Spielbeurteilung

Naughty Bear

02.08.2010
Der Naughty Bear ist ein typisches Mobbing-Opfer. Doch nun schlägt der Teddy zurück und bestraft all jene, die sich ihm gegenüber gemein verhalten haben. Ungewöhnlicher Kontrast zwischen niedlicher Knuddeloptik und grausamer Gewalt. Schwarzer Humor für Spielende ab 16 Jahren.
Der Naughty Bear ist ein Außenseiter-Teddybär. Sein Fell ist schmutzig und verklebt, sein linkes Ohr zur Hälfte abgerissen. Von den anderen Teddys auf der „Insel der Perfektion“ wird er verspottet und gemobbt. Die Grenze des Ertragbaren ist erreicht, als der ungeliebte Naughty Bear von einer Geburtstagsfeier ausgeschlossen und wegen seines mühevoll eingepackten Geschenks ausgelacht wird. Er sinnt auf Rache.
Der Naughty Bear aus gleichnamigen Spiel wird auf der "Insel der Perfektion" von den anderen Teddies verspottet.

Die Spielenden übernehmen die Rolle des Naughty Bears. Ihr Spielziel: gemein sein und die anderen Teddybären für ihr Mobbing-Verhalten zu bestrafen. Dazu steht ihnen ein großes Arsenal an Waffen zur Verfügung, darunter zum Beispiel Baseballschläger, Bärenfallen, Äxte oder auch Pistolen. Außerdem verfügt der Naughty Bear über die besondere Fähigkeit, andere Bären von hinten so sehr zu erschrecken, dass sie denk- und handlungsunfähig werden.
Nachdem er bei einer Geburtstagsparty verspottet wird, beginnt der Naughty Bear sich an seinen Mobbern zu rächen.

Der Erfolg des Naughty Bears wird in Gemeinheitspunkten gemessen. Diese erhalten die Spielenden, wenn sie auf besonders brutale und unterschiedliche Art und Weise gemein sind, andere Bären beispielsweise hinterrücks angreifen oder erschrecken, und eine hohe Zahl an Gegenständen und Geräten zerstören beziehungsweise sabotieren. Vorsicht ist dennoch geboten, denn die anderen Bären wehren sich auch, antworten mit Gegengewalt.
Über sieben Kapitel ist es die Hauptaufgaben, gemein zu sein, die Spielenden können außerdem versteckte Party-Gegenstände und Bärenkostüme aufspüren, die dem Hauptcharakter zusätzliche Fähigkeiten und Stärken verleihen.

Der Rachefeldzug führt die Spielenden über sieben Kapitel mit jeweils fünf Szenarien. Neben der Hauptaufgabe, gemein zu sein, können die Spielenden versteckte Party-Gegenstände aufspüren und zahlreiche Bärenkostüme entdecken. Diese verleihen dem Hauptcharakter zusätzliche Fähigkeiten und Stärken.

Im Mehrspielermodus, der sich wiederum aus vier unterschiedlichen Modi zusammensetzt, können bis zu 64 Spielende gleichzeitig online mit- beziehungsweise gegeneinander spielen. Die Modi unterscheiden sich hauptsächlich in der Zielstellung. So bilden die Spielenden beispielsweise zwei Teams und versuchen jeweils in den Besitz des einen Kuchens zu kommen. Ist das geschafft, gilt es den Kuchen eine bestimmte Zeit lang gegenüber dem anderen Team zu verteidigen. In einem anderen Modus müssen die Spielenden kooperativ zusammenarbeiten, um Aufgaben zu lösen.
Anne Sauer
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Pädagogische Beurteilung:

Der arme kleine Teddybär. Keiner hat ihn lieb! Das Spiel scheint auf den ersten Blick harmlos. Der comichafte Stil ist reduziert und unrealistisch. Die musikalische Untermalung ist durchgängig kindlich-fröhlich. Der Sprecher, eine Art innere Stimme des Hauptcharakters, betont einzelne Wörter übertrieben deutlich, ähnlich einem Geschichtenerzähler aus einem Kinderhörbuch. Alles scheint darauf ausgerichtet zu sein, besonders niedlich und kindgerecht zu wirken. Im Kontrast dazu steht der Spielinhalt. Die „Bestrafung“ und „Vernichtung“ der anderen Teddys, wie es wortwörtlich im Spiel heißt, gibt dem Naughty Bear eine gewisse Genugtuung. Mit Aussagen des Sprechers wie „ES IST GEMEINSEIN ZEIT“ oder „TOTALE ENTPLÜSCHUNG“ wird der Naughty Bear, und somit die Spielenden, zusätzlich angestachelt. Der sadistische Ansatz wird verstärkt durch die Tatsache, dass nicht das bloße Töten mit Punkten belohnt wird, sondern die Art und Weise, WIE gemordet wird. Je abwechslungsreicher und hinterhältiger die Taten, umso besser für die Erreichung des Spielziels.

Eine gewisse strategische Komponente muss man dem Spiel aber zugestehen. Denn Gemeinheiten können nicht immer kopfüber ausgeführt werden, sie müssen geplant sein. Zunächst wird beispielsweise die Toilette sabotiert, anschließend versteckt man sich in einem Schrank. Jetzt heißt es abwarten, bis ein nichts ahnender Teddy die Toilette reparierieren kommt. In dem Moment kann der Naughty Bear aus seinem Versteck springen, sein Opfer zur Bewegungsunfähigkeit erschrecken und ihn anschließend ausschalten.

Alternativ kann man auch den einfachen, eintönigen Weg wählen und zur Hieb- oder Schusswaffe greifen. In dem Fall bleibt die Punktezahl aber vergleichsweise niedrig. Das wiederum kann dazu führen, dass keine neuen Spielabschnitte freigeschaltet werden. Dann muss das zuvor gespielte Level wiederholt werden, was auf Dauer frustriert. Hier verlangt das Spiel eine Menge Geduld ab.

Fazit:

Der starke Gegensatz zwischen niedlicher Knuddel-Optik und fast schon psychotischer Gewalt spaltet die Gemüter. Während die einen durch das makabere Spiel verschreckt werden, es gar abstoßend finden, bietet das Spiel denjenigen, die mit dem schwarzen Humor umzugehen wissen durchaus Spielspaß, wenn auch nicht über einen langen Zeitraum hinweg. Das Thema Mobbing ist etwas, mit dem bereits Kinder und Jugendliche konfrontiert werden. Sie können sich daher leicht mit dem Hauptcharakter identifizieren. Doch gerade für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ist der tiefschwarze Humor des Spiels nur schwer verständlich und womöglich verstörend. Deshalb und aufgrund der positiven Sanktionierung von Gewalthandlungen gehört Naughty Bear keinesfalls in die Hände Unter-16-jähriger.
Anne Sauer
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Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Naughty Bear / 505 Games / igdb.com[3]Naughty Bear / 505 Games / igdb.com[4]Naughty Bear / 505 Games / igdb.com[5]Zeno Clash / Koch Media / store.steampowered.com[6]Implosion – Never Lose Hope

1 Kommentar

Anne Sauer (Redaktion spielbar.de) schreibt:

Der arme kleine Teddybär. Keiner hat ihn lieb! Das Spiel scheint auf den ersten Blick harmlos. Der comichafte Stil ist reduziert und unrealistisch. Die musikalische Untermalung ist durchgängig kindlich-fröhlich. Der Sprecher, eine Art innere Stimme des Hauptcharakters, betont einzelne Wörter übertrieben deutlich, ähnlich einem Geschichtenerzähler aus einem Kinderhörbuch. Alles scheint darauf ausgerichtet zu sein, besonders niedlich und kindgerecht zu wirken. Im Kontrast dazu steht der Spielinhalt. Die „Bestrafung“ und „Vernichtung“ der anderen Teddys, wie es wortwörtlich im Spiel heißt, gibt dem Naughty Bear eine gewisse Genugtuung. Mit Aussagen des Sprechers wie „ES IST GEMEINSEIN ZEIT“ oder „TOTALE ENTPLÜSCHUNG“ wird der Naughty Bear, und somit die Spielenden, zusätzlich angestachelt. Der sadistische Ansatz wird verstärkt durch die Tatsache, dass nicht das bloße Töten mit Punkten belohnt wird, sondern die Art und Weise, WIE gemordet wird. Je abwechslungsreicher und hinterhältiger die Taten, umso besser für die Erreichung des Spielziels.

Eine gewisse strategische Komponente muss man dem Spiel aber zugestehen. Denn Gemeinheiten können nicht immer kopfüber ausgeführt werden, sie müssen geplant sein. Zunächst wird beispielsweise die Toilette sabotiert, anschließend versteckt man sich in einem Schrank. Jetzt heißt es abwarten, bis ein nichts ahnender Teddy die Toilette reparierieren kommt. In dem Moment kann der Naughty Bear aus seinem Versteck springen, sein Opfer zur Bewegungsunfähigkeit erschrecken und ihn anschließend ausschalten.
Alternativ kann man auch den einfachen, eintönigen Weg wählen und zur Hieb- oder Schusswaffe greifen. In dem Fall bleibt die Punktezahl aber vergleichsweise niedrig. Das wiederum kann dazu führen, dass keine neuen Spielabschnitte freigeschaltet werden. Dann muss das zuvor gespielte Level wiederholt werden, was auf Dauer frustriert. Hier verlangt das Spiel eine Menge Geduld ab.

Der starke Gegensatz zwischen niedlicher Knuddel-Optik und fast schon psychotischer Gewalt spaltet die Gemüter. Während die einen durch das makabere Spiel verschreckt werden, es gar abstoßend finden, bietet das Spiel denjenigen, die mit dem schwarzen Humor umzugehen wissen durchaus Spielspaß, wenn auch nicht über einen langen Zeitraum hinweg. Das Thema Mobbing ist etwas, mit dem bereits Kinder und Jugendliche konfrontiert werden. Sie können sich daher leicht mit dem Hauptcharakter identifizieren. Doch gerade für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ist der tiefschwarze Humor des Spiels nur schwer verständlich und womöglich verstörend. Deshalb und aufgrund der positiven Sanktionierung von Gewalthandlungen gehört Naughty Bear keinesfalls in die Hände Unter-16-Jähriger.

29.07.2010 um 15:14