Spielbeurteilung

Kerbal Space Program

29.09.2015
Hinter der kindlichen Optik von Kerbal Space Program versteckt sich eine einzigartige Weltraumsimulation, die viele Aspekte der Raumfahrt äußerst realistisch darstellt. Auch im Unterricht findet das Spiel Verwendung. Wer langfristigen Spielspaß haben möchte, muss sich aber erst durch den sperrigen Anfang kämpfen.
In Kerbal Space Program übernehmen die Spielenden die Führungsposition innerhalb eines Weltraumprogramms, das von kleinen, grünen Außerirdischen namens Kerbals durchgeführt wird. Das Spiel startet in der Basisstation, dem sogenannten Kerbal Space Center (kurz: KSC). Hier bauen die Spielenden eigene Raketen und Raumflugzeuge aus einer Auswahl verschiedener Bauteile zusammen. Außerdem kann man im KSC auch neues Personal anheuern, verschiedene Missionen annehmen, um so Ruf und Geldbeutel aufzubessern, und in Forschungen für neue Bauteile investieren.

Die Rakete baut man mittels Baukastensystem zusammen. Danach geht es raus aufs Rollfeld und zum Start.
Ist man mit seiner Rakete zufrieden, kann man sie starten lassen. Hierfür müssen die Spielenden alle Aktionen manuell steuern. Wann also die Rakete beginnt, Bauteile abzukoppeln, um Gewicht zu verlieren, oder Daten zu sammeln, entscheidet man selbst. Dafür muss man mit der rechten Maustaste auf das dafür zuständige Bauteil klicken und die jeweilige Aktion auswählen. Auch die Steuerung der Rakete wird von den Spielenden übernommen.

Im Weltall lässt sich die Rakete leichter lenken, wenn man zur Vogelperspektive wechselt. Die Kugel am unteren Bildschirmrand dient zur Navigation.
Sobald man eine Höhe von etwa 70.000 Meter erreicht hat, befindet sich die Rakete im Orbit. Jetzt kann man neue Planeten ansteuern, erforschen und auf diesen neue Raumbasen aufbauen. So breiten sich die Kerbals im Namen der Forschung immer weiter im Weltraum aus.

Bevor man den neuen Planeten erkunden kann, muss erst die Landung glücken. Dies ist gar nicht so einfach.
In Kerbal Space Program gibt es insgesamt drei Spielmodi. Während der Karrieremodus den Hauptspielmodus darstellt, kann man sich im Science Modus nur auf die Forschungsaspekte des Spiels konzentrieren. Andere Spielelemente, wie die Missionen, sind deaktiviert. Zusätzlich gibt es einen Sandbox Modus, in dem alle Materialien und Bauteile von Beginn an freigeschaltet sind. Man kann außerdem aus vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen: Easy, Normal, Moderate, Hard. Jeder Schwierigkeitsgrad lässt sich individuell nochmal anpassen.

Weblink

KerbalEdu

Pädagogische Beurteilung:

Von den kleinen, knubbeligen Figürchen nicht täuschen lassen: Hinter Kerbal Space Program versteckt sich eine knallharte, hochkomplexe Raumfahrtsimulation, in die man nur mit einem harten Stück Arbeit hineinfindet. Zwar findet man im Menü verschiedene Tutorialsequenzen, die einzelne Aspekte des Spiels abdecken. Allerdings fehlt eine Erklärung, die in das grundlegende Spielprinzip einführt. Als Neueinsteiger fühlt man sich schnell alleine gelassen und muss sich nach dem Prinzip „Learning-by-doing“ selbstständig in das Spiel einarbeiten.

Das ist bei einem komplexen Spiel wie Kerbal Space Program gar nicht so leicht. Ein Beispiel: Beim Start lenken die Spielenden die Rakete nicht nur nach links und rechts, sondern müssen sie auch kippen oder um sich selbst drehen, um die richtige Fluglinie zu erreichen. Die Rakete reagiert dabei höchst realistisch: Einmal zu viel gekippt und sie ist nicht mehr in eine gerade Linie zu lenken. Zudem muss man aufpassen, wann man welches Antriebsteil abkoppelt oder wie viel Gas man gibt. Zu viel und die Rakete überhitzt, zu wenig und man schafft es nicht in den Orbit. Hinzu kommt, dass jede Rakete je nach Schwerpunkt, Größe und Gewicht anders reagiert.

Gerade zu Beginn scheitert man daher sehr oft und legt immer wieder eine Bruchlandung hin. Leider weiß man oftmals nicht, wo der Fehler lag. Ist die Rakete von Grund auf falsch konstruiert – oder muss der Start anders ausgeführt werden? Wer hier keine Lust hat, sich intensiv in das Spiel einzuarbeiten, wird keinen Spaß mit Kerbal Space Program haben. Nach dem sperrigen Einstieg bietet aber Kerbal Space Program langfristig Motivation, denn es gibt dank den zahlreichen Missionen und dem weiten Weltraum immer etwas zu tun und zu entdecken. Da das Spiel außerdem mit einer realistischen Physiksimulation arbeitet und in diesem Punkt einen hohen Realitätsanspruch besitzt, erwerben die Spielenden grundlegendes Wissen zur Raumfahrttechnik.

Mittlerweile hat sich um Kerbal Space Program eine lebhafte Community entwickelt, die das Spiel mit zahlreichen Mods weiterentwickelt. In einem eigenen Wiki haben engagierte Spielende die physikalische und mathematische Basis hinter dem Spiel festgehalten und eigene Tutorials online gestellt. Auch interessant: Seit 2014 befinden sich die Entwickler des Spiels in einer Kooperation mit der NASA. Letztere hofft, so das Interesse zukünftiger Generationen für die Entwicklung neuer Technologien und für die Weltraumforschung zu wecken. Inzwischen ist auch eine auf pädagogische Zwecke ausgerichtete Version des Spiels erschienen, die als KerbalEdu im Bildungsbereich Verwendung findet.

Fazit:

Kerbal Space Program bietet eine einzigartige Weltraumsimulation, die dank realistischer Physik grundlegende Kenntnisse zur Raumfahrt vermittelt – vorausgesetzt man kämpft sich durch den anstrengenden Anfang. Aufgrund der hohen Komplexität und einer fehlenden deutschen Übersetzung, eignet sich das Spiel erst ab einem Alter von 14 Jahren.
Sarah Pützer
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Bildnachweise

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