Daniel Martin Feige (Hrsg.)

Computerspiele: Eine Ästhetik

03.02.2016
Wie kann man sich dem Computerspiel wissenschaftlich annähern? In dem Buch Computerspiele: Eine Ästhetik folgt Autor Daniel Martin Feige einem philosophischen Ansatz und setzt sich tiefgreifend mit der Ästhetik des Computerspiels auseinander. Dabei beschäftigt ihm vor allem eine Frage: Sind Computerspiele Kunst?

Von A wie Americas Army bis Z wie Zelda – die circa 200 Titel umfassende Gameography von Computerspiele: Eine Ästhetik, erschienen 2015 im Suhrkamp Verlag, macht schnell deutlich, mit welchem umfassenden Blick sich der Autor mit dem Medium Computerspiele auseinander gesetzt hat. Daniel Martin Feige ist Professor für Philosophie und Ästhetik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und hat bereits die Bücher Philosophie des Jazz und Kunst als Selbstverständigung veröffentlicht. Mit Computerspiele: Eine Ästhetik widmet er nun 200 Seiten einer „philosophische Analyse der ästhetischen Eigenarten des Computerspiels“, wie der Autor das Ziel seines Buchs nennt.
„Mit Computerspielen ist ein neues ästhetisches Medium entstanden – und die Geburt ästhetischer Medien ist seit jeher von kritischen Stimmen begleitet worden, denen der kulturelle Wandel, der mit diesen Medien einhergeht, nicht geheuer war.“

Computerspiele gibt es in allen Farben und Formen: Ob Pixelteilchen übereinanderstapeln in Tetris oder durch komplexe Welten mit philosophischem Anspruch kämpfen in Bioshock. In Anbetracht der Vielzahl an Spielmöglichkeiten kann man die Frage, ob Computerspiele Kunst seien, nach Daniel Martin Feige so gar nicht stellen: „Wie nicht jeder Film und nicht jedes Musikstück und nicht jedes Bild ein Kunstwerk ist, so ist auch nicht jedes Computerspiel ein Kunstwerk“. Man kann also nicht sagen, DAS Computerspiel sei Kunst, sondern nur über konkrete Titel sprechen. Als Fallbeispiel hat sich der Autor unter anderem mit dem Adventure Brothers: A Tale of Two Sons näher beschäftigt. Hier steuern die Spielenden zwei Brüder mit dem linken und rechten Stick eines Pads gleichzeitig. Nach einer gewissen Zeit stirbt einer der beiden Brüder, die Steuerung, an die man sich bereits gewöhnt hat, wird ausgehebelt. So wird die Entwicklung der Figuren nicht nur in der Erzählung behauptet, sondern auch in der Spielmechanik thematisiert.
„Der Witz von Computerspielen als Kunstwerken besteht darin, dass sich der Spieler im Spielen dieser Computerspiele selbst durchspielt.“

Computerspiele: Eine Ästhetik ist in erster Linie an ein Fachpublikum gerichtet, das sich mit grundsätzlichen Begrifflichkeiten der Philosophie bereits auskennt – oder bereit ist, sich in diese einzuarbeiten. Daniel Martin Feiges Gedankengänge sind klar und nachvollziehbar geschildert, allerdings finden sich auf den Seiten kaum Absätze oder ähnliche Einschnitte, welche den Lesenden eine Pause anbieten. Somit fordert die Lektüre von Computerspiele: Eine Ästhetik die volle Konzentration und eignet sich weniger für zwischendurch. Daniel Martin Feige betrachtet Computerspiele mit einer nüchternen Ernsthaftigkeit, die an keiner Stelle in Euphorie oder Skepsis verweilt – und somit einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mehr als gerecht wird. Seine tiefgreifende philosophische Analyse ist die erste dieser Art im deutschen Sprachraum und macht deutlich: Nicht alle Computerspiele sind Kunst. Aber sie besitzen das Potenzial Kunst zu sein.







Daniel Martin Feige [Hrsg.]: Computerspiele: Eine Ästhetik.
205 Seiten
Verlag: Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft
Erscheinungsdatum: Dezember 2015
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-518-29760-5

 
Sarah Pützer
Dieser Artikel wurde verfasst von:

Siehe auch

Bücher & Materialien

Artikel und Spielebeurteilungen zum Tag "Bücher & Materialien"

Bildnachweise

Schreib einen Kommentar

* Pflichtangaben