf dem Schlachtfeld.

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Der Aufbau der Basis steht unter ständigem Druck, begrenzte Ressourcen effektiv einzusetzen. Man muss entscheiden, ob man beispielsweise die Entwicklung neuer Waffen vorantreibt oder an einem erbeuteten UFO forscht. Gleichzeitig müssen neue Ausrüstung für die Soldaten, Satelliten zur Luftraumüberwachung und der Basisausbau finanziert werden. Geld für solche Vorhaben kommt von den Mitgliedsstaaten des XCOM-Rates. Die unterstützen das Projekt allerdings nur so lange, wie sie auch beschützt werden. Breitet sich Panik in einem Land aus, zieht es seine Finanzierung zurück. Die Zeit pausiert in der Basisübersicht.

Bewaffnete Konflikte und Auseinandersetzungen mit der außerirdischen Bedrohung werden mit Bodentruppen gelöst. Bis zu sechs Soldatinnen oder Soldaten werden dafür im entsprechenden Zielgebiet abgesetzt. In einer isometrischen Ansicht (von schräg oben) bewegt man die einzelnen Figuren mit Maus und Tastatur durch Stadtgebiete oder bewaldete Landstriche auf der Suche nach den Invasoren. Das ganze geschieht rundenbasiert, sprich, die Spielzüge der eigenen und feindlichen Einheiten geschehen abwechselnd. Ein Zeitlimit für einen Zug gibt es nur im Multiplayer-Modus. Jede Figur besitzt im Kampf individuelle Ausrüstungsgegenstände und Fähigkeiten, die sich mit wachsender Erfahrung verbessern.

XCOM: Enemy Unknown führt anfangs in einem umfangreichen Tutorial in die Steuerung auf dem Schlachtfeld ein und erklärt die verschiedenen Funktionen der Basis. Das Spiel bietet vier Schwierigkeitsgrade („Leicht“, „Normal“, „Klassisch“ und „Unmöglich“), sowie den „Ironman“-Spielmodus, in dem das Laden vorheriger Spielstände nicht möglich ist. Jede Entscheidung ist hier endgültig. Wenn man das Spiel verliert, muss man komplett von vorn beginnen. Daneben bietet ein Multiplayer-Modus die Möglichkeit, online in selbst zusammenstellbaren Alien- oder XCOM-Teams gegeneinander anzutreten. XCOM: Enemy Unknown wird über einen Steam-Account aktiviert, danach ist es offline spielbar.

Pädagogische Beurteilung:

XCOM: Enemy Unknown ist die offizielle Neuauflage des 1994 erschienenen UFO: Enemy Unknown und richtet sich dementsprechend an diejenigen, die sich für herausfordernde Strategiespiele mit taktischen Elementen begeistern können. Der Schwierigkeitsgrad ist bereits auf der zweiten Stufe („Normal“) sehr fordernd. Unerfahrene sollten mit „Leicht“ starten und auf jeden Fall das Tutorial absolvieren. Da sich kleinere und größere Rückschläge im Spiel praktisch nicht vermeiden lassen, gehören auch Frustrationserlebnisse zum Spiel. Angehende XCOM-Kommandierende sollten damit umzugehen wissen. Dies gilt insbesondere für den Ironman-Spielmodus, in dem jeder Soldatentod endgültig ist. Grade hier liegt aber auch ein besonderer Reiz: Wenn jeder Befehl unwiderruflich ist, steigt die Spannung noch stärker an, als im normalen Spiel.

Über den gesamten Spielverlauf hinweg müssen Entscheidungen getroffen werden, bei denen es oftmals keine „richtige“ Lösung gibt. Werden beispielsweise mehrere Staaten zugleich Opfer von Überfällen, gilt es strategisch zu handeln. Das bedeutet im Zweifelsfall auch, dass ein Land geopfert werden muss. Hinzu kommt die ständige Ressourcenknappheit, die verhindert, dass man alle gewünschten Projekte zeitgleich umsetzen kann. Wer hier zu einseitig agiert, wird früher oder später ins Hintertreffen geraten. Bei XCOM: Enemy Unknown muss man neben einer global-strategischen auch eine wirtschaftliche Perspektive einnehmen, um erfolgreich zu sein.

Beim rundenbasierten, taktischen Kampf wird ein guter Überblick über das Schlachtfeld verlangt: Wo könnten sich Gegner verstecken, wo der Scharfschütze in Position gehen und auf welchem Weg haben die Sturmsoldaten ausreichend Deckung? Der Fokus des Kampfes liegt klar auf dem taktischen Agieren und cleveren Positionieren der eigenen Einheiten. Auch wenn XCOM: Enemy Unknown durch die isometrische Perspektive und die futuristische Geschichte Möglichkeiten zur Distanzierung bietet, sind die Gewaltdarstellung sowie die Kämpfe realistisch. Blut ist deutlich als solches erkennbar. Stilistische Mittel, wie Zeitlupe und Nahaufnahme in actionreichen Momenten, sorgen für ein intensives Spielerlebnis. Gewalt ist das einzige Konfliktlösungsmittel in der Auseinandersetzung mit der außerirdischen Bedrohung. Alternative Lösungswege gibt es nicht. Aufgrund der Darstellung, des kampfbetonten Grundmusters und der spannungsgeladenen Atmosphäre in Kampfsituationen ist das Spiel nicht für Jugendliche unter 16 Jahren geeignet. Über 16-Jährigen bietet das Strategiespiel einen komplexen taktischen, kampfbetonten und interessanten Genre-Mix mit hohem Wiederspielwert.
Christian Knop
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