Interview mit YouTuberin Kupferfuchs

Let’s Plays, Klischees & Vorurteile

24.06.2016
Games sind schon lange keine reine Männerdomäne mehr – und auch immer mehr Let’s Playerinnen erobern YouTube. Eine von ihnen ist Nadine, besser bekannt unter dem Namen Kupferfuchs. Wie alles angefangen hat, mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen hat und welche Spiele sie am liebsten „let’s playt“ erzählt sie uns im Interview.

Seit 2014 führt die Kölnerin Nadine unter dem Namen Kupferfuchs einen der beliebtesten YouTube-Kanäle im deutschsprachigen Raum und zeigt sich dabei stets offen, frech und nicht auf den Mund gefallen. Diese positive Art überträgt sie auch auf ihren Gaming-Kanal KupferfuchsZockt, den sie vor allem Spiele mit Geschichten widmet, wie sie selbst erzählt. Mit „Trashy Games“ ist sie zudem dreimal die Woche auf dem Digitalkanal RTL II You zu sehen. Wir sprachen mit Nadine über ihre Let’s Plays, ihre neue Sendung, Rollenklischees und ihre Tipps für junge Let’s Playerinnen.

Die Sims 4 gehört zu den Spielen, die Kupferfuchs am liebsten auf ihrem Kanal zeigt. Hier stellt sie sich gerne unter dem Titel "Challenge" kreativen Herausforderungen.


spielbar: Hallo Nadine. Du hast seit 2014 unter dem Namen Kupferfuchs deinen eigenen YouTube-Kanal, auf dem du Sketche, Vlogs und Tutorials hochlädst. Auf der anderen Seite gibt es noch deinen Zweitkanal KupferfuchsZockt, den du Let’s Plays gewidmet hast. Womit hat denn alles angefangen und wie kamst du auf die Idee, YouTuberin zu werden?

Nadine: Angefangen hat alles mit meinen Semesterferien und einem Haufen Langeweile. Zu der Zeit hatte grade eine Person in meinem engeren Umfeld mit YouTube-Videos begonnen, die auch ganz gut liefen, und man riet mir, doch auch einfach mal damit anzufangen.

Gesagt - Getan. Ursprünglich wollte ich Anime- & Manga-Fakten auf meinem Kanal veröffentlichen, aber ich habe schnell gemerkt, dass mir andere Videos noch viel mehr Spaß machen und so entstanden die Art Videos, die nun seit zwei Jahren auf meinem Kanal laufen.

Das Gaming kam später dazu. Ich zocke zwar schon seit ich denken kann, aber hielt mich immer für “zu schlecht” um mich damit öffentlich zu präsentieren. Erst als ich gemerkt habe, dass die Leute es auch gut finden, wenn man vielleicht nicht die Beste in einem Spiel ist, es aber mit Spaß spielt, habe ich mich dann auch getraut meine Let’s Plays zu veröffentlichen.

spielbar: Kannst du uns mehr zu deinem Gaming-Kanal erzählen? Welche Spiele wählst du aus und worauf achtest du dabei?

Nadine: Da ich wie schon erwähnt nicht die allerbesten Skills habe, wähle ich meine Spiele oftmals nach dem Fun-Factor aus. Wobei die meistgeklicktesten Videos auf meinem Kanal immer noch meine Sims 4 Let’s Plays sind. Im Gegensatz zu vermutlich vielen anderen Gaming-Kanälen habe ich einen sehr hohen Anteil an Mädchen und Frauen auf meinem Kanal, und die mögen eben “Geschichten”. Dabei ist es aber oftmal egal, ob diese Geschichte nun bei Sims 4, The Witcher oder GTA 5 erzählt wird.

spielbar: Beim Scrollen durch die Kommentare unter deinen Let’s Plays ist uns aufgefallen, dass hier sowohl Jungen als auch Mädchen aktiv sind. Kannst du uns mehr zu deinen Zuschauern erzählen? Wer gehört zur „Fuchsfamilie“, wie du deine Fans nennst, und wie begegnen sie dir?

Nadine: Ich glaube ich darf wirklich behaupten, dass ich eine wahre “Gold-Community” habe. Glaubt man den Analytics bei YouTube, so hält sich auf beiden Kanälen zusammen gerechnet, das männliche und weibliche Geschlecht eigentlich ziemlich gut die Waage. Alterstechnisch ist auch wirklich alles vertreten. Ich wurde auf Conventions schon von süßen kleinen Mädchen angesprochen und auf Rock-Konzerten von gestandenen bärtigen Männern über 25.

Ich denke das Schöne an meiner Community ist der Zusammenhalt des festen Kerns und der respektvolle und rücksichtsvolle Umgang mit mir und miteinander. Besitzansprüche an den YouTuber, wie es in der Branche oftmals aus anderen Communitys vor kommt, gibt es bei mir eigentlich nicht. Ich darf mich ausprobieren, mal ausfallen oder mich verändern, ohne dass es all zu lauten Protest gibt.

spielbar: Gaming gilt häufig als von Männern dominiertes Feld – auch wenn Statistiken zeigen, dass es gegenläufige Trends gibt. Was sind deine Erfahrungen mit Stereotypen?  Und was kann man deiner Meinung nach tun, um diesen Klischees entgegenzuwirken?

Nadine: Ich habe in meinem Freundeskreis insgesamt tatsächlich mehr weibliche Zocker-Freundinnen als männliche Zocker-Freunde. Ich denke auch, dass die Branche “Gaming” mittlerweile gar nicht mehr so eine Männerdomäne ist, wie sie vielleicht mal war, der Unterschied ist allerdings, dass viele weibliche Zockerinnen oft für sich bleiben und weniger Out-Going sind als die männlichen Kollegen.

Ein Grund dafür dürfte der angesprochene Punkt mit den Klischees sein - als Frau hat man es je nach Plattform immer noch schwer, als “Gamerin” akzeptiert zu werden.

Man erlebt oftmals unpassende Kommentare oder wird von vorne rein als schlechter als das männliche Gegenstück eingestuft.

Wichtig ist, dass solche Klischees endlich aus den Köpfen der Leute verschwinden und ich denke, dass die Zeit das mit sich bringen wird. Natürlich wird es immer Mädchen geben, die denken, dass ein Bikini die passende Bekleidung für einen LoL-Live-Stream ist, aber wenn man sich links und rechts ein bisschen umschaut, wird man sehr schnell merken, dass es schon eine Menge sehr unterhaltsamer und guter Let’s Playerinnen gibt. Ich denke diese werden es auch schaffen, einfach mit ihrer Persönlichkeit, die Klischees nach und nach entstauben zu lassen.

spielbar: Auf dem neuen Digitalkanal RTL II You stellst du in dem Format „Trashy Games“ verschiedene Games vor. Welchen Ansatz verfolgst du da und inwiefern unterscheiden sich die Inhalte von deinem Let’s Play Kanal?

Nadine: Wie schon erwähnt, bin ich wirklich nicht die beste Spielerin die es gibt, dafür aber eine sehr leidenschaftliche - und das ist der Ansatz des Formates. Mir persönlich geht es darum, ein wenig den Ernst aus der Sache zu nehmen, die Zuschauer an meiner Freude teilhaben zu lassen und ihnen vielleicht mit meinem kommentierten Können oder Nicht-Können ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern :)

spielbar: Noch eine Frage zum Schluss: Viele junge weibliche Gamer spielen ebenfalls mit dem Gedanken, einen Let’s Play Kanal zu starten. Was sind deine Tipps und worauf sollten sie dabei achten?

Nadine: Nicht ewig drüber nachdenken, einfach machen! Grade am Anfang zerdenkt man einfach alles und stellt vieles in Frage und lässt vielleicht auch gute Sachen sein, weil man sie für nicht gut genug hält. Ich kann jedem nur empfehlen, wenn er mit Leidenschaft und Freude bei der Sache ist, dann wird es Anklang finden. Man darf nicht mit dem Ansatz an die Sache gehen, möglichst viele Abonnenten und Klicks in kurzer Zeit zu machen, denn die Realität sieht so aus: Denn YouTube ist, auch wenn es vielleicht oftmals anders wirkt, immer auch harte Arbeit.

Aber wie es eben oftmals mit harter Arbeit so ist, zahlt sich diese ja manchmal auch aus.

Inspiration findet man bei vielen Let’s Play Kollegen und als Equipment muss es nicht gleich das teuerste Mikrofon sein. Testet euch aus, schaut was euch Spaß macht, setzt eure Erwartungshaltung nicht zu hoch und der Rest kommt von ganz allein!

spielbar: Vielen Dank für das Interview!

Siehe auch

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Nachbericht PLAY15:

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Im Rahmen des Creative Gaming Festivals PLAY15 drehte sich drei Tage lang alles um die kreativen Möglichkeiten von und mit digitalen Spielen. Auch spielbar.de war mit einem Let’s Play Workshop für Kinder und Jugendliche vor Ort. Hier hatten sie die Chance, ihr eigenes Let’s Play-Video zu erstellen – tolle Ergebnisse inklusive!