Social Games - Die Community als Spieleplattform

19.07.2011
Auf Plattformen sozialer Netzwerke kann man innerhalb der Community Freundschaften pflegen, Nachrichten verschicken und neuerdings auch Saat säen, Kühe melken, Haustiere ankleiden oder zum Mafiaboss aufsteigen. Social Games sind ein Trend mit Vor- und Nachteilen.

Menschen spielen gerne. Und das am liebsten mit oder gegen andere. Mussten wir uns früher noch an einem Tisch gegenüber sitzen, um Mühle oder Halma zu spielen, so können wir heutzutage mit Computer und Internet ganz unabhängig vom Ort mit Freunden spielen. Die Kombination von spielen und interagieren mit anderen Spielenden ist nicht neu. Seit geraumer Zeit wird aber vermehrt auf Onlineplattformen sozialer Netzwerke gespielt. Social Gaming nennt sich dieser Trend.

Oft handelt es sich bei Social Games um Casual Games oder Browserspiele. Sie sprechen daher vor allem Nutzerinnen und Nutzer an, die entweder gelegentlich oder schnell zwischendurch spielen.
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In FarmVille baut man seinen eigenen Bauernhof auf.
Farmville, eine Art virtueller Bauernhof, ist derzeit der erfolgreichste Vertreter der Social Games. Die Spielenden bauen zum Beispiel Kartoffeln an, ernten das Gemüse oder melken Kühe. Dafür erhalten sie Erfahrungspunkte und Spielgeld, mit dem sie weitere Tiere, Pflanzen oder Dekoration wie Zäune und Heuballen erwerben können. Mit zunehmendem Erfolg werden neue Gegenstände freigeschaltet und das eigene Grundstück wächst.

Andere Social Games funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. In Pet Society beispielsweise kümmern sich die Spielenden um ein Haustier, füttern und waschen es, kleiden es ein und dekorieren dessen Haus mit bunter Tapete und Regalen. In Mafia Wars dagegen gilt es, sein eigenes kriminelles Imperium aufzubauen. Man erledigt dazu Jobs, baut Gebäude und tritt gegen andere Spielende an. Im Kampf entscheiden Ausrüstung und Anzahl der eigenen Gang-Mitglieder über Sieg oder Niederlage. Es ist auch möglich, Gebäude anderer Spielenden anzugreifen und sie auf diese Art und Weise zu bestehlen.

Derzeit größte Community-Plattform in dem Zusammenhang ist Facebook, ein Online-Netzwerk mit weltweit mehr als 400 Millionen aktiven Nutzerinnen und Nutzern, so die Angabe der Betreiber. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Das soziale Netzwerk liefert zum einen die große Anzahl potentieller Spielenden, die bereits miteinander vernetzt sind beziehungsweise sich vernetzten können. Gleichzeitig bietet es einfache Formen der Kommunikation, wie automatische Einladungen für ein Spiel, Benachrichtigungen über Spielaktivitäten der eigenen Freunde oder Herausforderungen. In Form eines „News Feed“ sehen die Spielenden dann beispielsweise, wenn ein Freund ein neues Level in einem Spiel erreicht hat, und können direkt darauf reagieren. So motivieren sich die Menschen gegenseitig, zu spielen.

Unabhängig vom Spiel gilt bei Social Games: je mehr Freunde das gleiche Spiel spielen, umso erfolgreicher sind die Spielenden auch darin. Sie senden den Kontakten in ihrer Freundesliste daher automatisch erstellte Einladungen wie „Ich brauche deine Hilfe bei Spiel XY. Bitte melde dich an.“ oder „Schließ dich mir an! Gemeinsam können wir die Top-Spieler werden“. Die Freunde benachrichtigen wiederum deren Freunde, und so weiter. So verbreiten sich Anfragen wie Kettenbriefe im sozialen Netzwerk, die Anzahl der Spielenden steigt schnell an.

Der neue Trend muss aber auch kritisch betrachtet werden werden. Persönliche Profile sind in sozialen Netzwerken oft voller privater Informationen. Möchten die Spielenden ein Spiel auf dieser Plattform spielen, müssen sie dem Anbieter des Spiels zunächst Zugriff auf das eigene Profil erlauben. Die privaten Informationen und die Kontakte in der Freundesliste liegen somit auch für Drittanbieter offen und können unter anderem für personalisierte Werbung genutzt werden. Hinzu kommt, dass die Spiele selbst zwar kostenlos sind, sich aber durch den Verkauf spezieller Gegenstände finanzieren. So können manche Tiere, Pflanzen oder Häuser nur durch reales Geld erworben werden. Es handelt sich hierbei zwar um Kleinstbeträge (Micropayment), doch auch die summieren sich mit der Zeit.
Anne Sauer
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Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Doch kaum einer, der sich in sozialen Netzwerken bewegt, kommt mehr an ihnen vorbei: Social Games. Die Anzahl der unterschiedlichen Spieletitel ist kaum zu überblicken. Im Kern haben sie jedoch vieles gemeinsam.

Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Supercell Oy (Screenshot der Verbraucherzentrale NRW vom 26.01.2017 aus dem Spiel „Hay Day“)[3]Cow Clicker / Ian Bogost / http://bogost.com

2 Kommentare

Arne schreibt:

Hier gibt es eine gelungene Infografik zu social games, vor allem farmville, leider nur auf Englisch und die Zahl zu WoW ist falsch, es sind 11,5000,000 aber sehr aufschlussreich: http://www.onlineschools.org/blog/social-gaming/

23.05.2010 um 10:51
Astrid schreibt:

Ich war ja auch bekennender Farmville-Spieler, bis die Anfragen meiner Freunde (seien es Geschenke oder der Wunsch nach Geschenken oder gar die Anfrage Bauer-Nachbarn zu werden) auf über 30 pro Tag (!) anstiegen. Das war mir dann doch ein wenig viel, zumal man jede Anfrage einzeln anklicken muss, damit man auch etwas davon hat.
Wenn ich so zurückblicke, ist es allerdings interessant, wie viel Zeit ich doch letztendlich mit dem Spiel verbracht habe, obwohl eigentlich gar nichts groß passiert. Im Prinzip wartet man nur darauf, dass die Zeit vergeht, um dann sein Feld abzuernten und im anschließend gleich wieder zu bestellen. Ich glaub der Reiz, der das Spiel ausmacht ist der direkte Vergleich mit den Freunden, die das Spiel ebenfalls spielen. Es hat mich irgendwie angespornt zu spielen, wenn ich gesehen habe, dass ein Freund ein höheres Level oder eine schönere Farm hat als ich.

15.07.2010 um 22:32