Spielbeurteilung

Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch

28.05.2013
In Spirit Camera gilt es das Geheimnis eines verfluchten, alten Buches aufzudecken. Doch welche Schicksale stecken hinter den darin enthaltenen namenlosen Fotos und Kritzeleien? Dies gilt es zu lösen. Mit dem 3DS geht es, dank Augmented Reality, auf Geisterjagd im heimischen Wohnzimmer.

Per Post erhält man ein absenderloses Paket mit einem alten, abgenutzten Tagebuch. Neugierig blättert man hindurch: Manche Seiten sind mit beschädigten Fotos beklebt, auf anderen finden sich undeutliche Kinderbilder oder unleserliche Notizen. Welches Geheimnis sich hinter dem violetten Buch befindet, offenbart sich jedoch erst, wenn es mit der sogenannten Camera Obscura (den beiden Außenkameras des Nintendo 3DS) betrachten: Plötzlich erscheinen Schriftzeichen, bewegen sich Bilder und steigen Gestalten aus den eigentlich zweidimensionalen Seiten hervor. Unter anderem treffen die Spielenden so auch auf die geisterhafte Frau Maya, die darum bittet sie vom Fluch des Tagebuchs zu erlösen und gegen die „Frau in Schwarz“ vorzugehen, die Menschen in dem Buch gefangen hält und ihnen ihre Gesichter nimmt.

Screenshots

Gesagt, getan. Die Spielenden erkunden in Spirit Camera die Geheimnisse des violetten Tagebuchs und müssen sich währenddessen gegen die wiederauferstehenden Geister darin verteidigen. Das Spiel baut dafür auf die Augmented Reality (AR)-Funktion des Nintendo 3DS: Das Betrachten der Seiten startet Dialoge, deckt Hinweise auf und rüttelt gefangene Geister wach. Letztere nehmen dann, dank der AR-Funktion, im heimischen Wohn- oder Kinderzimmer Gestalt an und müssen in den meisten Fällen mit Hilfe der Camera Obscura bekämpft werden.

Wer die Geschichte der Kamera und ihre Fähigkeiten,Geister zu bannen und Unsichtbares sichtbar zu machen, noch nicht kennt, dem wird dies zusammen mit der restlichen Steuerung anfangs umfassend erklärt. Außer der Geschichte enthält Spirit Camera noch einige Minispiele, bei denen geisterhafte Erscheinungen auf selbst gemachten Fotos der Umgebung oder auf selbst aufgenommenen Gesichtern sichtbar gemacht werden können. Für weitere Unterhaltung in Form von Kombinations- und Aufmerksamkeitsspielen sorgt die Untersuchung der „besessenen Seiten“ des violetten Tagebuchs. Spirit Camera hat eine englische und japanische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln.

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Anna

Pädagogische Beurteilung:

Spirit Camera ist ein Spiel, das lose an die Geschichte des erfolgreichen Horror-Adventures „Project Zero“ auf der Wii anknüpft. Ebenso düster und spannungsvoll will das Spiel um das violette Tagebuch sein – was ihm wegen einiger technischer Mängel nur teilweise gelingt: Die akustische Untermalung mit heulendem Wind, flüsternden Stimmen und sphärischen Klängen sorgen von Anfang an für ein passend mulmiges Gefühl. Auch die Geschichte um den dazugehörigen Fluch ist gut inszeniert. Die Bilder von gesichtslosen Menschen und Visionen der Gestalten, die in dem Buch gefangen gehalten werden tragen zur Atmosphäre bei, wie auch das vergilbte, zerknitterte und bekritzelte Tagebuch, das dem Spiel als reales Heft mit 16 Seiten beiliegt.

Allerdings gelingt es dem, mit drei bis vier Stunden sehr kurzen Spiel nicht, diese düstere Atmosphäre durchgehend aufrecht zu erhalten. Die häufigen, durch Tastendruck weiter getrieben, Dialoge, verschiedene Menüs und nicht zuletzt das Lesen der Untertitel reißen den Spielenden schnell wieder in die Realität, was dem Spielspaß eher abträglich ist. Darüber hinaus funktioniert das Spiel mit der Augmented Reality und dem dazugehörigen „Tagebuch“ nur bei sehr guten Lichtverhältnissen. Schon ein bedeckter Nachmittagshimmel sorgt für flackernde 3D-Bilder und erschwert das ständige Ausrichten auf eine der Seiten des violetten Buchs. Gruselige Stimmung im Dunkeln gibt es bei Spirit Camera also nicht. Die Situationen, bei denen man sich wegen eines Geräuschs mit dem 3DS umdreht und erschrickt, weil plötzlich eine Gestalt aus dem Bildschirm starrt, erschöpfen sich ebenfalls nach kurzer Zeit, sodass sich insbesondere erfahrene Spielende schnell daran gewöhnen.

Die Bewegungssteuerung, bei der es vor allem auf den Blickwinkel des 3DS ankommt, ist einfach erlernt. Spirit Camera spielt man am besten im Stehen (oder auf einem Drehstuhl), da die zu bekämpfenden Geister in einem 360° Winkel um den Spielenden herum erscheinen können – hier muss man sich einerseits gut orientieren können und andererseits auch auf seine Umgebung achten. Dies gilt ebenso für die Geschichte wie auch für die wenigen Minispiele, die nach der kurzen Handlung noch für etwas zusätzliche Unterhaltung sorgen, aber auch nicht für lange Zeit fesseln. Die Anforderungen der Rätsel an die Kombinationsgabe und das logische Denkvermögen der Spielenden sind darüber hinaus relativ gering.

Spirit Camera liefert eine durchgehend bedrückende Grundstimmung. Die dargestellten Figuren mit ihren teils grausamen Schicksalen wirken durch den 3D-Effekt des Nintendo 3DS sowie die Vermischung aus Realität und Virtualität mittels Augmented Reality besonders realistisch. Distanzierungsmöglichkeiten werden den Spielenden kaum gegeben. Somit ist Spirit Camera nicht für unter 16-Jährige geeignet.
Ältere Jugendliche und Erwachsene mit einer Vorliebe für düstere Geschichten, finden hier allerdings ein solides, wenn auch kurzweiliges, Adventurespiel.
Christian Knop
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