Spielbeurteilung

Gravity Rush

11.12.2012
In den fiktiven Welten von Computerspielen ist einiges möglich, jetzt auch die Manipulation der Schwerkraft. Gravity Rush zeigt wie es ist, wenn eine komplette Stadt gedreht und gewendet werden kann. Das Action-Adventure glänzt durch dichte Atmosphäre und die charismatische Hauptfigur.

Hekseville ist im Ausnahmezustand! Ein mystischer Sturm tobt über der Stadt, gewaltige rot-schwarze Strudel reißen Menschen und ganze Straßen mitsamt Gebäuden ins Nichts und feindselige Kreaturen, die „Nevi“, terrorisieren die Bewohner. In diesem Chaos schlüpft man in die Rolle von Kat, die mitten in Hekseville ohne Erinnerungen erwacht.

Zusammen mit der Katze Dusty, die der jungen Frau nicht von der Seite weicht, erkundet man die zerrüttete Stadt und stellt bald fest, dass man etwas Besonderes ist: eine Shifterin. Diese Menschen haben die Gabe, die Gravitation zu beeinflussen, wodurch sie an Wänden oder Decken entlang wandern und im freien Raum fliegen können. Es dauert nicht lange, bis die Stadtbewohner auf Kat aufmerksam werden und sie um Hilfe bitten. Und die gutmütige Shifterin hilft. Je mehr sie dabei die Türme und Straßen der fliegenden Stadt erkundet, umso näher kommt sie auch dem Geheimnis, das die turbulenten Zustände in Hekseville erklärt.

Screenshots

Gravity Rush nutzt die verschiedenen Möglichkeiten der PlayStation Vita ausgiebig. Mittels der beiden Joysticks kann man Kat bewegen und die Kameraperspektive verändern. Die verschiedenen Tasten kontrollieren Sprünge, Attacken sowie ihre Gravitationskräfte. Das Touchpad wird zum Ausweichen im Kampf sowie für das Vorantreiben der zahlreichen Dialoge und Zwischensequenzen genutzt. Auch die Neigung der mobilen Konsole beeinflusst durch die integrierten Bewegungssensoren verschiedene Spielinhalte und die Blickrichtung.

Diese umfangreiche Steuerung wird in einem Tutorial erklärt, das am Anfang in die Geschichte des Spiels integriert ist. Von dort an kann ein Großteil des Stadtgebietes frei erkundet werden. Überall finden sich Personen, die etwas über die Stadt und die jüngsten Ereignisse erzählen oder eine Aufgabe zu erledigen haben. Auf einer Übersichtskarte sind alle diese Gesprächspartner und Missionen verzeichnet. Während Story-Missionen die Geschichte vorantreiben, haben Herausforderungs-Missionen die Form von kleinen, wiederholbaren Trainings. Hier müssen in möglichst kurzer Zeit beispielsweise eine Strecke abgelaufen, möglichst viele Nevis ausgeschaltet oder kostbare Juwelen gesammelt werden – das alles geschieht an Böden, Wänden und Decken, im freien Fall nach oben oder schwebend im Raum.

Der Schwierigkeitsgrad ist nicht einstellbar, steigt allerdings im Spielverlauf an. Darüber hinaus bietet der Herausgeber zusätzliche Missionen zum (kostenpflichtigen) Download an.

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Pädagogische Beurteilung:

Die Bewegungsfreiheit ist es, was Gravity Rush besonders macht. Kein Gebäude und keine Schlucht stellt eine Grenze für Kat dar, jedes Häuserdach ist ein Aussichtspunkt in der Stadt. Wenn man sich im dreidimensionalen Hekseville bewegt, erlebt man ein ungewohntes und neues Spielgefühl, das allerdings auch etwas Eingewöhnungszeit benötigt. Insbesondere bei unerfahrenen Spielenden kann sich kurzzeitig Orientierungslosigkeit einstellen, wenn Kat das „Unten“ in schnellem Wechsel verändert, also plötzlich nach oben oder zur Seite „fällt“. Hindernisse, Schleichaufgaben und Kämpfe müssen ebenfalls neu gedacht werden, wenn man nicht mehr an die Erdanziehungskraft gebunden ist.

Gravity Rush fordert (und fördert) räumliches Denken und regt zu neuen, kreativen Lösungsstrategien an. Es bedarf außerdem einer guten Koordination und Reaktion, um die verschiedenen Bewegungen, Attacken und Gravitationskräfte schnell und effektiv zu kombinieren. Das erhöht den Schwierigkeitsgrad, aber, sofern man die Steuerung gemeistert hat, auch den Spielspaß enorm. Die wiederholbaren Herausforderungs-Missionen bieten sich außerdem perfekt zur Übung an.

Die Spielwelt von Gravity Rush ist stimmungsvoll und schafft eine Atmosphäre, die tief ins Spiel eintauchen lässt. Die Mischung aus schwerer Technik, Futurismus und einem Hauch von Mittelalter wirkt düster und zugleich künstlerisch-abstrakt. Hinzu kommen der über der Stadt brodelnde Sturm sowie die zynischen bis ängstlichen Kommentare der Bewohner. In diesem Setting wirkt Kat, die Hauptfigur, fast schon fehlplatziert: Mit ihrem kindlich-verspielten Charme stellt sie eine durchweg gute und unschuldig wirkende Heldin dar. Wie selbstverständlich geht sie kämpfend gegen die unbekannte Bedrohung vor und nutzt ihre besonderen Fähigkeiten durchweg um zu helfen.

Gravity Rush ist keine Geschichte für jüngere Kinder unter zwölf Jahren. Auch wenn der Handlungsverlauf relativ linear ist, existieren plötzliche, spannende Wendungen und Fälle von Betrug und Täuschung. Die Kämpfe orientieren sich aber am fantasiehaften Stil des Spiels. Die Gewaltdarstellung kommt ohne Blut aus und die Nevi verschwinden restlos, wenn sie ausgeschaltet wurden. Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren kommen damit klar.
Christian Knop
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Bildnachweise

1 Kommentar

Maci schreibt:

Auf jeden Fall eine super Grafik! Action pur!
Sehr empfehlenswert.

07.06.2013 um 01:31


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