Spielbeurteilung

Devil’s Tuning Fork

25.03.2010
Sehen trotz völliger Dunkelheit? In diesem außergewöhnlichen Independent Game orientieren sich die Spielenden allein mithilfe visualisierter Schallwellen. Diese erinnern an das Echolot von Delphinen oder Fledermäusen. Eine ganz neue Erfahrung für Spielende.
Eine Gruppe von Studierenden der DePaul Universität in Chicago erhielt die Aufgabe, innerhalb von sechs Monaten ein originelles Spiel zu entwickeln und umzusetzen, um es für den Independent Games Award einzureichen. Das entstandene „Devil’s Tuning Fork“ (zu deutsch: Stimmgabel des Teufels) gehört zu den zehn Gewinnern der Kategorie Student Showcase im Independent Games Festival.
Die Spielenden schlüpfen in die Rolle eines Kindes.

„Devil’s Tuning Fork“ ist eine Art Puzzle-Spiel, bei dem die Spielenden den Weg durch eine labyrinthartige, dreidimensionale Welt finden müssen. Gegner gibt es bei diesem Spiel in dem Sinne nicht, nur kleine Rätsel. Zur Hintergrundgeschichte: Eine unerklärliche Epidemie lässt Kinder weltweit in ein Koma fallen. Eines davon wacht in einer alternativen Realität auf, in der völlige Dunkelheit herrscht. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle dieses einen Kindes. Es liegt nun an ihnen, den Grund für die Epidemie herauszufinden und die anderen Kinder, die ebenfalls in der alternativen Realität gefangen sind, zu befreien. Erst dann können sie selbst dieser Welt entfliehen und aus dem eigenen Koma erwachen.
Anlass dafür ist eine ausgebrochene Epidemie.

Um sich in der Dunkelheit orientieren zu können, erhalten die Spielenden zu Beginn eine Stimmgabel. Diese gibt Schallwellen ab, die den Spielenden visuell dargestellt werden. Neben der reinen Orientierung können diese Schallwellen auch verschlossene Türen öffnen oder Mechanismen auslösen, die schwebende Plattformen in Bewegung setzen.

Die Spielenden müssen in einem Labyrinth Aufgaben lösen.
Das Spiel wird automatisch an verschiedenen Checkpoints gespeichert. Sie sind immer dann im Labyrinth verteilt, wenn eine schwierigere Aufgabe folgt, die die Spielenden möglicherweise wiederholen müssen. Wird das Spiel beendet, werden diese Speicherpunkte gelöscht. Man muss dann wieder von vorn beginnen.
„Devil's Tuning Fork“ wird als kostenloser Download angeboten.

Weblink

Devil’s Tuning Fork auf itch.io
Anne Sauer
Dieses Spiel wurde getestet von:

Pädagogische Beurteilung:

„Devil’s Tuning Fork“ besticht mit seiner außergewöhnlichen und originellen Grafik. Die gestreifte Darstellung der Umgebung durch die Schallwellen erinnert an die Visualisierung der Echo-Ortung von Delphinen und Fledermäusen. Die Spielenden fühlen sich in eine fremdartige Welt versetzt. Teilweise stellen die sich ständig bewegenden Streifen die eigene Wahrnehmung auf den Kopf. Ähnlich optischen Täuschungen lassen sie scheinbare Bewegungen erkennen, wo keine sind.

Die Atmosphäre in „Devil’s Tuning Fork“ ist düster und einsam, nicht allein durch die völlige Dunkelheit, in der man sich zunächst befindet. Die Szenerie gleicht einer Art Burg, die Räume sind allesamt groß aber ohne viele Details. Man schreitet durch riesige Tore, die einen klein erscheinen lassen. Auf dem Weg durch die labyrinthartige Welt trifft man keine lebende Person, nur Plüschtiere in jedem Raum, die symbolartig für die in dieser düsteren Welt gefangenen Kinder stehen. Die Musik ist ruhig, wird aber hier und da von ängstlich klingenden Kinderstimmen überlagert. „Where am I?“, „Anyone there?“ oder „Daddy, I can’t see! I’m scared! Daddy, I want to go home!” sind nur einige Beispiele. Diese Stimmen klingen, als würden sie von weiter weg kommen, was das Gefühl der Einsamkeit bei einem selbst verstärkt.

Die Idee, die visuellen Schallwellen nicht nur als Mittel der Orientierung, sondern auch zum aktivieren verschiedener Mechanismen zu benutzen, ist gut. Leider wiederholen sich die Aufgaben während des Spiels zu sehr: Verschlossene Türen öffnen sich beispielsweise immer erst, wenn alle Plüschtiere eingesammelt wurden und/oder eine Glocke mithilfe erzeugter Schallwellen getroffen wurde. Schwebende Plattformen werden durch Auslösen von Gong-Schlägen in Bewegung gesetzt. In den höheren Level müssen die Spielenden außerdem eine Menge Geduld zeigen, wenn sie diverse Male auf die sich bewegenden Plattformen warten müssen, um von einem Ort zu einem anderen zu gelangen. Hier wären mehr Abwechslung und interaktive Möglichkeiten wünschenswert.
Auch die Story selber könnte noch stärker herausgearbeitet werden. Die Kinderstimmen im Hintergrund beispielsweise bieten sehr viel Potential, um durch die Geschichte zu führen. Derzeit erscheinen sie nur am Rand und erzeugen Atmosphäre.

Fazit:

„Devil’s Tuning Fork“ wurde in kürzester Zeit umgesetzt, in nur sechs Monaten von der Konzeption bis zur Umsetzung. Das merkt man dem Spiel ein wenig an. Ein Test lohnt sich aber dennoch, allein schon der Optik zuliebe. Aufgrund der Orientierungsschwierigkeiten, die Kinder überfordern kann, und dem daraus resultierenden Frustrationsgrad empfehlen wir das Spiel ab 12 Jahren.
Anne Sauer
Dieses Spiel wurde beurteilt von:

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Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Devil’s Tuning Fork / DePaul Universität / cs14productions.com[3]Devil’s Tuning Fork / DePaul Universität / cs14productions.com[4]Devil’s Tuning Fork / DePaul Universität / cs14productions.com[5]World of Goo / 2DBoy / gog.com[6]Zeno Clash / Koch Media / store.steampowered.com[7]Loco Roco / Sony /playstation.com

2 Kommentare

Anne Sauer (Redaktion spielbar.de) schreibt:

„Devil’s Tuning For“k besticht mit seiner außergewöhnlichen und originellen Grafik. Die gestreifte Darstellung der Umgebung durch die Schallwellen erinnert an die Visualisierung der Echo-Ortung von Delphinen und Fledermäusen. Die Spielenden fühlen sich in eine fremdartige Welt versetzt. Teilweise stellen die sich ständig bewegenden Streifen die eigene Wahrnehmung auf den Kopf. Ähnlich optischen Täuschungen lassen sie scheinbare Bewegungen erkennen, wo keine sind.

Die Atmosphäre in „Devil’s Tuning Fork“ ist düster und einsam, nicht allein durch die völlige Dunkelheit, in der man sich zunächst befindet. Die Szenerie gleicht einer Art Burg, die Räume sind allesamt groß aber ohne viele Details. Man schreitet durch riesige Tore, die einen klein erscheinen lassen. Auf dem Weg durch die labyrinthartige Welt trifft man keine lebende Person, nur Plüschtiere in jedem Raum, die symbolartig für die in dieser düsteren Welt gefangenen Kinder stehen. Die Musik ist ruhig, wird aber hier und da von ängstlich klingenden Kinderstimmen überlagert. „Where am I?“, „Anyone there?“ oder „Daddy, I can’t see! I’m scared! Daddy, I want to go home!” sind nur einige Beispiele. Diese Stimmen klingen, als würden sie von weiter weg kommen, was das Gefühl der Einsamkeit bei einem selbst verstärkt.

Die Idee, die visuellen Schallwellen nicht nur als Mittel der Orientierung sondern auch zum aktivieren verschiedener Mechanismen zu benutzen, ist gut. Leider wiederholen sich die Aufgaben während des Spiels zu sehr: Verschlossene Türen öffnen sich beispielsweise immer erst, wenn alle Plüschtiere eingesammelt wurden und/oder eine Glocke mithilfe erzeugter Schallwellen getroffen wurde. Schwebende Plattformen werden durch Auslösen von Gong-Schlägen in Bewegung gesetzt. In den höheren Level müssen die Spielenden außerdem eine Menge Geduld zeigen, wenn sie diverse Male auf die sich bewegenden Plattformen warten müssen, um von einem Ort zu einem anderen zu gelangen. Hier wären mehr Abwechslung und interaktive Möglichkeiten wünschenswert.
Auch die Story selber könnte noch stärker herausgearbeitet werden. Die Kinderstimmen im Hintergrund beispielsweise bieten sehr viel Potential, um durch die Geschichte zu führen. Derzeit erscheinen sie nur am Rand und erzeugen Atmosphäre.

„Devil’s Tuning Fork“ wurde in kürzester Zeit umgesetzt, in nur sechs Monaten von der Konzeption bis zur Umsetzung. Das merkt man dem Spiel ein wenig an. Ein Test lohnt sich aber dennoch, allein schon der Optik zuliebe. Aufgrund der Orientierungsschwierigkeiten, die Kinder überfordern kann, und dem daraus resultierenden Frustrationsgrad empfehlen wir das Spiel ab 12 Jahren.

22.03.2010 um 15:36
Dimitar schreibt:

Das Game is der absolute Burner.

13.04.2010 um 09:09


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