Spielbeurteilung

DOOM (1993)

30.09.2011
Doom war nicht der erste Ego-Shooter, wohl aber der populärste seine Zeit. Vor allem seine 3D-Grafik setzte Maßstäbe. Für großen Diskussionsstoff sorgte die blutig inszenierte Gewaltanwendung als einzige Strategie des Überlebens im Spiel. Doom wurde 1994 indiziert. 2011 wurde die Indizierung aufgehoben.
Computerspiele werden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) dann indiziert, sprich als jugendgefährdend eingestuft, wenn sie geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden. Indizierte Computerspiele dürfen Kindern und Jugendlichen in keinster Weise zugänglich sein. Eine Bewerbung oder öffentliche Ausstellung ist ebenfalls ausgeschlossen.

Als Space Marine kämpft man gegen Dämonen, die in Folge von Experimenten aus einem Tor zur Hölle entflohen sind.
Doom, was so viel bedeutet wie „Verderben“ oder „Untergang“, wurde 1994 indiziert. Ausschlaggebend für die Entscheidung waren unter anderem die unausweichlichen Gewalttaten und Kampfhandlungen gegen menschenähnliche Wesen sowie deren deutliche Visualisierung und akustische Untermalung. Im August 2011 wurde die Indizierungsentscheidung auf Antrag der Inhaberin der Nutzungsrechte an Doom aufgehoben. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) gab Doom im Anschluss daran ab 16 Jahren frei.

Worum es im Spiel genau geht: Die Menschheit steht kurz vor ihrer Vernichtung und die Spielenden sind ihre letzte Hoffnung. In der Rolle eines Soldaten, ausgestattet mit einem Arsenal an Waffen, machen sie sich auf, die Labyrinth-artige Spielwelt zu erforschen. Hinter jeder Ecke lauern Gefahren, hinterhältige Fallen und Gegner. Letztere variieren in Stärke, Fähigkeiten und Waffen, so dass sich die Spielenden auf jeden Gegnertyp neu einstellen müssen. Hauptziel ist das Überleben. Überlebensstrategie ist die Anwendung von Gewalt.

Eine niedrige Lebensenergie spiegelt sich in einem verletzten Avatarbild wider. Um wieder zu Kräften zu kommen, muss man sogenannte PowerUps (durch Berührung aufzunehmende Gegenstände) finden.
Dazu sammeln die Spielenden auf ihrem Weg Munition zum Nachrüsten und Medizinkästen zum Auffüllen der Lebensenergie ein. Im Laufe des Spiels stehen ihnen außerdem immer neue, effektivere Waffen zur Verfügung, angefangen bei einer Kettensäge über eine Pistole, ein Maschinengewehr bis hin zum futuristischen Plasma-Gewehr. Doom bietet verschiedene Schwierigkeitsstufen, die sich in erster Linie durch die Zahl der vorhandenen Gegner unterscheidet.

Spielfigur attackiert Gegner mit Kettensäge
Die menschenähnlichen Gegner können mit martialischen Mitteln ausgeschaltet werden.
Ungeachtet der fragwürdigen Spielinhalte brachte es Doom in der Spielergemeinde zu großer Popularität. Hauptgrund war die zu dieser Zeit beispielslose 3D-Grafik in einem Computerspiel. Außerdem wurde durch den Mehrspielermodus von Doom die Idee des netzwerkbasierten Spiels bekannt und populär. Auch die hier beschriebenen Spielelemente wurden vielfach adaptiert und sind noch heute für Ego-Shooter typisch. Für das Genre kann Doom daher als Klassiker gelten, auch wenn die Indizierungsentscheidung von 1994 bis August 2011 Gültigkeit behielt.

Fortsetzung

Doom II (1994, indiziert von 1994 bis 2011, seit 2011 USK: 16)

Weblink

"Doom" aus der Liste der jugendgefährdenden Medien gestrichen (bundespruefstelle.de)

Siehe auch

Spielbeurteilung

Doom (2016)

Mit Doom (2016) wird ein Meilenstein der Ego-Shooter-Geschichte neu aufgelegt. Dabei treffen schnelle, actionreiche Kämpfe auf moderne 3D-Grafik. Die gezeigte Gewalt wirkt dadurch detailreicher und realistischer als beim Klassiker – und hat in Kinderhänden nichts zu suchen.

Michael Kunczik (2012):

Wirkungen gewalthaltiger Computerspiele auf Jugendliche

Die Diskussion um mediale Gewalt ist so alt wie die Medien selbst. Die Debatte fokussierte insbesondere digitale Spiele, die als interaktives Medium das Interesse der Forschung weckten.

Regelungen & Alterskennzeichen

Für die Altersfreigabe bei digitalen Spielen gibt es auf nationaler und europäischer Ebene verschiedene Kennzeichen. Spielbar.de bietet einen Überblick.

Bildnachweise

2 Kommentare

Kleve/Wesel schreibt:

DOOM und DOOM II sind für Kinder oder Jugendliche nicht geeignet und dürften sicher auch einige Erwachsene überfordern. Bemerkenswert ist, dass die Spieldarstellung viel näher an einem Film, als an einem herkömmlichen Computerspiel ist. So lebt das Spiel geradezu von den dauernden "Kamerafahrten", die - unterstützt von Geräuschen und Musik - einen realistischen Eindruck erzeugen. Gerade weil das Spiel in der Ich-Perspektive gespielt wird, fällt es schwer, Distanz zu wahren und sich nicht von dem Spiel absorbieren zu lassen. Unweigerlich stellt sich die Identifikation mit der Spielfigur ein, man schleicht quasi selbst durch das Labyrinth. Die Fähigkeit, Abstand zu halten und sich von dem Spiel nicht vereinnahmen zu lassen, dürfte bei Kindern oder Jugendlichen kaum oder gar nicht vorhanden sein und kostet auch bei Erwachsenen viel Kraft und Energie.

Das Programm lässt dem Spieler keine Wahl. Er muss möglichst effektiv kämpfen und die Monster töten. Ausweichen oder Verhandeln sind als Handlungsalternativen nicht vorgesehen. Sobald der Spieler in den Bereich eines Monsters eindringt, wird er von ihm angegriffen und Rückzug bringt nur eine Verschnaufpause - jedenfalls in der niedrigsten Spielstufe -, da die Monster immer dort postiert sind, wo der Spieler auf jeden Fall durch muss. In den höheren Schwierigkeitsstufen kann sich der Spieler zusätzlich nicht mehr darauf verlassen, in einem schon von Monstern gesäuberten Bereich sicher zu sein, da auch hier weitere Angreifer auftauchen. So bleibt dem Spieler kaum eine Atempause.

Das Vorgehen der Wahl ist "Augen zu, ballern und durch"! Der Spielhersteller versucht noch nicht einmal ansatzweise, eine Rechtfertigung für die Situation zu konstruieren. Die Monster sind da und nur einer kann überleben bzw. die Menschheit retten. Zwar ist es nicht Aufgabe des Spieles, den Erwerb von sozialer Kompetenz und unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten beim Spieler zu fördern, aber andererseits kann sich der Spieler - wie gezeigt sogar besonders leicht - mit seiner Spielfigur und ihrem Handeln identifizieren und übernimmt eventuell sogar entsprechende Grundeinstellungen.

Schließlich sind DOOM und DOOM II Spiele, in dem die Darstellung von Gewaltanwendung sehr realistisch vorgeführt wird. Je nach verwendeter Waffe zeigen sich Einschusslöcher, spritzt Blut oder zerplatzen die Monster regelrecht. Nach einem "Rundgang" liegen Leichen und Leichenteile herum, sind Blutlachen auf dem Boden und Blutspritzer an den Wänden oder über Einrichtungsgegenstände verteilt. Diese massive Reizüberflutung trägt ganz erheblich zu einer Gewöhnung an und Abstumpfung gegenüber Gewaltanwendung bei. Glücklicherweise geht der Realismus (noch) nicht so weit, dass Monster "lediglich" verwundet werden, sonst würden wohl auch noch ihre zuckenden, stöhnenden, leidenden Körper dargestellt. Das bislang schon erreichte Maß an Darstellungen extremer Gewalt reicht jedoch schon lange aus, das Spiel für Kinder und Jugendliche ungeeignet zu machen.

25.03.1997 um 19:06
Anonym, 17 schreibt:

In mit Monstern gefüllten, düsteren Gewölben würde ich mich eigentlich nicht freiwillig begeben. Trotzdem versetze ich mich mit DOOM in diese Situation und habe auch noch viel Spaß dabei. Das liegt vor allem an der phantasievoll gestalteten Umgebung in der ich, 3D sei dank, wie in Wirklichkeit umherlaufen kann. Anders als bei herkömmlichen, zweidimensionalen Spielen bin ich bei DOOM nicht auf die Richtungen "nach vorn" und "nach hinten" beschränkt. Ich habe die Freiheit in jede Richtung zu gehen, die mir gefällt. Und natürlich haben auch die Gegner diese Freiheit und nutzen sie entsprechend, um mich nicht nur frontal, sondern von allen Seiten her anzugreifen.

Das Spiel verlangt ein überdurchschnittliches Maß an Konzentration, denn bevor die feindlichen Projektile mich zerfetzen muss ich entscheiden, wo die Feinde stehen, welcher Gegner zuerst getötet werden muss und wohin ich zur Not ohne große Energieverluste fliehen kann. Als pures Metzelspiel sehe ich DOOM nicht, da die ganze Aufmachung wie gesagt sehr viel Faszinierendes zu bieten hat. Ohne das Eliminieren von Pixelgegnern, ein Element, ohne das eigentlich kaum ein Spiel auskommt, würde die Begeisterung schnell sinken, da das pure Umherlaufen den Spieler zwangsläufig unterfordern und langweilen würde.

Letztendlich macht es auch viel Spaß, die Gegner mit den diversen, von der Kettensäge bis zum Raketenwerfer, reichenden Waffen umzulegen. Da DOOM nicht auf Realismus, sondern auf Spaß ausgelegt ist und dies durch die Phantasiegestalten auch verdeutlicht wird, kann ich dieses und auch ähnliche Spiele durchaus mit meinem Gewissen vereinbaren.

26.03.1997 um 15:07