Spielbeurteilung

Mass Effect 3

26.04.2012
Ein übermächtiger Feind, uralte, wiederentdeckte Geheimnisse, politische Machtspiele und ein Held, der versucht die Galaxie zu retten. Der Abschluss der Mass-Effect-Trilogie vereint zahlreiche klassische Handlungselemente zu einem filmreifen Spektakel, das überzeugt.


Nach den Geschehnissen aus Mass Effect 2 sieht es nicht gut aus für Shepard. Des Ranges in der menschlichen Raumflotte enthoben, soll nun über Shepards weiteres Schicksal entschieden werden. Die Verhandlung hat kaum begonnen als sich ein haushohes, futuristisches Raumschiff (eines von vielen) langsam auf die Erde hinab senkt und die Fenster des modernen Gebäudes verdunkelt. Rote Energiestrahlen ziehen vernichtend ihre Bahnen als Explosionen und Schreie an Ohren der anwesenden Charaktere gelangen. Der Blick nach draußen lässt Vorahnung Gewissheit werden: Die Reaper greifen die Erde an! Gegen diese übermächtige Alienrasse ist die Menschheit machtlos – der blaue Planet wird evakuiert.

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Hier übernimmt der oder die Spielende die Steuerung Shepards und wird von einem befreundeten Admiral durch das Kriegsgebiet geleitet. Parallel dazu wird die Steuerung erklärt: Bewegung, Klettern, Deckung und Waffenbenutzung – alles Dinge, die im späteren Spielverlauf zentral sind. Nach den ersten Kämpfen gegen die zahlreichen Aliens der Invasionsstreitmacht gelangt man auf die Normandy, dem Schiff, das im Vorgänger von Mass Effect 3 schon als Basis für die galaxieweiten Operationen genutzt wurde. Und auch hier trifft man wieder auf alte Bekannte, Freunde, Kameraden und Liebschaften.

Bevor diese Geschichte jedoch ihren Anfang nimmt, müssen einige Entscheidungen getroffen werden. Zunächst müssen die Spielenden neben dem Geschlecht Shepards einen von drei Spielmodi wählen: Der Action-Modus legt den Fokus auf die Feuergefechte des Spiels. Das Erlernen neuer Soldaten-Fähigkeiten läuft ebenso automatisch ab, wie die Gespräche in den zahlreichen Zwischensequenzen. Im Rollenspiel-Modus darf zusätzlich Shepards’ Erscheinungsbild sowie seine/ihre Kampfausbildung durch eine von sechs Charakterklassen spezifiziert werden. Die Entwicklung aller Charaktere und die Antworten in Gesprächen können die Spielenden selbst wählen und so die Geschichte in Mass Effect 3 beeinflussen. Der Story-Modus bietet ebenfalls die volle Individualisierung und Gesprächssteuerung, die Charakterentwicklung findet allerdings im Hintergrund statt und die Feuergefechte sind extrem vereinfacht.

Die meisten Kampfsituationen erlebt man in Mass Effect 3 im Team mit zwei auswählbaren Besatzungsmitgliedern, die mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet sind. Deckung, Tarnung und das Befehligen der Begleiter sind dabei integrale Bestandteile des Kampfsystems.

Ziel von Mass Effect 3 ist es, die verschiedenen mehr oder weniger befreundeten Alienrassen auf eine Seite zu ziehen und gemeinsam den Kampf gegen die Reaper anzutreten. Das Spiel bietet, je nach Verhalten des Spielenden und erreichten Erfolgen, drei alternative Enden.

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Mass Effect 2

Pädagogische Beurteilung:

Der Abschluss der Spiel-Trilogie knüpft nahtlos an die Geschehnisse des zweiten Teils an. Fans des Vorgängers werden sich inhaltlich sofort wohlfühlen, aber auch Neulingen wird alles verständlich erklärt und vorgestellt. Die Steuerung und das Deckungssystem benötigen eine kurze Eingewöhnungszeit. Das Spiel bietet hierzu allerdings zahlreiche Hilfe an.

Mass Effect 3 ist ein Spiel für ein breites Publikum: Durch die Wahl der unterschiedlichen Klassen und vor allem der drei Spielmodi ist für jeden etwas dabei. Ego-Shooter-Fans kommen im Action-Modus auf ihre Kosten, während Rollenspielfreunde den Rollenspiel-Modus auskosten können. Der Storymodus bietet die Geschichte ohne schwere Kämpfe – perfekt für Einsteiger.

Das Spiel überzeugt vom ersten Augenblick durch die durchdachte Story und die enge Bindung zwischen den Charakteren. Die Autoren sind in der Lage den Spielenden sofort in den Bann zu ziehen und emotional einzubinden. Wenn Shepard bei einem bewusstlosen Freund am Krankenbett steht und sichtlich besorgt wirkend ein „Los Major, kämpfen sie!“ über die Lippen bringt, fühlt man mit. Mass Effect 3 bietet (vor allem im Rollenspiel- und Story-Modus) zahlreiche Entscheidungsmomente, die die Spielenden dazu zwingen moralisch einen Standpunkt zu beziehen. Jede Entscheidung hat ihre Auswirkungen und durch die unterschiedlichen Interessengruppen, die es gegen die Reaper zu einen gilt, schafft man es selten, allen gerecht zu werden. Um dies darzustellen werden im Spiel Punkte für vorbildhaftes und abtrünniges Verhalten vergeben und die Bereitschaft der einzelnen Gruppen mit Shepard in den Krieg zu ziehen mit erfasst.

Die Atmosphäre von düsteren Forschungskomplexen ist ebenso fesselnd wie die plötzlichen Plotwendungen, die in ihrer Inszenierung großen Hollywood-Filmen in nichts nachstehen. Die Raumstationen und Schiffe wirken durch zahlreiche unabhängig handelnde Figuren immens lebendig. Ein für das Spiel komponierter Soundtrack rundet das Gesamtpaket ab. Nichtsdestotrotz oder grade wegen dieser emotionalen Tiefe, der teilweise düsteren Stimmung, des fesselnden Charakters und der Tatsache, dass ein Großteil der Konflikte mit nur Waffengewalt gelöst werden können, ist Mass Effect 3 nichts für Jugendliche unter 16 Jahren.
Christian Knop
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1 Kommentar

0350 /// Clash of Realities 2012: Schokolade oder Broccoli schreibt:

[...] So erinnern futuristische Gebäude in aktuellen Spielen wie Brink, Deus Ex: Human Revolution oder Mass Effect 3 an Werke zeitgenössischer Architekten wie Calatrava, Hadid und Ito, wie diese Beispiele [...]

19.06.2012 um 10:34


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