Spielbeurteilung

Battleships Forever

09.05.2008
Blaster, Beamer, Demeter und andere Waffen. Das Echtzeit-Strategiespiel „Battleships Forever" inszeniert Weltraumschlachten mit viel Liebe zum Detail. Und das Beste an dem Independent Game: Man kann sich seine Raumschiffe selber bauen.
Weltraumschießereien gehören seit jeher zu den beliebtesten Motiven in Filmen und Computerspielen. Bereits in den 60er-Jahren erfreuten sich Wissenschaftler und Studierende am Spiel „Spacewar", in dem zwei Raumschiffe eine Sonne umkreisen, mit dem Ziel sich gegenseitig abzuschießen. Bei den Schiffen und Geschossen handelte es sich allerdings nur um einfache Punkte auf einem Oszilloskop, alles Weitere war der Vorstellungskraft der Spielenden überlassen. Trotz dieser einfachen Form kam das Spiel damals nicht ohne kühlschrankgroße Rechner aus.

Rechner mit derart kolossalen Ausmaßen sind natürlich schon lange nicht mehr nötig. Und heutzutage muss die Entwicklung von Computerspielen auch nicht mehr gleich ein Forschungsprojekt sein, sondern kann bereits von Einzelpersonen gemeistert werden. So auch im Fall von „Battleships Forever", das von dem jungen Entwickler Sean "th15" Chan aus Singapur programmiert wurde. Der Nachwuchs-Programmierer gehört dort einer Independent-Games-Gruppe an. Sein Spiel stellt er unter der Creative-Commons-Lizenz auf seiner Internetseite zur Verfügung. „Battleships Forever" ist damit ein Beispiel für viele frei verfügbare Spiele von jungen Entwicklerinnen und Entwicklern.

Wie in „Spacewar" geht es auch in „Battleships Forever" in erster Linie darum, gegnerische Raumschiffe abzuschießen, nur ist der Spielaufbau wesentlich komplexer. Vor jeder Mission stellt man sich eine Flotte zusammen, wobei man aus bis zu 17 verschiedenen Zerstörern, Schlacht- und Patrouillenschiffen wählen kann. Die Schiffe, die sich in ihren Fähigkeiten stark unterscheiden, werden im Spiel äußerst detailiert dargestellt. Man sieht eine Art Grundriss der Raumschiffe, auf dem unterschiedliche Schiffssektionen und Waffen deutlich zu erkennen sind. Entscheidend für den Spielerfolg ist die richtige Zusammensetzung der Flotte, da in den Spielmissionen ganz unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. So gilt es zum Beispiel einen Konvoi zu beschützen, eine große Raumstation zu zerstören oder schlicht einen Angriff zu überleben. Die Hauptaufgabe der Spielenden ist aber nicht das schießen (das machen die Schiffe ganz von allein), sondern das geschickte Ausführen taktischer Manöver.

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Die Raumschiffe müssen im Kampf taktisch geschickt eingesetzt werden.


„Battleships Forever" kann in einigen Varianten gespielt werden. Startet man eine Karriere, kann man Schritt für Schritt die wichtigsten taktischen Kniffe erlernen (Career). Außerdem können die Spielerinnen und Spieler in vier vorgefertigten Szenarien versuchen, eine maximale Punktzahl zu erreichen (Skirmish). Im „Sandkasten-Modus" kann man sich ein Szenario nach Wunsch zusammenstellen. Erwähnenswert ist zudem der „Ship Maker", mit dem man sich sein Wunschraumschiff zusammenstellt.

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Im Sandkasten-Modus können die Schiffe verändert werden.



Weblinks

Internetseite des Spiels mit Download-Möglichkeit
Tobias Miller
Dieses Spiel wurde getestet von:

Pädagogische Beurteilung:

Das augenscheinlichste Merkmal des Spiels ist sein innovatives Design. Im Gegensatz zu 3-D-Weltraumabenteuern, in denen Raumschiffe besonders „echt“ wirken sollen, beschränkt sich die Grafik in „Battleships Forever“ auf das Wesentliche. Die Schiffe bestehen aus wenigen Linien und Punkten, die sich zu einem zweidimensionalen Grundriss zusammenfügen. Gerade diese Einfachheit ermöglicht die Darstellung vieler Finessen. Man erkennt in der Großansicht die Struktur der einzelnen Schiffe, ihre Sektionen und ihre Geschütze. Für Raumschiff- und Science-Fictionfans ist das sehr anspornend. Man kann geraume Zeit damit verbringen, nur die unterschiedlichen Schiffe und ihre Offensiv- und Defensivqualitäten kennen zu lernen.

Im Spiel selbst gibt es weder ausschweifende Intros noch eine größere Hintergrundgeschichte. Auch hier beschränkt sich „Battleships Forever“ auf das Wesentliche: Es gibt eigene Schiffe, verbündete Schiffe und gegnerische Schiffe. Vor den kurzen Missionen (ca. 5-10 Minuten Spieldauer) gibt es jeweils eine kurze Auftragsbeschreibung mit den Missionszielen. Die wichtigsten Anforderungen an die Spielenden sind die strategische Planung bei der Auswahl der Schiffe sowie taktisches Geschick bei den Manövern. Das Entdecken der taktischen Möglichkeiten erfordert Übung und Ausdauer.

Die Steuerung des Spiels erfolgt bequem per Maus und durch spezielle Tastenkombinationen. Die wichtigsten Funktionen erlernt man spielerisch. Im Karriere-Modus erwirbt man etwa in jeder Mission neue Kenntnisse. Verschiedene Schwierigkeitsgrade sorgen dafür, dass die Karriere sowohl einen einfachen Einstieg bietet als auch Wiederspielwert besitzt. Eindeutig an fortgeschrittene Spielerinnen und Spieler richtet sich der Skirmish-Modus mit seinen vier unterschiedlichen Missionen. Positiv anzumerken ist, dass man darüber hinaus seine eigene Schiffe bauen und sie im Sandkasten-Modus auch in einem eigenen Szenario einsetzen kann. An dieser Stelle erweist sich “Battleships Forever“ als richtiges Kreativprogramm. Aus einer langen Liste an Bauteilen kann ein individuelles Raumschiff erschaffen werden. Die Schiffssektionen und technischen Systeme werden dabei nach Belieben um den Schiffskern herum angeordnet.

Ein Manko des Spiels ist der nicht vorhandene Mehrspielermodus. Dieser würde sich bei diesem Spiel geradezu anbieten und wäre eine deutliche Bereicherung. Einzige standardmäßige Vergleichsmöglichkeit mit anderen Spielerinnen und Spielern ist der „Highscore“ für die Missionen im Skirmish-Modus. Dort sind aber nur die besten 100 Spielergebnisse gelistet, weshalb die benötigt Punktzahl nahezu unerreichbar ist. Hier stoßen die Möglichkeiten eines einzelnen Indie-Entwicklers offensichtlich an ihre Grenzen. Das ist ein Nachteil gegenüber kommerziellen Computerspielen, bei denen Mehrspieler-Modi über das Internet mittlerweile zur Standardausstattung gehören.

Da „Battleships Forever“ nur über das Internet vertrieben wird, verfügt es über keine Alterskennzeichnung durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Die USK prüft als Instanz des Jugendmedienschutzes nur die Spiele, die in Deutschland auf einem Trägermedium (z.B. CD-ROM oder DVD) vertrieben werden. Download-Spiele wie „Battleships Forever“ werden dagegen nicht begutachtet. Es ist aber festzuhalten, dass das Spiel keinerlei realistische (Gewalt-)Darstellungen enthält und daher für ältere Kinder und Jugendliche unbedenklich ist. Aufgrund der Spielanforderungen ist das Spiel ab einem Alter von 12 Jahren geeignet.


Fazit:

Insgesamt ist „Battleships Forever“ nichts für den Massengeschmack. Wer von einem Weltraumabenteuer eine große Geschichte á la „Star Wars“ oder „Star Trek“ erwartet, wird mit diesem Taktikspiel wenig anfangen können. Wie viele andere Independent Games bedient das Spiel den speziellen Geschmack einiger Menschen, in diesem Fall den von Weltraum-Taktik-Liebhabern. Und ausprobieren schadet nichts, denn das Spiel gibt es ja umsonst.
Tobias Miller
Dieses Spiel wurde beurteilt von:

Siehe auch

Spielbeurteilung

Sins of a Solar Empire

Die Spielenden erforschen das Weltall, beuten Planeten aus und stellen sich in großen Weltraumschlachten ihren Gegnern. Das Strategiespiel in Echtzeit stellt viele Anforderungen an die Spielenden, ist aber trotzdem überschaubar.

Download-Link

Battleships Forever

Hier geht's zum kostenlosen Download der Beta-Version von Battleships Forever.

Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Sins of a Solar Empire / Kalypso / igdb.com[3], (cc by-nd/3.0/)

1 Kommentar

Tobias Miller (Redaktion spielbar.de) schreibt:

Das augenscheinlichste Merkmal des Spiels ist sein innovatives Design. Im Gegensatz zu 3-D-Weltraumabenteuern, in denen Raumschiffe besonders „echt“ wirken sollen, beschränkt sich die Grafik in „Battleships Forever“ auf das Wesentliche. Die Schiffe bestehen aus wenigen Linien und Punkten, die sich zu einem zweidimensionalen Grundriss zusammenfügen. Gerade diese Einfachheit ermöglicht die Darstellung vieler Finessen. Man erkennt in der Großansicht die Struktur der einzelnen Schiffe, ihre Sektionen und ihre Geschütze. Für Raumschiff- und Science-Fictionfans ist das sehr anspornend. Man kann geraume Zeit damit verbringen, nur die unterschiedlichen Schiffe und ihre Offensiv- und Defensivqualitäten kennen zu lernen.

Im Spiel selbst gibt es weder ausschweifende Intros noch eine größere Hintergrundgeschichte. Auch hier beschränkt sich „Battleships Forever“ auf das Wesentliche: Es gibt eigene Schiffe, verbündete Schiffe und gegnerische Schiffe. Vor den kurzen Missionen (ca. 5-10 Minuten Spieldauer) gibt es jeweils eine kurze Auftragsbeschreibung mit den Missionszielen. Die wichtigsten Anforderungen an die Spielenden sind die strategische Planung bei der Auswahl der Schiffe sowie taktisches Geschick bei den Manövern. Das Entdecken der taktischen Möglichkeiten erfordert Übung und Ausdauer.

Die Steuerung des Spiels erfolgt bequem per Maus und durch spezielle Tastenkombinationen. Die wichtigsten Funktionen erlernt man spielerisch. Im Karriere-Modus erwirbt man etwa in jeder Mission neue Kenntnisse. Verschiedene Schwierigkeitsgrade sorgen dafür, dass die Karriere sowohl einen einfachen Einstieg bietet als auch Wiederspielwert besitzt. Eindeutig an fortgeschrittene Spielerinnen und Spieler richtet sich der Skirmish-Modus mit seinen vier unterschiedlichen Missionen. Positiv anzumerken ist, dass man darüber hinaus seine eigene Schiffe bauen und sie im Sandkasten-Modus auch in einem eigenen Szenario einsetzen kann. An dieser Stelle erweist sich “Battleships Forever“ als richtiges Kreativprogramm. Aus einer langen Liste an Bauteilen kann ein individuelles Raumschiff erschaffen werden. Die Schiffssektionen und technischen Systeme werden dabei nach Belieben um den Schiffskern herum angeordnet.

Ein Manko des Spiels ist der nicht vorhandene Mehrspielermodus. Dieser würde sich bei diesem Spiel geradezu anbieten und wäre eine deutliche Bereicherung. Einzige standardmäßige Vergleichsmöglichkeit mit anderen Spielerinnen und Spielern ist der „Highscore“ für die Missionen im Skirmish-Modus. Dort sind aber nur die besten 100 Spielergebnisse gelistet, weshalb die benötigt Punktzahl nahezu unerreichbar ist. Hier stoßen die Möglichkeiten eines einzelnen Indie-Entwicklers offensichtlich an ihre Grenzen. Das ist ein Nachteil gegenüber kommerziellen Computerspielen, bei denen Mehrspieler-Modi über das Internet mittlerweile zur Standardausstattung gehören.

Da „Battleships Forever“ nur über das Internet vertrieben wird, verfügt es über keine Alterskennzeichnung durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Die USK prüft als Instanz des Jugendmedienschutzes nur die Spiele, die in Deutschland auf einem Trägermedium (z.B. CD-ROM oder DVD) vertrieben werden. Download-Spiele wie „Battleships Forever“ werden dagegen nicht begutachtet. Es ist aber festzuhalten, dass das Spiel keinerlei realistische (Gewalt-)Darstellungen enthält und daher für ältere Kinder und Jugendliche unbedenklich ist. Aufgrund der Spielanforderungen ist das Spiel ab einem Alter von 12 Jahren geeignet.

Insgesamt ist „Battleships Forever“ nichts für den Massengeschmack. Wer von einem Weltraumabenteuer eine große Geschichte á la „Star Wars“ oder „Star Trek“ erwartet, wird mit diesem Taktikspiel wenig anfangen können. Wie viele andere Independent Games bedient das Spiel den speziellen Geschmack einiger Menschen, in diesem Fall den von Weltraum-Taktik-Liebhabern. Und ausprobieren schadet nichts, denn das Spiel gibt es ja umsonst.

09.05.2008 um 14:53


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