Die Kunst nicht ganz perfekt zu sein: „Perfect Woman“

04.04.2014
Die klischeehafte Darstellung von Frauen in Videospielen wurde in der letzten Zeit stark diskutiert. Mit Lea Schönfelders „Perfect Woman“ widmet sich nun ein Spiel selbst dieser Problematik und regt auf eine humorvolle, überspitzte Art die Spielenden zur kritischen Selbstreflexion an.

Als Kind möchte man Prinzessin sein, in der Schule dann das beliebteste Mädchen. Später sollte eine erfolgreiche Karriere folgen, aber dennoch genügend Zeit bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern. Von klein auf wird uns durch Medien gezeigt, was im Leben erstrebenswert ist. Das Indie-Spiel Perfect Woman stellt dieses Konzept in Frage. Inspiriert von Pseudo-Psychotests in Frauenmagazinen, fragt Perfect Woman: „Wie perfekt bist du?“ und zeigt, dass es auch in Ordnung ist, Fehler zu machen.


(Youtube-Video)

Perfect Woman wird momentan für die Xbox One entwickelt und lässt sich mittels Kinect mit Bewegungen steuern. Im Verlauf des Spiels durchlaufen die Spielenden sieben verschiedene Altersstufen einer Frau, angefangen von der Geburt bis zum Tod. In jeder Altersstufe müssen in einem bestimmten Setting verschiedene Posen nachgeahmt werden. Je besser die Spielenden posieren, desto „perfekter“ wird ihr Resultat für das Level. Von den erreichten Punkten beeinflusst, erhält man nach einem Level eine Auswahl von Möglichkeiten, wie das weitere Leben verlaufen soll. Dabei wird es mit Anstieg der Punktzahl immer schwieriger weiterhin perfekt zu sein. Beispielsweise wird bei manchen Posen sogar ein Kopfstand verlangt.




Lea Schönfelder, kreativer Kopf hinter Perfect Woman, sagte in einem Interview mit kleinerdrei.org über ihr Spiel, die Idee solle Menschen Mut machen, nicht immer perfekt sein zu wollen: „Möglichst eine glückliche Beziehung, glückliche, erfolgreiche Kinder und bitte viel erleben, sodass wir im Alter weise und erfahren sind. […] Das kommt schon ziemlich nah an eine Zerreißprobe, dargestellt durch die entsprechenden Posen, die man in Perfect Woman einnehmen muss, heran, oder ?“ Perfect Woman ist dabei mehr Kunstprojekt als Spiel im klassischen Sinne. Die Spielenden werden nicht in einen Highscore-Rausch versetzt, sondern fragen sich am Ende, ob es wirklich so erstrebenswert ist, ein „perfektes“ Leben zu führen.

Es gibt nicht nur glückliche Momente im Leben, auch nicht in Perfect Woman. Hier müssen die Posen einer trauernden Mutter, die ihr Kind verloren hat, nachgeahmt werden.
Die Darstellung von Geschlechterrollen in Medien wird immer wieder kritisiert. 2012 machte beispielsweise Anita Sarkeesian in ihrer Video-Reihe „Tropes vs. Women in Video Games“ auf die klischeebeladene Darstellung weiblicher Figuren in Videospielen aufmerksam. „Perfect Woman“ zeigt, dass Computer- und Videospiele auch einen neuen Ansatz in dieser Problematik bieten können. Im Gegensatz zu anderen Medien, werden hier die Spielenden selbst aktiv, fühlen sich verantwortlich und werden so zur kritischen Selbstreflexion angeregt. Ein künstlerisches Potenzial, das darauf wartet, weiter ausgeschöpft zu werden.

Zitierte Quelle

Lucie (2013): “Es ist auch ok, nicht immer perfekt zu sein!” – Lea Schönfelder über ihr neues Videospiel „Perfect Woman“ und das Spielemachen. In: Kleinerdrei, vom 02.05.2013. Abrufbar unter URL: http://kleinerdrei.org/2013/05/es-ist-auch-ok-nicht-immer-perfekt-zu-sein-lea-schonfelder-uber-ihr-neues-videospiel-perfect-woman-und-das-spielemachen/, vom 19.03.2014.

Weiterführende Links

Diskussion um Sexismus in und um Computerspiele – gerechtfertigt oder übertrieben?

Kategorie Mädchen & Computerspiele auf spielbar.de

Weblinks

Homepage zum Spiel „Perfect Woman“


Interview mit Lea Schönfeld auf kleinerdrei.org
Sarah Pützer
Dieser Artikel wurde verfasst von:

Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Perfect Woman

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